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Dolomiten
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Page 8 of 20
Date: 31.12.1927
Physical description: 20
ihm . nicht eine Minute Zeit, Allotria zu treiben, ? und am Abend war er todmüde. j In all diesem emsigen Treiben fehlte nur ! Heinrich. Er war wieder aus der Schule. Ein paarmal schrieb er dringende Briefe, er wolle nach Hause, wolle helfen. Aber Ber ger, sein Vormund, ging darauf nicht ein. Er antwortete ihm kaum. Einmal nur schrieb er auf eine Postkarte: „Lieber Heinrich, sei i du nur so fleißig auf der Schule, wie wir ' hier alle sind, dann wird alles gut werden.' > So kam es, daß Heinrich trotz der heftigen

j Seelenerschütterungen, die seine Schüler arbeit gehemmt hatten, zu Ostern das Ver setzungszeugnis als „Dritter der Klasse' nach ! Hause tragen konnte. s Auf dem Bahnhof holte den Knaben nie- , mand ab. Es war kein Pferd übriggeblieben j für die Fuhre. Aber da drüben hielt ein ! Wagen aus Heinrichs Heimatdorfe. Ein ; Bauer holte irgend jemand von der Bahn! i Heinrich stand mit einem schweren Hand- ! koffer da und wartete immer, ob ihn der Bauer nicht auffordern würde, mitzufahren. ! Aber der sagte kein Wort, und zu bitten 1 schämte

sich der Knabe. So fuhr der Bauer l mit seinem halbleeren Wagen heim, und Heinrich nahm den Koffer und machte sich schwerbeladen auf den Weg nach Hause. Der Koffer zerrte an seinen Armen und Schultern. Aber dem Knaben war doch, als ob er an dem Herzen in der Brust noch schwerer zu tragen habe. Er kam das erste l Mal nach Hause seit dem Tode beider Eltern. Wie schwer sich das ging! Schwer und ohne alle Freude. Er hatte auch jetzt keine Begierde, die Veränderungen zu sehen, die seitdem gemacht worden

waren. Es wäre« schon zu viel Veränderungen für eine Heimat. Als er den Buchenhof sehen konnte, blieb er tiefaufatmend stehen. Dann begann er hef tig zu weinen. War er dort unten zu Hause? War das wirklich der Ort, nach dem er sich in seinen Heimwehstunden gesehnt hatte? Oder war er nicht in die Irre ge gangen, war das nicht die Fremde? Wenn sein Vater jetzt dort unten ginge und nur einmal hinaufnickto, das wäre schön. Aber dort war der Kirchhof. Dort lagen Vater und Mutter. Dorthin mußte der Heinrich gehen

, wenn er nach Hause kommen wollte. Und die Tränen des Kindes flosien reich licher. Da erhob sich etwas vom Straßenrande, ein Stückchen den Weg hinunter, und kam rasch aus Heinrich zugelaufen. Es war Lotte Schräger. „Guten Tag, Heinrich! Guten Tag! Ach, ist das schön, daß du kommst! Siehst du. ich Hab' einen Strauß gemacht. Da — nimm ihn! Warum sagst du denn nichts? Ge fällt er dir nicht? Es gibt jetzt noch keine hübscheren Blumen.' „O ja, Lotte, er ist sehr schön. Wo kommst du denn her?' „Ich Hab' gewußt

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