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Author:
Haushofer, Max / Max Haushofer
Place:
Bielefeld [u.a.]
Publisher:
Velhagen & Klasing
Physical description:
198 S. : Ill., Kt.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Tirol ; s.Heimatkunde
Location mark:
III 122.819
Intern ID:
1507
Gliederung Erfaßt man das Land als Grundlage des menschlichen Lebens, so läßt Tirol deutlich zwei große Furchen erkennen, in denen dieses Leben gesät ist und wächst. Die eine dieser Furchen legt sich quer durch Nordtirol; sie beginnt im Westen in der Tiefe des Rheinthales und zieht über den Arlberg und Innsbruck nach Osten, bis ihr an der Ostgrenze Tirols das Stein gebirge von Loser einen Wall entgegen schiebt. Die andere dieser Fnrchen zieht in nordsüdlicher Richtung von Innsbruck
über den Brenner nach Bozen und weiter über Trient nach Verona. Fast nur durch das, was in diesen Furchen atmet und sich regt, ist Tirol mit der Geschichte und den übrigen Völkern in Verbindung getreten. Wer freilich des Landes Wesen und Eigen art genauer prüft, findet leicht, daß diese Furchen durch ein Geäder von Seiten- thalern mit dem ganzen Lande in leben diger Verbindung sind und durch dieses Geäder Kraft und Lebensstoff aufnehmen. Die Alpen erfüllen Tirol vollständig. So vollständig, daß nur das Dorf
Erl im Unterinnthale und Bregenz am Bodensee in flacheres Land hinausschauen, wenn auch diese beiden Ortschaften noch selber an den Fuß der Alpen sich lehnen. Und im Süden — ja, vom Hafen von Torbole am Gardafee vermag man in die lombar dische Ebene zu blicken; auch dort ist eins von den wenigen Fenstern, durch die der Blick ins Flache führt. Sonst überall Berge, Berge, Berge! Die Ketten der Alpen, welche Tirol in ostwestlicher Richtung durchziehen, lassen deutlich einen dreifachen Wall
Auseinandergehen der Bergkämme von einem gemeinsamen Mittel punkte, bald die Erscheinung eines Haupt kammes zu beobachten ist, von welchem mehr oder weniger gekrümmte Seitenzweige auslaufen. Von Westen nach Osten ge rechnet, lassen die Centralalpen in Tirol folgende Hauptgruppen unterscheiden: Die Silvrettagruppe (Abb. 2), an der Grenze von Tirol und Graubünden, „ein aufgerissenes Gewölbe mit steil aufgerichte ten Schalenstücken, die zu auffallend wilden Graten und Felshörnern verwitterten,' be steht aus Gneis