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Lienzer Zeitung
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Page 3 of 10
Date: 25.01.1941
Physical description: 10
Kamslag, den 25. Jänner 1941 Folge 4 — Keil« l KVQ LMZK k»k VG« 5WGMZ WVVSC^MlZVRZW^ VKN KSLK-KLe»? 8i»c» v I . KONieSKKVOK (VK2. VKLSVKl») (36. Fortsetzung.) Der jähe Tod ihres jungen, lebensfrischen Neffen, der ihr kaum geschenkt, jetzt wieder entrissen worden war, hotte Frau Weber aus das tiefste erschüttert. Noch ganz benommen von diesem plötzlichen Unglück trat sie Jens Gasteiner entgegen und reichte ihm stumm die Hand. Er neigte sich wortlos darüber und küßte sie. Dann murmelte

er irgendein paar Worte, die ihr wohl sein Beileid zum Tode ides Neffen aussprachen, die aber völlig un verständlich waren. Und sie sagte ihm etwas von einer wunder» baren Fügung Gottes, daß er noch lebe. „Vielleicht wäre es besser gewesen, gnädige Frau, Bodo lebte und ich wäre tot. Mir wäre das Schlimmste erspart geblieben, und — Iwci Menschen wären wahrscheinlich glücklich geworden.' ' „Herr Gasteiner — ich verstehe nicht ' Sie sah in ein leidgefürchtes, zuckendes Männergesicht. Ahnend stieg

ihr ein Wissen auf, das sie mit Schrecken erfüllte. Eva — Bodo —? Ein in seiner Liebe getäuschter und in seiner Ehre auf das tiefste gekränkter Mensch faß vor ihr. Sie verstand und sie begriff, was ihn jetzt forttrieb von hier, von der Frau, die ihm dieses angetan hatte. „Ich komme, gnädige Frau, um Sie zu bit ten, an meiner Stelle hier alles zu regeln, was noch zu regeln ist — ich meine, wenn man ihn findet —, die Bestattung des Toten und so weiter. Bestimmen Sie alles, wie Sie es für gut und richtig halten

. Diese Summe' — er reichte ihr einen verschlossenen Brief umschlag — „übermitteln Sie, bitte, dem al ten Mertens und seinen Leuten, die sich red lich bei den Rettungsarbeiten gemüht haben.' „Es soll alles nach Ihrem Wunsch ge schehen, Herr Gasteiner.' „Von ihnen erfahren Sie auch alles genau, wie das Unglück geschah. Mir erlassen Sie, bitte, es Ihnen zu schildern.' „Ich kann verstehen, daß Ihnen das un möglich ist.' „Und noch etwas, liebe, gnädige Frau, wenn es mir auch schwerfällt, es auszuspre chen

: Nehmen Sie sich, bitte, der völlig zu sammengebrochenen Eva an, bis ihre Mutter kommt. Ich habe sie telefonisch über alles un terrichtet. Sie wird wohl schon morgen ein treffen.' „Es soll geschehen — ich verspreche es Ihnen, Herr Gasteiner.' „Ich danke Ihnen, gnädige Frau, und — und um etwas möchte ich Sie bitten, geben Sie Eva, wenn sie ruhig geworden ist und es ihr besser geht, dieses versiegelte Päckchen von mir. Es enthält die Brieftasche 'des Toten.' Jens Gasteiner stand auf. „Grüßen

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Lienzer Zeitung
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Page 14 of 20
Date: 15.11.1902
Physical description: 20
augelangt; die Verwundete wurde darauf gebettet und unter Leitung des Arztes in ihre Woh nung verbracht. Eine mitleidige Frau führte das verschüchterte Kind nach, und der junge Mann begleitete den Zug. Unterwegs dachte er wieder an die Worte der Frau, die ihn derart interessierte«, daß er beschloß, um jeden Preis eiue nähere Aufklärung zn er langen. Als man die Bahre in der Wohnung niedersetzte, wandte er sich halblaut zu Josepha: „Ist dieser Wolfram nicht Hanpt- kassierer in der N.'schen Bank?' „Kennen

, nachdem sie einen Blick auf die geschnitzte Schwarzwälder Uhr geworfen hatte. „Felix versprach doch, um drei hier zu sein.' „O Du kleine Ungeduld!' scherzte Frau Hagen. „Es ist ja heute nicht Sonntag, nud in der Woche hat er viel zu thun; da kann er die Stunde nicht so genau einhalten.' Irma stieß einen leisen Seufzer aus. Nach Art aller ver liebten Mädchen wünschte sie ihren Verlobten immer in ihrer Nähe zu haben; sie war eifersüchtig auf jede Minute, die er uicht ihr wid mete, und sie sehnte

die Zeit herbei, wo sie ihm ganz angehören durste. „Wenn Du Dich mit einem Buch oder einer Arbeit beschäftigen wolltest,' bemerkte Frau Hagen sanft, „so würde Dir das Warten weniger lästig sein.' „Ach, ich habe jetzt zu nichts Geduld,' gestand Irma ein, „Fe lix muß ja auch jeden Augenblick kommen.' Und in der That, nach kaum fünf Minuten erschien der Maler. Er sah blaß und erregt aus. Irma hatte ihm Vorwürfe machen wollen wegen feiner UnPünktlichkeit, aber sie unterließ es, weil sie mit dem scharfen

Auge der Liebe erkannte, daß ihm etwas Un gewöhnliches begegnet sein mußte. „Was ist geschehen?' fragte sie besorgt, „Du siehst ganz ver ändert aus.' „Ja, ich habe etwas Seltsames erlebt,' erwiderte er, „und eben deswegen konnte ich nicht früher kommen.' „Willst Du es uns nicht erzählen?' sagte Frau Hagen. „Gewiß,' entgegnete er, sich mit Irma neben sie setzend. „Aber es ist eine schlimme Geschichte. Ein Mordanfall auf eine Frau am helllichten Tag im Tiergarten.' „Wie schrecklich!' riefen Mutter

und Tochter entsetzt aus. „Wie ging das zu?' „Ich will es euch erzählen. Heute morgen war ich geschäftlich in Charlottenburg. Auf der Rückfahrt gegen ein Uhr stieg ich im Tiergarten aus und ging ein Stück Wegs durch die Alleen. Aus einmal hörte ich ein Kiud jämmerlich weinen. Es klang so kläg lich, daß es mich antrieb, nachzusehen, was die Ursache war. Als ich hinkam, fand ich einen Knaben von etwa vier Jahren und neben ihm eine Frau am Boden liegend, die aus einer Wunde in der Brust blutete.' „Welch

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Lienzer Zeitung
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Page 15 of 20
Date: 23.01.1914
Physical description: 20
Gardine Brigittens Antlitz ihn: zu lächelte. Wenn sie jetzt auch mit dem Herzliebsten hinaus könnte. Ach, da kam der Doktor ins Schloß. Er war so selten hier ge wesen, trotzdem der Graf viel auf ihn hielt. Frau Schwarz konnte ihn empfangen, sie war ja bis jetzt ohnehin die Reprä sentantin. Brigitte eilte nach unten und traf mit dem Doktor in der kühlen Vorhalle zusammen. „Guten Morgen, Herr Doktor', sagte sie untertänig. Sie hatte Respekt vor dem jungen Arzt, den der Graf bei jeder Unpäß lichkeit

heranzog. „Ist der Herr Graf zu sprechen?' sagte Bredenweg und wischte sich den Schweiß von der hohen Stirn. Er hatte heute schon viele Gänge hinter sich und der Weg zum Schlosse war steil. „Die gräfliche Familie ist eben ausgefahren. Heute nachmittag ist der Graf jedoch sicher zu Hause.' „Gut, dann komme ich heute nachmittag', etwas zögernd klangen seine Worte. Es wäre ihm angenehm gewesen, den Grafen sogleich zu treffen. Er hatte indes kaum ausgeredet, als Frau Schwarz, vom Garten kommend

heit. Heute indes komme ich in einer besonderen Angelegenheit, sie ich dem Grasen vortragen wollte.' „Bielleicht kann ich es bestellen', sagte Frau Schwarz freundlich. „Gut, wenn Sie es übernehmen wollen, soll es mir recht sein, besonders da ich die Sache gerne bald erledigt sehen würde. Sie -Verden wohl schon erfahren haben, daß der Häusler Franz Krämer gestorben ist und vier unverforgte Kinder hinterlassen hat. Ich bin gekommen, um beim Greifen ein gutes Wort einzulegen, daß der Familie

aufgeholfen wird. Die Dorfbewohner sind selbst meist arm und ich tat, was in meinen Kräften stand, indes bin ich nicht in der Lage, den Armen genügend Unterstützung zu spenden. Da dachte ich .. „Daß der Herr. Graf ein mildtätig Herz habe', fiel ihm Frau Zchwarz ins Wort. „Ja, Doktor, das wird er gerne tun. Er ist stets ein Helfer der Armen. Es wird keine Schwierigkeiten haben und wenn Sie vielleicht zum Mittag nochmals erscheinen möchten, oder ich schicke einen Diener zu Ihnen mit der Antwort des Grafen

.' „Ich danke Ihnen, Frau Schwarz', sagte Doktor Bredenweg rfreut. „Das wäre das beste. Es wird dem Grafen zum Segen gereichen, dieser armen Familie auszuhelfen.' „Also, abgemacht,' erwiderte Frau Schwarz, „bis heute nach mittag ist die Sache erledigt und der Familie geholfen.' „Sie sind zu gütig, Frau Schwarz', entgegnete der Doktor. Eine edle Seele, eine Fürsprecherin des Guten. Unser Herrgott kann sich freuen, viel solcher Frauen zu sinden.' „Doktor, Sie stellen mich viel zu hoch. Ich kenn' meine Pflicht

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Page 9 of 24
Date: 03.01.1903
Physical description: 24
. Ä. Rohracher, Bürgermeister s. Fam. Hochw Herr Joh. Hartmair, Pfarrer in Meransen. Familie Oberhueber, Kaufmann etc. Hr. Josef Kleinlercher, Privat. „ Andr. Kleinlercher, Privat. „ Cafsian Kleinlercher, Privat. „ Eduard Oberkircher, Schloßbesitzer. „ Leander Keibl, k. k. Bez.-Offizial im R. „ Josef Aichholzer, k. k. Forstmeister im R. „ Dr. Adalbert Hell, k. k. Grundbuchs- Commissär s. Frau. „ Alois Herrnegger. Kaufmann mit Fam. „ August Gander, Buchbinder mit Fam. . Anton Troyer, Glaser und Spängler

mit Frau. vom 3. Jänner 1W3. ' Hr. Anton Majerotto, Glaser und Spängler mit Fam. „ Franz Guggenberger, Bäckermeister mit Frau. Fr. Franziska Lugsch, Heizhauschefs-Witwe. Hr. Dr. Albert Kirchberger, pract. Arzt mit Frau. Fr. Maria Witwe Spielmann, Hausbesitzerin , mit Fam. Hr. Franz Zuegg. Bäckermeister mit Frau. „ Franz Emberger, Schuhmachermeister. „ Johann Ludl, Ob.-Conducteur mit Frau. „ Dr. Anton Wurnig, Stadt- und Spital- Arzt mit Fam. „ Franz Speibenwein, Selchwarenhändler mit Fam. Josef Sailler

, Wachszieher mit Fam. „ Georg Groß, Musiklehrer mit Fam. ,/ Josef Wimmer, Gärbermeister mit Fam. „ Victor Riebler, Schlossermeister mit Fam. Fr. Anna Kleinlercher, Hausbesitzerin. Hr. Al. Gasser's Erben, Kupferschmied. „ Josef Allmann, Victualienhandlung mit Fam. „ Joh. Klebermaß, Spänglermeister. „ Math. Marcher, Schuhmachermeister, „ Ed. Solderer, Kaufmann mit Fam „ Jakob Stefaner, Fleischhauer mit Frau. „ Josef Ranacher, Hutmacher mit Frau. „ Ferd. Hölzl, Privat, mit Fam. „ Franz Grünwald. Bieragent

mit Frau. „ Johann Kern, in Villach. „ I- Jnthal, Bäckermeister mit Frau. Fr. Maria Witwe Kawrza, Hafnerin mit Fam. Hr. Johann Falkner Schuhmachermeister mit Fam. „ Hugo Hofer, Hausbesitzer mit Fam. Ehrw. Dominikanerinnen-Fraueu-Convent. Hr. Marian Wanner, Holzhändler mit Fam. „ Theod. v. Hibler, Kaufmann mit Fam. „ Josef (!bner, Gemeinde-Sekretär mit Frau. „ Otto Rainer, Commnnal-Verwalter mit Fam. „ Peter Ortner, Bäckermeister mit Fam. „ Josef Huber. Gastwirt. Löbl. Sparkasse Lienz. Hr. Anton Geiler

, Maschinenführer mit Fam. „ Math. Watscher, Friseur. Fr Elise Witwe Mayr, Victualienhandlung. „ Josesa Witwe Keifl, Kausmannin mit Fam. Hr. Johann Ortler, Dienstmann-Jnst.-Jnhaber mit Frau. Ungenannt. Ungenannt. Hr. Eduard v. Hibler, Hausbesitzer. „ Eugen Walter, Möbelhandlung. „ Franz Reiner, Hutmachermeister mit Fam. „ Gebrüder Glanzl, Fleischhauer. „ Alois und Kreszenz Mair, Kaufmann. „ Ant. Palmann. Weinhändler mit Frau. „ Alois Grißemann, Hausbesitzer mit Fam. „ Anton Steidl, Gastwirt mit Fam. „ Hugo Volz

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Page 17 of 22
Date: 08.05.1914
Physical description: 22
Als Frau Wagnitz dem offenen Blick ihrer Tochter, aus dem weder Furcht noch Ängstlichkeit, sondern nur Überraschung und Empörung über die ihr gemachten Vorwürfe sprach, begegnete, linderte sie ihren Ton. „Sie müssen sich getäuscht haben,' rief sie, „du kannst nicht schuldig sein. Verstellung und Heuchelei ist nie dein Fehler gewesen!' Und jetzt erst drückte sie ihre Tochter mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit an ihre, Brust. „Was sagst du da von falschem Ehrgeiz, Mama?' fragte Gertrud, nachdem

nicht viel zu sagen. Ich habe mich dem jungen Freiherrn gegenüber stets sehr korrekt benommen, und auch er hat mich immer mit Respekt behandelt. Kein vertrauliches Wort ist zwischen uns ge fallen. Darum bin ich selbst aufs äußerste überrascht gewesen, als er mich aufforderte, feine Frau zu werden.' „Liebst du ihn?' fragte die Mutter. „Nein; aber er hat sich durch und durch ehrenhaft benommen. Ich kann nicht einmal mit Gewißheit sagen, ob ich seinen Antrag angenommen hätte, wenn der Widerspruch seiner Familie

auf der Schwelle. Ihm folgte blaß und zitternd seine Mutter, hinter welcher die hohe Gestalt des Obersten erschien. Frau von Dahlem trat lebhaft auf Gertrud zu und flüsterte fast flehend: „Entscheiden Sie in diesem Augenblicke nichts, Fräulein Wagnitz, mein Sohn weiß nicht, was er tut.' „Ich will selbst mit ihr sprechen', wiederholte der junge Frei herr. „Man hat mich förmlich in Haft gehalten, um es zu ver hindern. Aber ich habe es satt, mich wie ein Kind behandeln zu lassen und will in der Sache zum Schluß

kommen. Man hat mir gesagt, daß Sie von hier fortgehen wollen, Fräulein Wagnitz. Das kann ich kaum für möglich halten. Ich habe vor Gott ge schworen, keine andere zur Frau zu nehmen als Sie und wiederhole hiermit diesen Schwur. Zugleich bitte ich Sie noch einmal feierlich m Gegenwart Ihrer Frau Mutter und meiner Eltern um Ihre Hand. Auch der Widerspruch meiner Eltern kann den Ehebund nicht verhindern, wenn Sie einwilligen, meine Frau zu werden. Ich bitte Sie, sprechen Sie, Fräulein Gertrud

, ich erwarte aus Ihrem Munde das Schicksal meines Lebens.' Aber Gertrud blieb stumm. Sie erwartete, daß die Eltern Ewalds das Wort ergreifen würden, aber auch diese sagten nichts. Frau Wagnitz, die ihrer Tochter in ihrer grenzenlosen Ver legenheit zu Hilfe kommen wollte, machte eine Bewegung, auf Frau von Dahlem zuzutreten, aber Gertrud verhinderte sie daran. „Liebe Mama,' flüsterte sie ihr zu, „verliere nicht unnütze Aorte, laß mich meine Pflicht tun. Herr von Dahlem,' wandte sie sich dann an den jungen

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Page 22 of 28
Date: 21.06.1902
Physical description: 28
immer wie der die Hand geschüttelt. Die alte Frau seufzte auf einmal laut auf. Wie viel sich doch in einigen Jahren ändern kann — wenn jetzt das Hedel aus ihren wilden Fieberphantasien erwachte, dann drückte sie kein Mensch jubelnd ans Herz. Alle waren sie tot, die Rittmeisters angehört hatten — aber das gute Hedel hatte noch viele Leute, die sie lieb hatten, das ganze Städtchen. Was würden nur all die Leute im Städtchen sagen, wenn sie hörten, Rittmeisters Hedel wäre wieder da und sei krank

auch alle möglichen guten Dinge angeschleppt, Wein, Apfelsinen, Eingemachtes und der gleichen mehr. Mit Thränen in den Augen erzählte er ihnen von der jungen Kranken droben im Stübchen, aber sehen durste sie niemand. Niemand sah auch Frau Müller, sie war immer oben bei der Kranken und keiner durste mit ihr sprechen. Der Arzt hatte damals eine richtige Diagnose gestellt. Hedel von Zelten hatte ein schweres Nervenfieber bekommen. Wochen und Monate vergingen, ohne daß es mit Hedels Krankheit besser wurde. Erst

hatte sie furchtbare Fieberphautasien gehabt, sie hatte getobt, ge schrieen, gekämpft, und die kräftige Frau Müller hatte sie ener gisch festhalten müssen, um sie im Bett zu behalten. Dann ging dies Stadium vorüber, Hedel lag seit Wochen wie tot im Bett. Das Gesicht sah spitz und verfallen aus, die Lippen fast braun vor Hitze, sie regte sich nicht mehr, sie lag still, ganz still. Und Frau Müller kühlte unermüdlich die brennenden Lippen, sie nahm den schwachen, mageren Körper und hüllte ihn immer wieder in nasse

Tücher. Keine Mutter, keine gelernte Schwester hätte zarter und sorgsamer mit der Kranken umgehen können, als die alte Gärtners frau. Liebe versteht eben beffer zu Pflegen, wie alle angelernte Technik. Das Herz that der Frau weh, wenn sie Hedel nur ansah, und ihr Alter, der sich manchmal auf den Zehen hereinschlich, um nur einen Blick auf seinen Liebling zu werfen, schlich immer wieder mit Thränen in den Augen zurück. Er glaubte an keine Besserung mehr. Der Doktor kam Tag für Tag, sein Gesicht wurde

seine Augen ganz merkwürdig, und seine Lippen wiederholten immer wieder nur das eine Wort: „Gerettet, gerettet!' Im Kranken- stübchen lag Frau Müller aus den Knieen und dankte Gott innig, ihr Mann aber saß unten vor dem Hause und rauchte zum ersten Male wieder seine geliebte Pfeife. Hedel aber schlief friedlich wie ein Kind, und ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. 4° August war gekommen. Zu den ersten Tagen WSVTs heiß und drückend^ Die Hitze reifte das Obst und die W0MMV Getreide felder

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Page 18 of 20
Date: 13.03.1914
Physical description: 20
Or. Klein fuhr zusammen und erbleichte. Was soll er nun tun? Auf was kann er seine Hoffnungen stützen? Rosas Be nehmen war zwar seltsam, ja ermutigend und entgegenkommend gewesen, er kann sich ja aber in einer traurigen Selbsttäuschung befunden haben. Welche Rolle hätte er, der arme Arzt ohne Ruf und Aus sichten, spielen sollen, wenn er kühn genug gewesen wäre, um die Braut seines Freundes zu werben, der ihm vertraute und der eine Frau mit Geld nötig hatte? Er schämte sich, eines andern Gut

abwendig zu machen. Und doch, was für Qualen stürmten auf ihn ein! Er raffte sich gewaltsam auf und sagte mit mög lichster Fassung: „Da Frau von Held den Moment der Ver mählung mit Sehnsucht erwartet, so kann ein längeres Zögern nur ungünstig auf ihren Gesundheitszustand wirken.' Die Vermählung sollte deshalb in vierzehn Tagen vor sich gehen. Als diese Entschließung Rosa durch ihre Mutter erfuhr, weinte sie laut und sagte zur Bestürzung der schwachen Frau, daß sie Otto nicht heiraten

des Arztes aus ihrem Trübsinn empor. Or. Klein teilte seinen Auftrag mit. „Wir kommen natürlich,' sagte Frau Würtz, indem sie ihre Tochter bedeutungsvoll ansah. „Warum so niedergeschlagen, Fräulein Rosa?' fragte er diese, nachdem die Mutter in das Haus ging. „Ist Ihnen etwas Un angenehmes widerfahren?' „Mir? O nein. Ich habe nur der Mutter mit aller Bestimmt heit erklärt, daß ich Otto nicht heiraten wolle. vr. Klein erschrak über diese Mitteilung. „In der Tat, das wäre ein unerwarteter Entschluß

Holz, welcher Rosas Vermögen verwaltete. Rosa hatte ihr Geld in einem Unternehmen angelegt, das nicht recht prosperierte, und nun machte er die Mitteilung, daß ein großer Teil des Geldes verloren sei. Am nächsten Tage ließen sich beide Damen bei Frau von Held melden. Frau Würtz mit verweinten Augen, was vom Katarrh herrühren sollte, und Rosa sehr erregt, aber eine Entschlossenheit in sich, die nichts Gutes ahnen ließ. Nach dem Mittagsmahl bat sie Otto um eine Unterredung unter vier Augen

. Da er eine gewisse Niedergeschlagenheit an ihr bemerkte, folgte er ohne weiteres Fragen. „Lieber Otto,' begann sie, als die Türe geschlossen war, „ich möchte dich um eine Gefälligkeit bitten!' „Alles, was in meinen Kräften steht, Rosa!' „Mehr verlange ich auch gar nicht. Nicht wahr, du hast keine besondere Neigung für mich?' „Warum nicht? Freilich habe ich sie. Du bist das beste Mädchen, d^s ich kenne, und ich hoffe, daß du eine vortreffliche Frau wirst.' „Das möchte ich aber nicht, Otto 5 ich bitte, gebe

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Page 23 of 24
Date: 13.05.1905
Physical description: 24
- ^75!^ 1 ^ 'ZM Eine scheußlich stickige Lust herrschte da drinnen, nnd Frau Beierlein fragte ängstlich, wie lange die Fahrt dauern werde. Der gestrige Ärger, die Hitze heute, die endlose Pferdcbahutour, jetzt der schlecht gelüftete Wagen, na — eine Migräne wäre nicht angenehm. „Kaum fünfzehn Minuten!' tröstete Cousine Flora. „Wir werden aber doch erst Kaffee trinken, bevor wir den Ein kauf besorgen?' Krau Beierlein sah unsicher die Cousine an. So energisch die kleine Frau ihrem Mann gegenüber

mindestens sechse bei die Hitze und det kleine Gehalt.' „Aber Else!' rügte die ältere Schwester. „Na sicher!' rief diese übermütig. „Wozu sind wir denn mit gekommen — Trude und ich? Wir wollen uns doch bloß amüsieren. Nich', Trude? Also, Mutterken, erst Kaffee triukeu, denn kommst dn erst in die Fabrike ' „Rede mal anständig, Kücken du!' snhr Frau Flora ihre ver zogene Jüngste an. „Aber meinetwegen denn! Es ist anch wohl bester, wenn wir vorher die Knchentüteu los sind.' „Na, seht ihr, Kinder!' rief

die keineswegs eingeschüchterte Else triumphierend. „Unsere Mutter ist einem vernünftigen Vor schlag noch immer zugänglich.' „Das Mädel ist unverbesserlich!' — Und Frau Flora stimmte wider Willen in das Lachen der andern ein. Dann zog sie einen Notizzettel aus der Tasche nnd rechnete der interessiert aufhor chenden Fran Beierlein genan aus, wieviel sie bei dem heurigen Einkauf profitieren werde. „Ich biu ganz gespannt darauf,' meinte diese, „ob wirklich alles so billig ist.' „Geradezu schauderhaft

,' entgegnete Frau Flora im Brustton der Überzeugung. Da hielt der Zng in Niederschöueweide—Johaunistal. Mit einem Ausatmen der Erleichterung verließ die kleine Ge sellschaft den Wagen. Lockte doch in unmittelbarer Nähe der kühle Schatten des Waldes. An einer Wegkreuzung eustaud abermals ein kleiner Disput über die Wahl des Restaurants, in dem man einkehren wollte. Frau Flora schlug den „Waldkater' vor — eine kleine obskure Waldscheuke, die jedoch der besagten Fabrik ganz nahe lag — er regte

aber damit einen allgemeinen Sturm der Entrüstung. Ans Wasser wolle man — an den grünen Strand der Spree! „Nach Neptnnshain!' rief Else, alle übertönend, und versetzte Trndchen einen vielsagenden Puff iu die Seite. „Na, meinetwegen!' seufzte Frau Flora ergeben. „Wir werden wohl nach der Fabrik kommen, wenn sie zumachen. Dann aber fix vorwärts!' — Nuu saßen sie endlich auf einem hübschen Plätzchen des vom Waldessanme bis zum Spreeufer sich leicht abwärts senkenden Gar tens von „Neptunshain' — ein viel besuchtes

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Page 22 of 24
Date: 01.09.1900
Physical description: 24
kann! Du hast eben das Glück, reiche Eltern zu besitze»!' mahnte Frau Marreu, die es uicht liebte, über Mit menschen schlimm reden zu hören, aber auch nicht den Mnt hatte, ihrem Liebling ein böses Wort zu sagen. „Was ich Dich noch fragen wollte, Lisa! Kommt heute Doktor Seibau zum Abeudtisch? Hat er keine Nachricht geschickt?' fragte die Mutter, als sie sah, daß das Mädchen aus dem Zimmer wollte. „Er hat einen Schwerkranken und kann nicht kommen, ließ er sagen, Mama!' entgegnete Lisa und schwache Röte stieg

Du Dir nicht gefallen zu lassen! Er hat kein Recht, derlei zu sagen, keines, noch nicht! ... In anderer Weise unseren Reichtum zu verwenden! Ah, das hat wieder auf seine Armen hingezielt! Er ist ein Phantast! Aber, aber mein Kind, Dn solltest dennoch wieder gut einlenken und so etwas stillschweigend nächstens hin nehmen! Er ist eine ausgezeichnete Partie, die einzige, die für Dich hier in Betracht kommen kann! Du würdest die erste Rolle spielen als seine Frau, und wärest

unbeirrt weiter bis zu einem kleinen, armseligen Hänschen am Ende des Städt chens, in welchem ein fleißiger und redlicher Arbeiter wohnte, der schon ihrem verstorbenen Vater gedient hatte. Gestern traf jenen das Unglück, Zon einem hohen Gerüste zu stürzen und beide Beine zu brechen. Nun lag er im Wundfieber und tobte und schrie, als Anne eintrat. Seine Frau stand ratlos, mit weinenden Augen vor dem Bett, neben ihr zwei kleine, jammernde Kinder. Der größere Knabe war bereits fortgelaufen, um den Arzt

zu holen. Anne stellte den Korb, welchen sie, mit Lebensmitteln und Leinwand zum Verbinden gefüllt, mitgebracht hatte, auf den Tisch und half der armen, trostlosen Frau, den Kranken beruhige». Als sie gerade die Eisumschläge erneuerte, trat der Arzt ins Zimmer. Er grüßte Anne wie eine alte Bekannte, so freundlich und so ver traut. Es war ihm offenbar kein ungewohnter Anblick, sie an einem Ort zu sehen, wo neben der Armut auch noch das Unglück wohnte! Nachdem der Arzt den Verband des Kranken geordnet

und der bedauernswerten Frau, der sich das Herz zusammenpreßte bei dem Gedanken, etwa den Mann und Ernährer zu verlieren, einige An weisungen gegeben, nahm er Hut und Schirm. „Sie werden doch heute nach Hause gehen?' wandte er sich dann noch fragend an Anne, welche eben im Begriff war, den Kin dern ein Abendbrot zu richten. Anne errötete unter seinem Blick. „Die Frau ist so allein, so hilflos! Ich kann sie nicht ver lassen, Herr Doktor!' meinte sie schüchtern. Ueber das Gesicht des Arztes glitt ein Schatten

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Page 23 of 36
Date: 22.08.1908
Physical description: 36
überlegten, was zu tun möglich sei und ihre Mittel nicht überschreite. Frau Brunnemann fragte ihren Gatten: „Was meinst du, Alterchen, ob die tausend Mark, die dein Bruder aus Ciutra Elisabeth schenkte, falls sie ihn einmal in Por tugal besuchen wollte, wohl zu einem Aufenthalt für sie in Süd- Tyrol oder Oberitalien reichten? Denn zu deinem Bruder Theo dor wird doch keiner von uns jemals reisen.' „Aber Frau — das wäre ja das Allerbeste, und noch dazu das einzig Richtige! Daß wir nicht gleich darauf

gekommen sind!' rief Brunnemann voll Eifer. „Mein Gott, so weit fort!' wehrte Frau Henriette erschreckt ab. „Unter anderen Umständen würde ich auch nicht für eine so lange Reise stimmen, aber nun sehe ich es wirklich für einen Wink der Vorsehung an, daß mein Bruder das Mädchen damals so dringend einlud. Er ist ein lieber, gemütlicher Mensch, der in seiner Freude, unser Kind bei sich zu sehen, ihr den Aufenthalt dort sicher so angenehm wie möglich machen wird.' Frau Henriette widerstrebte

,' fügte Frau Henriette hinzu. „Und die Zeit, bis Eberhard wieder gesund ist, wird dir in der Ferne bei dem guten alten Oheim in Cintra schneller verrinnen als hier.' Elisabeth kämpfte mit sich. Endlich sagte sie mit matter Stimme: „Wenn ihr es durchaus wünscht, will ich reisen, aber — ich bitte euch herzlich, mir zuvor auch einen Wunsch zu erfüllen! Ich muß Eberhard sehen!' Erschreckt wehrte der Vater ab. Aber alle Einwendungen scheiterten an des jungen Mädchens Widerstand. Brunnemann mußte

das Versprechen geben, Elisabeth mit der Mutter nach Königsberg reisen zu lassen. Frau Henriette wußte in ihrer Tochter Seele zu lesen, daß Elisabeth mißtrauisch gegen -j—- alle Berichte über den Zustand Eberhards, sich selbst von der Gefahrlosigkeit seines Befindens überzeugen wolle und die Kraft, in die Ferne zu gehen, nur nach einem Abschied von dem Heiß geliebten finden würde. * 5 * Nun standen die beiden Frauen mit klopfendem Herzen in dem Wartezimmer der Klinik. Nach langem Warten brachte ein junger

war auf das junge Mädchen gefallen, das sie für ihres Pflege befohlenen Braut hielt. Nun wußte sie, daß sie nicht sagen durfte, was sie und die Arzte befürchteten. So bemerkte sie nur zu der alten Dame: „Wir wollen das Beste hoffen.' Doch aus der Miene der Schwester las Frau Henriette, was die Motte verschleierten. Elisabeth hatte nichts davon wahrgenommen. Sie umfing die teure Gestalt mit ihren Blicken und lauschte auf die unruhigen Atemzüge des Daliegenden. Den Kopf verhüllten Bandagen, aber die Hände, deren

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Page 4 of 6
Date: 02.12.1942
Physical description: 6
gewesen sein.' „Ich hoffe es zuversichtlich, verehrte Frau Brenken kamp. Die bereits eingetretene Reaktion ist günstig.' Als Sabine das Krankenhaus verläßt, fällt ihr Blick auf eine hagere Frauengestalt, die gerade den Fahrdamm überquert und dem Eingangsportal zusteuert. Nein, sie trägt kein Berlangen, dieser kalten, harten Frau auch nur ein Wort über das zu sagen, was hinter ihr liegt; mag der Arzt es jener mitteilen. Am Abend trifft Sabine, abgekämpft von all den körperlichen und seelischen Erlebnissen

, in Halberstadt ein. „Nanu, Kind, wie siehst du denn aus?' entsetzt sich Frau Alma Brosius und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. „Du bist ja blaß wie der Tod, Was ist denn bloß passiert? Du siehst ja aus, als ob du von einer Be erdigung kommst. Ist deine Freundin etwa —?' „Ach, Tante Alma —' Aber Sabine vermag nicht weiter zu sprechen. Sie ist mit ihren Kräften am Ende, wirft die Arme über den Tisch und weint fassungslos auf. „Na na, Kindchen', sucht Frau Brosius zu trösten, „be ruhige

dich doch; es wird ja alles wieder gut werden. Hier, trinke mal einen Schluck Tee; es ist ein Schuh Rum drin.' Sabine führt gehorsam die Tasse an die Lippen, und wirklich fühlt sie nach kurzer Zeit, wie das anregende Ge tränk ihre Lebensgeister auffrischt. Aber es dauert noch eine geraume Zeit, ehe sie sich so weit beruhigt hat, ihrer Tante das zu berichten, was sie im Augenblick für ange bracht hält. Was sie im Hause jener Frau Sturm erlebt hat, verschweigt sie zunächst. „Siehst du, Sabinchen, man soll auch nicht zu menschen

, deine alte Tante auszankst, weil sie fo vergeßlich ist. reißt du die Augen auf, als sähest du Gespenster.' „Wo — wo — wo ist der Brief?' stottert Sabine bleich bis in die Lippen hervor. Cornelius schreibt die Antwort auf die Anklagen jener bösen Frau! fährt es ihr schmerzend durch den Kopf. „Na warte, mein Kind, ich suche ihn gleich.' Und Frau Brosius geht zu ihrem Damenschreibtisch und kramt unter allerlei Sachen herum. „So hier ist er.' Sabine greift hastig nach dem Schreiben mit den steilen

, ich habe dir viel abzubitten, viel nachzuholen. Jetzt kann ich meinen Vater verstehen, wenn ich vor meiner Mutter Bildnis stehe, unter dem mein Vater mit seiner kraftvollen Schrift das Goethewort geschrieben hat: „Alles um Liebe.' Sabine, Geliebte, ich sehne mich nach dir und zähle heute schon die Stunden bis zu deiner Rückkehr Cornelius.' Sabine läßt das Schreiben sinken, möchte jubeln vor erfülltem Glück und muß doch die Hände auf ihr bang klopfendes Herz drücken, wenn sie an jene harte Frau denkt, deren Anklage

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Page 20 of 26
Date: 09.05.1903
Physical description: 26
beigetragen. Auch die Summe von füiifzigtansend Mark zur Gründung eines Asyls für verwahr loste Kinder des engeren Stadtgebiets ward in ihrem Namen der Stadtverwaltung überwiesen. Mit einem Schlage war sie dadurch populär geworden. Die Damen der guten und ersten Gesellschaft umdrängten sie, wo sie sich blicken ließ, entweder mit herablassen dem Wohlwollen, oder in schmeichelnder Unterwürfigkeit und dem Verlangen, der schönen, gefeierten jungen Frau näher zu treten. Elsa gehörte fortan zu den ersten

mit Wohlgefallen. „Jetzt wäre alles vollendet. Wenn die gnädige Frau einmal einen Blick in den Spiegel werfen wollte, so würde sie mit meinem Werk zu frieden sein. „Wahrhaftig snperb, gnädige Frau; Sie könnten, so wie Sie da sind, direkt an den Königshof gehen. Die Gräfin Haino, bei der ich früher in Stellung war, war eine gefeierte Schönheit und hatte kostbaren Schmuck, aber so wie die Gnädige jetzt aussehen, so schön war sie doch nie. „Nun, was nicht ist kann noch werden,' fuhr die Redselige fort; „der Herr

Gemahl ist ja gut bei Hof angeschrieben, Titel und Orden besitzt er schon, wie leicht kann da auch noch so ein kleines Wörtchen ,von' vor den Namen kommen.' „Dummes Zeug, Frau Kummer, wer denkt daran,' gab Elsa zurück, während ihr kritischer Blick ihr Spiegelbild prüfte. Die Prüfung mußte Wohl zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen fein, denn ein stolzes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie nickte der Kammerfrau wohlwollend zu: „Sie haben Ihre Sache Wirk lich gut gemacht, Frau Kummer.' Die Augeredete

lächelte geschmeichelt. „O gnädige Frau,' er widerte sie, „dazu bedarf es bei Ihnen keiner großen Kunst. Gnä dige Frau kleidet eben alles.' „Ich glaube gar, Frau Kummer, Sie wollen schmeicheln.' „Ist nicht nötig bei der Gnädigen.' Ein Klopfen an der Tür lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Frauen dorthin. Zu gleicher Zeit wurde die Tür ein wenig geöffnet und die Stimme des Hausherrn fragte: „Ist es erlaubt, einzutreten?' „Gewiß,' antwortete Elsa, „nur immer herein, ich bin bereit.' Feußuer folgte

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Page 26 of 28
Date: 26.09.1903
Physical description: 28
zu binden, diese — diese —^ Und Herr Schulze wollte schon seinem armen Herzen in einer ganz gehörigen, nachdrücklichen Weise Luft schaffen, hielt es aber doch geraten, beim Anblick des spöttischen Lächelns Frau Selmas ohne weiteres im Nebenzimmer zu verschwinden. Dieselbe blickte ihm aber still lächelnd nach, ihr ahnte uoch mehr. Und sie sollte recht behalten. Nachdem betreffs der Woh- nuugsvorrichtung ganz nach Wunsch der gnädigen Fran gehandelt worden war, trat doch eine kleine Ruhepause ein und schon

wollte Herr Schulze sich mit seinen allerdings etwas teuer erkauften „liebsten nnd besten Mietern' aussöhnen, als nun doch noch mehr folgte, was nnser gnter Schnlze früher nicht im Traum geahnt hätte. Es verging kaum eine Woche, wo die gnädige Frau uicht neue Wünsche hatte, rein erfinderisch war sie damit, so daß Herr Schulze bald anfing, nervös zu werden und wenn es irgend an ging, verschwand, sobald er bloß das Weiße Häubchen von Barons Anna auftauchen sah. ^ Einmal ließ die „Gnädige

/ wie sie nur allgemein im Haus hieß, bitten, die Türen leiser zu schließen; ein andermal, den Karrenverkehr vom Hintergebäude, welcher beim Ausladen doch unvermeidlich war, wenigstens für heute einzustellen, da gnädige Frau wieder einmal ganz besonders nervös und leidend sei. Das dritte Mal klagte sie über den entsetzlichen Geruch ans der Fabrik, wieder einmal war der Zng im Hause unerträglich, sie wünschte, daß sämtliche Türen stets geschlossen seien, dann knarrten wieder ein mal dieselben, oder ein Ösen rauchte

, kurzum, Wünsche ohne Ende. Herr Schulze konnte den Namen „Gnädige Frau' bald nicht mehr ohne geheimes Granen vernehmen, dadurch litt die Stim mung im ganzen Hause? und die sonst so gemütliche Atmosphäre schlug zum Gegenteil um, denn so lange man noch den Wünschen der Gnädigen in jeder Weise nachkam, mochte es gehen, aber sowie einem Wunsche nicht konnte Rechnung getragen werden, erstreckte sich das „schlechte Wetter' übers ganze Haus. Noch war kein Jahr vergangen, so verwünschte Herr Schnlze

, natürlich nur im geheimen, Barons zu alleu Teufeln und bald konnte es Frau Helma oft hören: „Da ist mir denn eine Familie mit sechs oder meinetwegen mit acht Kindern nun doch lieber, da kaun mau sich wenigstens mit einem energischen Donnerwetter für acht Tirge' Rnhe schaffen, aber so, behüt mich Gott vor solch einer Gnädigen.' Fran Selma sagte aber auch jetzt eine Weile uoch nichts, gar nichts, sondern lächelte ihren lieben Jsegrimm nur freundlich an, dann meinte sie doch noch: „Gelt, Alter

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Page 6 of 24
Date: 16.02.1901
Physical description: 24
denselben öffnete, erhob sich die Greifin und ver- langte zu essen. Die meisten Trauergäste, Bauern, stoben bei diesem Anblicke entsetz! auseinander; ein beherzter Mann hob die alte Frau aus dem Sarge und brachte sie nach ihrer Wohnung. Es ist Hoff nung vorhanden, die Greisin noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Cm Nachtmahl vor — hundert Jahren. In den „Memoiren' des W'ener Dichters Castelli findet sich in dem von ihm geführten Ein- und Ausgaben-Verzeichnisse vom Jahre 1801 folgende Notiz

des 20. Jahrhunderts möchte ich auf einen Umstand hinweisen, an den wohl nur wenige gedacht haben. Das ist die Vollendung der ersten Milliarde Minu ten seit Beginn unserer Zeitrechnung. Dieser Zeit punkt tritt im Jahre 1902 am 30. April, 10 Uhr 40 Minuten vormittags, ein. Braucht der Mensch einen Magen? Diese Frage kann verneint werden, wenn wir lesen, daß in Straßburg ein Arzt eine.- 38jährigen Frau den Magen entfernte, auf welchem sich ein Krebsgeschwür gebildet hatte. Die Verdanungsthätigkeit

der Volksmund: .Die Liebe ist blind, aber die Ehe sieht scharf.' — „Eine Kokette ist wie ein Schatten; folge ihr und sie entflieht Dir; fliehe sie und sie wird Dir folgen.' Ein französisches Sprichwort lehrt: „Wer seine Frau schlägt, gleicht einem Manne, der auf einen Sack Mehl klopft: das Gute fliegt heraus, das Schlechte bleibt zurück.' Das Land Spanien hat folgende Erkenntnis gezei tigt: „Von einer Frau und einem Maulesel erreicht man mehr durch Güte und sanfte Behandlung, als durch Zwang.' Der Holländer

sagt: „Wer seine Frau lieb hat, läßt sie zu Hause' und „Eine Frau trägt in ihrer Schürze mehr zum Hause hin aus, als der Mann mit einem Wagen hereinbrin gen kann.' Im himmlischen Reiche hat man die Erfahrung gemacht: „Je mehr eine Frau ihren Mann liebt, je mehr wird sie danach trachten, seine Fehler zu verbessern.' Und der Araber endlich meint: „Berathschlage immer mit Deiner Frau, wenn Du etwas unternehmen willst und thue dann, was Dir beliebt.' Die Stadt der Gefängnisse. Die japa nische Regierung

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Page 15 of 20
Date: 03.11.1900
Physical description: 20
. „Aber ich bitte Sie, das liegt doch ganz anders. Sie, Herrn Michaels unentbehrliche Stütze, und Frau Charlottens erklärter Günstling.' „Geschäftskenntnis und Arbeitslust braucht man nicht zu frohen Festen!' unterbrach Willmann ihn mit schneidender Schärfe, „und Frau Charlottens Günstling? — Das ist jetzt ein anderer!' Haßerfüllt schweiften seine brennenden Blicke über die ge schmückte Gesellschaft, starr hefteten sie sich auf den jungen Offi zier, der soeben Valerie Felsheim aus dem Wagen half. „Der Herr

, welche in seiner Seele brannten. „Er steht an der Stelle, die mir gebührt,' dachte er finster, „und am Abend werden sie miteinander tanzen, lachen und plau dern — freilich, da braucht m.2n keinen lästigen Zuschauer!' Als die Feier zu Ende war, drängte er sich dicht an den die Kirche verlassenden Hochzeitszug; Frau Charlotte bemerkte es und ein schadenfrohes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Die alte Liebe scheint wieder aufzuleben,' wandte sie sich mit einem bezeichnenden Blick auf Detlef und Valerie zu Herrn Michael

der Schwester beim Abschied gesagt, „ich mag mich nicht fort und fort mit be sorgten, vorwurfsvollen Blicken ansehen lassen!' O Gott, wie sollte die Kranke diesen Schlag ertragen? „Ich muß Dich ein paar Tage allein lassen, Liebling,' sagte Traugott eines Morgens, „mich rufen Geschäfte nach M. und ich kann nicht genan bestimmen, wenn ich zurückkomme.' Wankend stützte die junge Frau sich auf einen Stuhl. Da war es nun wohl, das Längstgefürchtete; fester als je zu vor umschloß sie beim Abschied Traugotts Hand

junger Leute ein bischen flott gelebt habe und arg in der Klemme stecke!' Traugotts Stirn faltete sich finster. „Spare Deinen Rat, ich weiß selbst, was ich zu thun und zu lassen habe,' sagte er mit ungewohnter Rauheit. Herr Michael wollte antworten, da fiel sein Blick auf die junge Frau, die totenblaß und zitternd vor ihm stand. - „Nimm Dir's nicht so zu Herzen, Klara Margarete,' tröstete er gutmütig, „dergleichen kommt öfter vor und läßt sich schon wieder zurechtzieheu, wenn's nicht zu arg

, wenn ich wieder bei Dir bin, ist alles gut, verlaß Dich darauf!' Fassungslos schluchzend preßte die junge Frau den blonden Kops in die Polster des Sofas, als er gegangen. „Wenn ich wieder bei Dir bin!' — Ja, würde er dann noch zu ihr kommen, freundlich und gütig mit ihr sprechen, wenn er alles wußte? — Leichte Schritte klangen draußen vor der Thür; mit aller Willens kraft unterdrückte Klara Margarete ihr leises Weinen. Besorgt blickte Valerie ans die scheinbar Schlafende. Sacht ließ sie die Vorhänge herab und schloß geräuschlos

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Page 28 of 28
Date: 19.03.1909
Physical description: 28
Uchkeit und Lebensfreude sind unschätzbare Güter, die wir uns aus der Kinderzeit mit hinübernehmen sollen in das reifere Alter. Sie werden uns auch im Ernst des Lebens nicht verloren gehen, wenn wir sie immer wieder aus dem reinsten Quell — aus der Natur — schöpfen. Mrs. Toltor Mary Gvroon, der erste weibliche Gefängnisiufpeltor. Von der Überzeugung durchdrungen, daß die Milde imd Herzensgüte einer Frau, ihr trostreicher, aufrichtender Zuspruch und ihre teilnehmende Für sorge gerade

auf weibliche Sträflinge von bestem Einfluß sein muß, hat die englische Regierung eine Frau, Mrs. Doktor Mary Gordon, mit dem Amte eines weiblichen Inspektors betraut. Sie hat sämtliche Frauen gefängnisse Englands zu inspizieren. Ein weites Gebiet eröffnet jich mit diesem neuen Amte, was der Frau eingeräumt wird, der Betätigung der Frau in der Öffentlickkeit. Die guten Er fahrungen, die auf dem Gebiete der weib lichen Gesängnisinspekrion voraussichtlich gemacht werden, dürften daz» führen, daß in England

auch andere Gebiete der öffent lichen Rechtspflege der Frau des zwanzig sten Jahrhunderts erschlossen werden. Exzellenz Tang Schao ?) , der Führer der chinesischen Studiengesellschaft, die nach Deutschland kommt, um die kulturellen Verhältnisse kennen zu lernen. China war bisherbemüht, fremde Kultureinflüsse fern zuhalten Um so bedeutungsvoller ist die Entsendung der Studiengesellschaft. Staatsrat Lopuchin, der ehemalige sshef der russischen Staatspolizei» wurde in St. Petersburg verhaftet. Es darf als sicher

Praxis schon wieder in Geldkalamität bist!' — Ärztin: „Ach, wenn du wüßtest, was ich immerfort meinem eitlen Mann für neue Hüte kaufen muß!' Schmeichelhaft. Doktor: „Hat der Patient manchmal ganz lichte Momente?' — Frau: „Ja. Erst heute morgen sagte er, daß Sie ein alter Esel sind.' Immer klassisch. „Ihr Rock ist miserabel gearbeitet, Herr Professor — der schlägt ja lauter Falten.' — „Schon die alten Römer und Griechen schmückt«: sich mit faltenreichen Gewändern — warum sollten

, hat ein prachtvolles Haus, und seine Frau gilt für eine der ersten Schönheiten Madrids; dabei ist er Mitglied des vornehmsten Klubs in Madrid. Bei einer königlichen Hochzeit am spanischen Hofe war der Anzug Frascuelos buchstäblich mit kostbaren Edelsteinen übersät. v. Gegen Wassersucht der Kaninche Petersilienwurzel und Samen, Sellen' lnollen, Fichtenzweige und Wacholder- beeren, zerstoßen und mit Haserschrot ver- mischt, werden als Heilmittel empfohlen welche aber nur dann etwas leisten können, wenn die Ursache

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Page 24 of 26
Date: 20.10.1906
Physical description: 26
Augen erschienen ihm heute doppelt groß; der frühere sanfte, weiche Aus druck war einem kalten, unnatürlichen Glanz gewichen. Ihre Wangen waren farblos, nm die dereinst frischen, vollen Lippen lag jetzt ein herber, kalter Zug. O, wie mußte die Arme gelitten haben! Eine volle Minute lang standen sie stumm einander gegenüber — Maun und Frau — die monatelange Trennnng gähnte wie eine Kluft zwischen ihnen. „Edda!' entrang es sich wieder seinen Lippen. „Jetzt kommst du zu mir?' sprach sie tonlos, „wozu

? — Dich an meiinm Jammer zu weiden? — Hier — sieh! Das ist dein Werk!' Damit wies sie anf den toten Knaben. „Anch diese schwerste Anklage mnß ich hinnehmen, ich verdiene es nicht besser, nur das eine mag mich entschuldigen: als ich dich verließ, war ich der festen Überzeugung, du würdest heimkehren zu deinem Vater, und da, geschützt und geborgen, bald den Mann vergessen, der sich deiner so wenig wert gezeigt hat. — „Edda — Frau — Geliebte!' fuhr er immer leidenschaftlicher fort, „höre mich an — ich bitte

nahe. Da ein Hoffnungsstrahl — Frau Mehdings Brief, der mir deinen Zufluchtsort verriet. „Edda, glaube mir — die Augen sind mir geöffnet. Ich sehe mich jetzt, wie ich war. Ich verspreche dir, mein ganzes zukünf tiges Leben soll darauf gerichtet sein, Vergangenes zu sühnen. Tag nnd Nacht will ich rastlos arbeiten, meine Schulden zu tilgen, dir ein besseres, glücklicheres Heim zu bieten — aber wende dich nicht wieder ab von mir; ich ertrage es nicht!' Gleich einer Statue hatte sie ihm zugehört

Kuabeu. Da aber machte Edda eine so abwehrende ungeduldige Bewegung, daß er sich schwer seufzend abwandte, das Zimmer verließ und Frau Meydiug hinaufschickte. Aber ehe er die Haustüre erreicht hatte, tras ein durchdringen der Angstschrei sein Ohr. „Sie ist tot! Sie ist tot!' In der nächsten Minute hatte er die Bewußtlose im Arm. „Nein, nein — noch schlägt ihr Herz — schnell einen Arzt her!' Drei Tage später weilt Edda geborgen uuter ihres Vaters Dach. Erich begibt sich zu Lassen und erzählt

. „Ich habe meine Frau gefunden,' hebt Turnau mit leiser, ge dämpfter Stimme an. „Das weiß ich.' „Sie wissen noch viel, viel mehr — ich weiß nur etwas davon, will aber alles wissen. O nein!' fährt er gebieterisch fort, als Lassen Miene macht, das Zimmer zn verlassen. Er schiebt ihn bei seite und verschließt die Türe. „Erst werden wir miteinander ab rechnen, dann mögen Sie gehen, wohin Sie wollen.' Lassen setzt sich, noch immer mit dem unheimlichen Hohnlächeln auf dem farblosen Gesicht, das kalte Auge fest

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Page 5 of 26
Date: 02.02.1901
Physical description: 26
<5rstk Beilage zu illr. 5 der „ilimzer Zeilung' vom 8. Februar IM Mr WmMsel In MOÄ. Königin Victoria von England ist nicht mehr unter den Lebenden, sie, die vor kurzem noch ihr Scepter schwang über ein Länderge biet von beinahe 11 Millionen Quadratmeilen mit nahezu 400 Millionen Unterthanen. Sie hät ihr Auge für diese Welt geschlossen und an ihrer Bahre steht nicht ein Volk, sondeen Völker, und trauern um ihre Herrscherin, um eine Frau, wie keine im 19. Jahrhundert einen Thron geschmückt

Friedrichs III., war eine Tochter Victorias. Mit der Königin Victoria ist eine große Frau und eine große Königin vom Schauplatze der Welt abgetreten, eine Königin, der die Nachwelt mit Recht wird nachrühmen dürfen, daß Milde, Güte, Reinheit, Freiheit ihr schönstes Diadem gewe sen. Ihr lag kaum je etwas so ferne, als den Nebenmenfchen ein Leid anzuthun. Nicht umsonst war die edle Königin vom Beginn des Transvaalkrieges bis zu ihrem Tode von bitterer Schwermuth befallen, die vielleicht ihr Herz zu Früb

und unter glänzenden Festen empfangen wurde. Er residierte meist in Mai lborough House zu London und in Frogmore bei Windsor. Vermischtes. Die älteste Frau in Vesterreich-Ungarn dürfte gegenwärtig die im Dorfe Okuszica in Kro atien lebende Frau Sarah Galics sein. Sie ist im Jahre 1733 geboren und steht somit im 118. Lebensjahre. Trotz dieses hohen Alters ist die Greisin noch recht frisch, sieht und hört gut und strickt mehrere Stunden im Tage für ihre Ur- und Ururemcl fleißig Strümpfe. Schon seit mehr

eine Operation ausgeführt wor den, bei der einer 33jährigen Frau der ganze Magen entfernt wurde, auf dem sich eine krebsige Geschwulst gebildet hatte. Der Operateur war diesmal Pro fessor Breckel in Straßburg. Der Magen ist also kein unbedingt nothwendiger Bestandtheil des mensch lichen Körpers, und seine vollständige Entfernung' wird jetzt bei bösartigen Geschwülsten sogar alSl die einzig richtige chirurgische Behandlung angesehen. Die Verdauungsthätigkeit wird durch sein Fehlen' nicht verhindert, nur muß

, an der Kundgebung theilzunehmen, wurde diese erst am 25. d. M. abgeschlossen. Die falsche Schwester. Ein eigenthümli ches Abenteuer, das für den Betreffenden recht böse hätte ablaufen können, erlebte dieser Tage ein in. dem Dorfe Capdenac in dem französischen Depar tement Aveyron ansässiger junger Arzt. Der Doctor mußte noch spät abends einen Kranken in einer be nachbarten Ortschaft besuchen, und als er sich in seinem kleinen Einspänner dorthin begab, holte er auf einsamer Landstraße eine Frau ein, die rü stig

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Page 16 of 22
Date: 21.06.1912
Physical description: 22
ich's mit anhören, welche Summe sie schon für das Heim gestiftet habe, und was sie noch zu stiften gedenke, was für eine Toilette sie auf dem Fest tragen werde, daß selbstverständlich der ganze Hof hinkäme, und daß sie für mindestens dreihundert Mark Ein käufe an dem Verkaufstisch der Prinzessin Jlsenburg, Fürstin Perleberg und Gräfin Blomberg machen wolle: „das wird der Frau Großherzogin nämlich sicherlich nachher berichtet werden, wer diesen Damen zu besonders großen Einnahmen verholfen

hat. Auch Lose werde ich natürlich nehmen, die verkauft die junge Komteß Blomberg.' Ach ja, die gute Frau Heimbach! Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß jemand f o eitel sein könnte! Sie hat nun so viel Geld und hat doch eigentlich gar nichts davon, außer gelegentlichen Eitelkeitstriumphen, aber das eben gilt ihr sehr viel. Nicht einmal im eigenen Hause versteht sie's, sich's mit all ihrem Geld gemütlich und behaglich zu machen, ihr Haushalt ist so schlecht geführt wie nur irgendeiner, und es ist ganz

nicht mit ihr tauschen. An dem Basartage war Frau Heimbach in einer Aufregung wie ein junges Mädchen, das zum erstenmal zum Ball geht, und all ihre Gedanken drehten sich darum: ob die Großherzogin sie wohl durch eine längere Ansprache auszeichnen würde, ob sie wohl auch der alten Fürstin-Mutter Amalie, die zurzeit bei der Großherzogin zu Besuch weilt, vorgestellt werden würde, usw. Sie sah übrigens sehr stattlich und ordentlich vornehm aus in ihrem bronzefarbenen Seidenkleid und im Schmuck ihrer Orden

, denn Sellenthin behauptete, der Frau seines Chefs, der Geheimrätin Waldau, die dort präsidierte, ein Los abkaufen zu müssen. Selbstverständlich nahm ich auch eins, gewann aber nichts, aber dem Doktor scho! die gemütliche Geheimrätin unter allgemeinem neidvollem HMo der Umstehenden eine entzückende Toilettengarnitur aus Krista' zu — natürlich für eine Dame berechnet, eine der Gaben der Groß- Herzogin. Er wurde einen Augenblick ganz verlegen, und es schien mir fast, als überlege er, ob er wagen könne

, mir die Sachen zu schenken, dann ließ er sie sich einpacken. „Das hebe ich für meine zukünftige Frau auf', sagte er zu: Geheimrätin. „Ach, Sie kriegen ja kar keine,' meinte die, „erstens von wegen dem alten Sprichwort: ,Glück im Spiel — Unglück in der Liebe —^ und dann so 'n alter Einsiedler wie Sie! Das ist das erstemal heut, daß ich Sie auf so einem Fest sehe! Nein, bei Ihnen habe ich alle Hoffnung aufgegeben, Sie kriegen keine.' „Das wäre ja ganz schrecklich!' rief Sellenthin so aus vollstem Herzen

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Page 14 of 20
Date: 03.11.1900
Physical description: 20
. Der forschende Blick des Bruders ging ihr wie ein Stich durchs Herz, und das eigentümliche Lächeln, das jetzt seine Lippen um spielte, empörte sie in tiefster Seele. Nahm er denn alles so leicht, was sie gelitten, schämte er sich nicht vor der Schwester, die sein Thun und Denken kannte? Sorgsam und vorsichtig führte Traugott Felsheim Frau von Merwhg die Treppe hinunter; er erwies ihr schon jetzt mehr Auf merksamkeit und zarte Rücksicht, als der geliebte, verwöhnte Sohn. „Ich freue

gegenübertreten sollte, und ihr Herz zog sich zusammen in Schmerz und Furcht. Frau Charlotte, die hochfahrendste, geldstolzeste Dame der Gegend und Herr Michael in seiner lärmenden Taktlosigkeit — wie würde sie den täglichen Verkehr mit ihnen ertragen? An der Hausthür kam ihnen Valerie entgegen; zärtlich be grüßte sie die Braut des Bruders, der sie sich mit begeisterter Liebe angeschlossen hatte. Das junge Mädchen war Klara Margaretens bester Trost — ja, wenn sie nur mit ihr und Traugott allein zu thun gehabt

hätte, aber so . Die freudige Aufregung war für Frau von Merwhg zu viel gewesen. Sie kränkelte wieder und ward von Tag zu Tag schwächer; der Arzt schüttelte bedenklich den Kopf und meinte, es sei kaum mehr aus langes Leben zu hoffen. „Wenn ich Dich nur versorgt und Detles glücklich wüßte!' seufzte die Kranke oft, wenn die Tochter an ihrem Bett saß und unermüdlich ihre vielen wechselnden Wünsche zu erfüllen suchte, „ich freue mich so unbeschreiblich auf Deinen Hochzeitstag!' Klara Margarete arbeitete

Willmann dachte es voll Zorn und Bitterkeit — wie war doch alles so anders für ihn gewesen in wenig kurzen Wochen. Im Winter der bevorzugte Liebling Frau Charlottens, ganz allein von allen Beamten der Fabrik zu Theeabenden in der Fa milie geladen, zu Spaziergängen aufgefordert und jetzt? — Jetzt war kein Platz mehr für ihn am Theetisch, jeden Sonn abend kam statt seiner Leutnant von Merwhg aus seiner Garnison herüber, um über Sonntag zu bleiben — wie hatte sich nur alles so plötzlich gewendet? Glühende

er sich in der Dämmerstunde in den Flur des Drachenhauses; es war ja die einzige Möglichkeit, Valerie wenigstens auf Minuten zu sehen. Frau Charlotte, die dem Mädchen anfangs heftig zürnte, weil es des Bruders Verlobung begünstigt, ließ sie jetzt kaum mehr von ihrer Seite; ihre geliebte Vally war ihr völlig unentbehrlich geworden. „Lotti ist so seltsam,' klagte Valerie dem Geliebten, „sie gönnt mir keinen freien Augenblick; ich glaube, sie zürnt mir, daß ich Klara Margarete so lieb habe und so gern mit ihr zusammen

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Page 26 of 40
Date: 11.12.1897
Physical description: 40
halte, als seine Bewohner mit dem äußersten Aufwande ihrer er schöpften Kraft seine Schwelle überschritten. Während Willberg die Glieder seiner Frau rieb uud alle Ver suche machte, welche er für notwendig hielt, schaffte Monika trockene Kleidet herbei und reichte ihrem Bater ein Glas Rum; sie ord nete das Bett nach Anweisung des Vaters so, wie es für die Mutter in diesem Zustande am besten war, und endlich kehrte auch Kathinkas Bewußtsein zurück. „Der Schreck hat ihr mehr geschadet

er, „es ist jedenfalls besser.' Fast war er dankbar, endlich eine besondere Veranlassung zu haben, den Arzt zu holen. Das Wesen seiner Frau beängstigte ihn seit einiger Zeit mehr denn je, und er war überzeugt, daß ihr gestriges Beginnen in halb besinnungslosem Zustand ausgeführt war. Wie lang erschien Monika die Zeit, welche sie in Erwartung des Arztes zubrachte! Die Kranke lag fast regungslos, nur die Lippen zuckten beständig und gaben von einer Aufregung Kunde, welche Kathinka mit aller Kraft des Willens

zu bekämpfen strebte, bis endlich eiue völlige Erschöpfung eintrat und ihr die ersehnte Ruhe brachte. So fand sie auch der Arzt, welcher «ach einigen Stunden kam und durch Willberg bereits von dem Zustande seiner Frau unterrichtet war. Sein Ausspruch lautete dahin, daß ein Nerven- sieber, welches sich wohl längst vorbereitet habe, nun zum Ausbruch gekommen sei, daß die große Erregtheit die Kräfte sehr aufgerieben habe, aber doch eine völlige Wiederherstellung zu hoffen sei. Eine schwere, aber dabei

und aus denen sie stets getröstet und erquickt heimkehrte. Wie srüher, so veranlaßte sie auch jetzt die Frau Pastorin, zuweilen noch ein Stündchen länger im Pfarr- hause zu bleiben, uud nur zu gerne machte Monika von dieser Er laubnis Gebrauch. Sie wußte, ihr Vater gönnte ihr diese Frende nnd ihre Mutter vermißte sie nicht; auch blieb sie nie länger, als sie es zuvor mit ihrem Vater verabredet hatte. Niemals ließen sie die Kranke auch nur für einen Augenblick allein, denn die Sorge wich nie aus ihren Herzen

gefunden zn haben. Monika blickte mit Verehrung zu Jrmgard auf, ihr ganzes Streben war darauf gerichtet, diesem Vorbilde nachzueifern, wäh rend Jrmgard Freude daran fand, Monika zn sich emporzuziehen. Wie oft hatte sie sich eine Freundin gewünscht, wenn Frau Hanna so emsig schaffte, daß ihr jedes Wort eine unwillkommene Störung war, und Jrmgard selbst, des Fleißes müde, sich nach fröhlicher Unterhaltung fehute. Ihr Vater, den sie zärtlich liebte und der darauf bedacht war, sie zu erfreuen, ahnte

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