. Einzelne Rümmer iS Leller. Nummer 19. Landeck, Freitag, 13. Mai 1910. 9. Jahrgang. König Eduard VII. t L a n d e ck, 7. Mai. Am Samstag früh wurde die Trauerkunde bekannt, daß in der Nacht von Freitag auf Samstag König Eduard von England an den Folgen einer Bronchitis gestorben sei. Die Nachricht kam ziemlich unerwartet, da man geglaubt hatte, es handle sich nur um eine leichtere Erkrankung. In der englischen Haupt stadt hatte sich die Nachricht mit Blitzesschnelle verbreitet und überall in England gab
sich große Trauer um den geliebten König kund. Denn ge liebt hat ihn sein Volk wie selten einen König, der nur so kurze Zeit — neun Jahre — regierte. König Eduard hat eben viel für Englands Größe getan. Er war von seltener Freundlichkeit und Leutseligkeit selbst gegen den geringsten Arbeiter. Dabei war er ein seiner Diplomat, dessen Pläne nicht so leicht einer zerstören konnte. Wir kön nen freilich nicht umhin, diese hervorragenden Eigenschaften des verstorbenen Monarchen anzu erkennen, wohl
aber können wir uns nicht dar über freuen, daß er diese Eigenschaften auch ge gen uns angewendet. Wir begreifen die Trauer Englands um diesen König, weil er alles für Englands Größe tat, aber es wird uns im Ge dächtnis bleiben, welche Politik er gegen uns ge sponnen. König Eduard hat nämlich mit der jahrhundertelangen Politik Englands gebrochen. Er hat Großbritannien mit seinem alten Rivalen Frankreich versöhnt, so daß die Franzosen sogar mit Begeisterung an ihm hingen. Er hat sein Land mit Rußland versöhnt
, so daß die ewigen Eifersüchteleien zwischen den beiden Weltreichen speziell in Persien und Zentralasien aufgehört haben. Er hat es verstanden, die Balkanstaaten in das Schlepptau englisch-russischer Bestrebungen zu nehmen, aber eines ist ihm nicht gelungen, nämlich die Bundestreue Oesterreichs gegen Deutschland zu erschüttern. Denn die Politik König Eduards ging von Anfang daraus aus, Deutschland „einzukreisen", das heißt, es voll ständig auf sich allein zu stellen und alle Bundes genossen ihm zu nehmen
, damit England es nim- mer zu fürchten brauche. Trotz aller Bemühun gen, trotz -eines persönlichen Besuches König Eduards in Ischl ist es ihm nicht gelungen, die Bündnistreue unseres Kaisers zu erschüttern. Dann ist England darangegangen, uns im Bal kan Schwierigkeiten zu schaffen und in ganz Europa gegen uns zu intrigieren, besonders als Oesterreich die Okkupationsländer Bosnien und Herzegowina der Monarchie einverleibte. Da hat aber Deutschland treulich zu Oesterreich gehalten, zum Danke dafür