Donnerstag, den 4. Jänner 1912. „Der Tiroler' Seite 3 Eine rote Hetze gegen das Seraphische Liebeswerk. In der Weihnachtsnummer (!) brachte das Inns brucks sozialdemokratische Blatt „Bolkszeitung' einen Artikel mit schweren Anklagen gegen das Se raphische Liebeswcrk in Dorf Tirol bei Meran. Nun sandte der Direktor des Seraphischen Liebeswerkes, Pfarrprovisor Prackwieser, dem „A. T. A,' eine Darlegung des Sachverhaltes, aus welcher der „Volkszeitungs'-Bericht als raffiniertes Lügenma növer
erster Klasse mit voller Klarheit hervorgeht. Wir entnehmen diesen Mitteilungen des Direktors Prackwieser folgendes: Der am 26. Juni 1911 zu Moos i. Passeier ver unglückte Knabe Markus Wadsack, geb. zu Weng in Steiermark am 2-1. Llpril 1K99, wurde nach wieder holtem und inständigem Bitten seitens der Eltern am lt. Mai 1909 in die Anstalt nach Dorf Tirol auf genommen, und zwar, wie das Aufnahmsgesuch vom 20. April 1909, welches in Knittelfeld von der Mut ter, Julie Wadsack, und vom Vater, Georg
und auch ein vollständig neues Burggräslergewand er hielt er von uns. Daß Markus die Post nach Dorf Tirol tragen mußte, ist unwahr, und daß er sich da bei M LI ersparte, auch. Da andere Knaben von der Aiutalt fortkommen, bat auch Markus, man möchte ihn über Sommer zu einem Bauern gehen lassen. Wir holten dafür das Einverständnis der Eltern ein, und die Mutter schrieb, daß sie sogar sich recht freue, daß ihr Kind in jenem Tale dienen könne, wo der Held Andreas Hofer gelebt hat. Es ist ganz unwahr, daß Mar kus
werde die Reisekosten hiefür zahlen, wir wissen wenigstens nichts davon. Frau Wadsack ist nach Dorf Tirol ge kommen, hat aber keine Silbe davon gesagt oder ge beten. wir sollten ihr die Reise zahlen. Frau Wad sack wurde von uns ganz freundlich aufgenommen. Nicht die Oberin der Anstalt hat mich aufmerksam gemacht, daß die Frau Wadsack hier sei, sondern Frau Wadsack begegnete mir auf dem Hausgange und rief mir jammernd entgegen: „O, mein Kind, o je, mein Kind', worauf ich sie fragte, ob sie die Frau Wadsack sei
der Sachen ihres Markus. Als sie nach Meran kam, ging sie wieder nach Dorf Tirol in das Seraphische Liebeswcrk und bat um etwas, damit sie wieder nach Hause zu ihrem kränkilchen Manne zu rückfahren könne. — Nichts! Hart wie Stein blieben die Herzen diefer Patentkatholiken. Die Schwester, die sie empfangen, ließ sie einfach stehen, die Oberin habe keine Zeit, der Direktor, Hochw. Prackwieser, ließ sich ebenfalls nicht sehen. Als nun die Frau in den Abort ging, kam dieser hochw. Prackwieser auf den Gang