¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 24 - 26. 1908 - 1910
, die dem Hause Gottes gebührt. Und dabei kommt die Sache gar zu teuer. In Erwä gung der zur Verfügung stehenden Mittel wird ein Restaurierungsplan fürmehrere Jahre im vorhinein gemacht. Dann wird die Kirche in allen ihren Bestandteilen aus gebessert, in einem anderen Jahre kommt der eine oder andere Altar oder Bestandteil eines solchen an die Reihe, bei den heiligen Geräten und Paramenten wird ebenso vor gegangen, Jahr für Jahr etwas gerichtet oder neu angeschafft. Kleine aber ständige Arbeit läßt bald
das Gotteshaus in neuer Pracht erstehen. Doch suche man das Alte zu erhalten, erhalten ist immer billiger, als b il li g neu zu kaufen. Tann nie und nim mer für das Gotteshaus irgend welches Un echte, oder fabriksmäßig hergestellte Werk verwenden, das ziemt nicht der Würde des selben. Lieber ein paar Neuanschaf fungen weniger, aber gediegen von hervorragenden Kräften ausgeführt. Auch gäbe es da manche Fakta von Renovie rungskunststücken zu erzählen! Wie oft prangt nicht an einer Kirche stolz die Auf schrift
: „Renoviert im Aahre. . . .' Da werden alle Türbeschläge verworfen und verschachert, schöne alte Türen herausgeris sen und durch billige, neue, womöglich, weich- holzene, ersetzt, alte Stuckarbeiten verwor fen oder übertüncht, alte Fresken erbar mungslos abgekratzt oder überstrichen, die ganze Kirche mit wunderbaren modernen Kirchen- oder Vorhansmalereien verziert, die alten Bilder um einen Spottpreis ver kauft oder verschenkt, und durch Oeldrucke oder prächtige Kreuzwegstationen im echt- nußholzenen
Fabrikstil ersetzt! Dann, wenn alles Schöne, Alte, welches bei sachgemäßer Restaurierung die Kirche zu einem Schmuck kästchen der Gegend gemacht hätte, und wenn, wie in dem Aufsatze öfters erwähnt, die Restaurierung kleinweise gemacht worden wäre, sogar bedeutend billiger als die ver schiedenen Neuauschaffungen gekommen wäre, herausgerissen, mit Stumpf und Stil vernichtet, ausgerottet ist, dann ist die Kirche renoviert!! Dem Beschauer kommt es frei lich vor, als sei er in ein modernes Wa renhaus getreten
! Doch das verschlägt nichts! Die Kirche ist renoviert und eine Masse Schulden vorhanden! Armes Haus Gottes, daß du diese Mißhandlung erdul den mußt! Doch man 'muß fertige Ware haben, schön muß es sein, ob zur Erbauung, zur Andacht stimmend, ist Nebensache. Der Sachkünstler ist zu teuer, aber die gute, echte Fabriksware, die ist billig, dafür opfert man. Geld! Möchte doch endlich einmal das Gefühl dafür erwachen, daß die Kirche als Haus Gottes gewe i h t werde und als Wohnung des Heilandes Ehrfurcht verdient