Donnerstag, den 3. Jänner 1924. ,Volksbote* Nr. L - Seite 8. Vas Kreuz am Wege. Line Geschichte von Karl Wolf. Cs war ein herrlicher, prächtiger Sammer- nachmittag, als ich auf einer meiner einsamen ^ Streifereien begriffen, den Weg von der > Schloßruine Hocheppan zu Tale stieg. - Mir war vor dem göttlichen Ausblicke, der sich dem trunkenen Auge bot, so lvunderbar mns Herz, daß ich am liebsten laut hinausge- jubelt hätte in Gottes herrliche Welt, wie die Vögelein ober mir in den Bäumen
zusamm'g'schrumpst, im mer kleiner und kleiner. Und wie die klein' schwarzen Pünktlen von der hellen Straß' fort in Freidhof hinein verschwunden sein. Hab' i laut aufgeschrien: Jetzt bist verlassen und allein, a armes, arines Waiserl! Dem Herrgott da am Kreuz Hab' i die Füß' umfan gen und Hab' gebettelt: Nimm mich auch zu dir, laß mi auch sterben! Und wie mir der Herrgott kein' Antwort geben bot und kein Zeichen, Hab' i am Kreuz g'rütteli, weil i a'me>nt Hab', i must 'n erwecken — und da ist mir sein' Dornenkron
haben, o mein lieber Himmel, wie hat der Mensch ausg'schaut, wie die Sund' selber, Hab' i laut aufgeschrien: Joseph, Joseph, gelt, du hast's nit tan, o sag na! Da hat er mi lang' lang' ang'schaut, ist ein Schritt vorgetreten und sagt: Herr Richter, i hab's getan.' „Schaut's einmal schürf hinunter ins Tal. Zuerst sieht man die Stadt; gelt, die Kirchen schaut über alle Häuser weg. Dort bet' i im mer bei der Gnadenmutter hinter'm Altar für ihn.' „Dann sieht man den Kalvarienberg und das Haslacher Waldele, schaut