Beilage zum „Südtiroler Volksblatt' Nro. «3. Der Waffertropfen. Herrlich blinkt der WaMtropfen, Prachtvoll steht der Resimbogen, Wenn anö ihm die Sonne strahlt, er hoch den Himmel kränzt, Daß ein Zauberkreis von Farben Millionen lichte Tröpflein, Sich in seinem Spiegel malt. Trans die Sonne niederglänzt; Doch kein Bild die Schönheit malt, Weil ob all den Millionen, Die im Himmelelichte thronen, Hoch das Lamm als Leuchte strahlt! — Die barmherzige Schwester. Eine historische Skizze
in dem gesammten Ächweizer- land. Sodann richtete sie ihre Bittschreiben über die Grenzmärken der Eidgenossenschaft hinaus und suchte durch eindringliche Schilderung der Noth ihrer Pfleglinge das Mitgefühl Deutschlands, Oesterreich--', Italiens, Polens, Preußens, Nußlands und der entferntesten Gegenden zu erregen. Wohl wissend, daß das mündliche Wort schneller und besser zum menschlichen Herzen dringt als das schriftliche, ergriff die barmherzige Schwester selbst den Wanderstab und machte
Liebesgaben sür die französischen Priester gesammelt. Auf diesen Streifzügen der christlichen Liebe war die barmherzige Schwester ebenso erfinderisch als eindringlich, kein Mittel war ihr zu gering oder zu beschwerlich, wenn es zu ihrem edlen Ziele führte. So z. B. wußte sie die Wirthin eines der ersten Gasthöfe von Zürich, eine Protestantin, so für ihr Werk zu gewinnen, daß diese in ihrem Hotel an der Tafel einen Teller zur Sammlung für Liebesgaben herumgehen ließ und die schöne Summe von fünfzig
Louis'dor ein erntete. — In einer andern Schweizerstadt bewog sie eine vornehme Gesellschaft, den Ertrag ihrer ^pielparthien der Priestertasel zu schenken. Unter den flüchtigen Geistlichen befand sich auch Monseigneur de la Ferronays, Bischof von Lisieux und Bayonne, welcher von seinen Schätzen nichts mehr als den Bischofsring besaß. Opfermuthig gab er diesen der Pflegemutter mit der Bitte, diesen Juwel zum besten seiner unglücklichen Mitbrüder zu verwenden. Sogleich veranstaltete die barmherzige Frau
dieselben im rechten Augenblick immer wieder zu ergänzen und so das Vertrauen der Seinigen zu segnen. Um neue Quellen für ihr Liebeswerk flüssig zu machen, ging die barmherzige Schwester mit dem kühnen Gedanken um, eine Reise nach Frankreich zu unternehmen, in der Hoffnung, trotz der revolutio nären Verwilderung in den Sprengeln und Pfarreien der vertriebenen Geistlichen die alten Sympathien wieder aufzuwecken und bei der Heerde Gaben für die verbannten Hirten zu sammeln: allein Gott hat ihr ein anderes Reiseziel