1905 in Aussicht genommene in Straßburg stattfinden. Mit großem Jubel wurde der Beschluß begrüßt, die Aufhebung des Jesuitengesetzes zu fordern. Spannung zwischen dem österreichischen und belgischen Kofe. König Leopold von Belgien fährt nicht nach Wien, sondern von Gastein in die Schweiz. Die sensationelle Aenderung im Reiseprogramm des Königs wird in Zusammenhang mit dem teilweise unerwartet verlängerten Aufenthalt des Kaisers in Ofenpest gebracht. Er hätte nämlich dieser Tage in Wien eintreffen
sollen, nun hat er aber seinen Aufenthalt in Ofenpest verlängert. ES heißt, daß der Kaiser ein Zusammentreffen mit dem König von Belgien vermeiden wollte, da die Bezie hungen zwischen dem belgischen und österreichischen Hofe besonders feit dem Tode der Königin Henriette sehr gespannte waren, und daß wiederholt Zerwürf nisse hervorgetreten find. ES waren die Beziehungen zwischen den Höfen in letzter Zeit sehr kühl, besonders seit dem Requiem für die verstorbene Königin, an dem der Kaiser hätte
Erscheinen sollen. Ferner hatte auch. das Vorgehen des Königs in der bekannten „Koburger-Affaire' am österreichischen Hofe eine große nachhaltige Verstimmung hervorgerufen, da der König sich weigerte, die Tochter unter halb wegs annehmbaren Bestimmungen auf ein heimat liches Schloß zurückkehren zu lassen, indem er die Apanage von 20.000 Franken verweigern wollte. Dazu kam dann , noch endlich das schroffe Benehmen des Königs gegen die Gräfin Stephanie Lonyay, gegen welche sich der Kaiser in generöser
Weise benommen hatte und die ihr als Kronprinzessin gewährte Apanage fast vollständig auch als Gräfin zukommen ließ, während ihr der Vater, nämlich König Leopold, Titel und Apanage verweigerte. Es wurde nun in Brüsseler Hofkreisen schon lange diese Ver stimmung unangenehm bemertt. ES heißt nun, daß König Leopold von Belgien einen Besuch beim Kaiser beabsichtigte, um diese Spannung ztr beseitigen, und zwar in einer Form, aus die der Kaiser nicht ein gegangen zu sein scheint. Daher kommt
die über raschende Nachricht, daß König Leopold sein Reise programm noch in der letzten Minute abgeändert hat. Offenbar wurde ihm offiziell die Entscheidung bekannt gegeben, daß der Kaiser zur Zeit des Besuches von Wien abwesend sein werde. Die Kaifermanöver. In Offizierskreisen fällt die ungewöhnlich schleppende Art der Vorbereitungen für die Kaisermanöoer auf. Man glaubt vielfach daraus den Schluß ziehen zu sollen, daß die Mög lichkeit einer Absage dieser Manöver noch immer nicht gänzlich auszuschließen sei