. Diesen Briefe sende ich an Rechtsanwalt Schön. Fragen kann ich ihn nichts, das ist unmög lich. Wenn ich keine Antwort erhalte, so möge Gott mir gnädig fein. Werner, laß mich nicht allein, ich bin so jung. Gib mir mein Kind zurück. Werner, aber rufe mich an deine Seite. Ich komme, wohin Lu willst. Nur laß mich nicht allein in der Welt.'... Neuntes Kapitel. Mister Roberts hatte gelesen, las wieder von neuem. Die Hand, die den Brief hielt, zitterte jetzt nicht, aber die Augen, die immer wieder den schalt
des Briefes überflogen, hatten einen eigentümlich Starren Ausdruck. ' Was diese Zeilen enthielten, war der Aufschrei einer durch ihren Gatten tief verwundeten Frau, der .Aufschrei grenzenloser Sehnsucht eines jungen Her zens, das nicht richtig behandelt worden war: es war der Schrei einer Mutter nach ihrem Kinde, das man ihr genommen hatte, um einer Schuld willen, die der Voraussetzung entsprechend nicht vorhanden war. „Du hast mich verlassen. — — Du hast mich ge brandmarkt. Ich bin so jung. — — Warum
vergaßest du immer, daß ich jung war?' Und dieser Brief mit seinem Aufschrei, seinen Kla gen, war geschrieben vor fünfzehn Jahren. Erchatte nie eine Antwort erhalten. Das Ehrenwort, das er bem Rechtsanwalt abverlangt, hatte das verhindert. Was war aus der Schreiberin geworden? Jung, schön und unbeschützt hatte sie dem Leben gegenüber -gestanden. Frau von Brand war schon vor fünfzehn Jahren eine alte Dame gewesen. Es -war nicht zu er warten. daß sie der jungen Frau noch für viele W Jahre hatte als Schutz