. Im Befinden unseres verehrten Herrn Bürgermeisters v. Tschavoll ist leider noch keine Bessernng eingetreten; man beginnt um ihn zu fürchten. ÄV iener-Briefe. XVl. Wien, 14. Immer. Mit Scaudal hat das alte Jahre geendet, mit Scandal hat das neue begonnen! Es wäre unmoti viert gewesen, wenn ich meinen Plan, mit dem neuen Jahre eine neue Serie von Wiener Briefen zu eröff nen, ansgesührt hätte, und daher soll es auch sürder hin im alten Tempo fortgehen, sowie der „Werkel- maiul' immer wieder seine alten
waren diese simplen Rückblicke auf das vergangene Jahr abgethan, als schon wieder die Tonkinasfaire, der leidige Mahdi und verschiedene andere Hühneraugen der politischen Welt zur Sprache kamen. „Immer die alte Sauce!' ruft da selbst der Wiener Biz aus, dem sonst alles höchste „Wnrstig keit' ist, wie Herr Otto von Kalau, alia>, Bismarck, sagt, der auch im neuen Jahre die „Beene' des pom- merischen Musquetiers zu schonen gedenkt. Wer indes zweifeln wollte, dass der Wiener speku lativ uud pfiffig ist, der hätte
in diesen letzten Tagen einen starken Beweis pro erhalten. Immer dasselbe Tagesgewäsche anzuhören nnd mitzuhouleu, oder Knoblauch zu riechen ist für den Wiener nichts, er sucht sich dann nnd wann etwas seineres, das ihm, oder wenigstens seinem Gaumen schmeichelt. Nach dem das Ansbacher Bier schon sattsam durchgekostet war, verfiel man auf den GeiZankeu, eiue Koch kunstausstellung zu veranstalten, um die Gour mands in selige Stimmung zu versetzen und auch weniger begnadigten Menschen etwas zum riechen zu geben
, vorausgesetzt natürlich, wenn sie einen Gnlden Entrv iu die Räume der Garte,lbaugesellschast zahl ten, wo man sich im Anschauen und Verkosten der lukullischen Gerichte laben und sich ein „bischen' zusammendrücken lassen durste. Da kouute man in den 4 Tagen vom 5. bis 9. ds. sehen, wohin es den Wiener zieht uud woran sich sein Herz erfreut; es war ein modern gestaltetes Schauspiel aus dem Mittelalter deutscher Städte, wo mau Weine aus den Bruunen fließen ließ und ganze Ochsen am Spieße briet