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Bozner Zeitung
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Page 10 of 10
Date: 06.02.1864
Physical description: 10
75 nz heimkam, ohne daß sie von ihm auch nur eine Silbe hörte. Äm Gegentheil wollte man bald dort, bald da über ihn nur BöseS wissen ; es hieß, man habe ihn wegen Spiel, Trunksucht und Excessen ge straft, er sei wohl muthig im Gefecht, aber dann ohne MannSzucht und plündernd angetroffen worden. Alle Welt war, wie eö schon so gebräuchlich ist, rasch mit der Verdammung gegen Lorenz bei der Hand, Hanne allein schüttelte ungläubig mit dem Kopf und hielt fest an ihrem Versprechen. Gar fest und süß

auch das Herz darüber. So saß denn Hanne Abends am Spinnrocken, Ewald war in Geschäften auswärts und die Dirne betrachtete den stählernen Ring, laS wieder und wieder die halb verwischten Zeilen des Lorenz auf dem vergilbten, zer knitterten Papier und die Sonne hatte mit eins den letzten goldigen Schimmer abgezogen von Berg und Thal, bevor sie es merkte. Plötzlich klang ihr Fenster, erschreckt fuhr die Dirne empor und — stieß einen Freudenschrei ans — sie konnte es kaum glauben, sie hielt es für einen Traum

— Lormz stand vor der Hütte und rief ihren Namen. Hinweg über alle Schranken der Erde, hinweg über alle Zweifel und Bedenken trug sie der Flügel des höchsten Entzückens; das Fenster flog auf und beide begrüßten sich wie es eben nur die stürmische Freude vermag. — Dsr Krieg war unverhofft durch einen plötzlichen Friedensschluß beendet worden; die Streiterschaaren zer teilten sich, die Mehrzahl der Leute eilte der Heimat zu — Lorenz war auch unter diesen und die Heim kehrenden wurden von den Ihrigen

so festlich empfan gen, als es eben in der Eile ohne Vorbereitung mög lich war. In die einsamen Torfgräberhntteu war aber noch keine Kunde davon gekommen und somit konnte Hanne die Nähe des Geliebten nicht ahnen. Lorenz dagegen, der gerne entlassen worden war. in dem er mehr Excesse beging, als hundert andere Leute, hatte eS kaum vernommen, daß Vater Ewald mit Torfladungen nach Außen gegangen war, als sein Plan bei ihm feststand. Er verließ eilig und im Stillen die Gaststube, kümmerte sich nicht darum

, aber feines Tuch aus ungebleichtem Garne um den Hals, das sie gesponnen, gearbeitet, genäht und mit seinem ganzen Namen ge merkt hatte. Lose ließ der Junge das Tuch am Halse hängen und dankte ihr mit einem Händedrnck, aber daß eS ihn nach mehr als diesem Andenken gelüstete, sagten seine leuchtenden Blicke, welche er von der Dirne nicht abzuwenden vermochte. Rasch war Lorenz wieder mehr als je willkommen geheißen, vernahm von Hanne'S Lippen die Betheue- rungen ihrer Liebe und Treue und erfuhr

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Lienzer Zeitung
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Page 20 of 26
Date: 23.02.1907
Physical description: 26
Kleopatra, als die Schwester Bogen um Bogen in das Feiier steckte, daß die Flammen hochanf züngelten und gierig an den Geisteskindern einer unbekannten Größe hernmleckten. .Ich heize ein,' sagte Emmi lakonisch. „Eine warme Stube ist nm diese Zeit etwas nnumgänglich Notwendiges.' Der leyte Bogen erlosch. Die Arbeit vieler nutzlos vergeudeter Stunden sank in ein Häuslein Asche zusammen. 10. Lorenz war wieder daheim. Nach dem geselligen Verkehr in Wüterich chen Hanie dünkte ih» sein Heim allzn still

beneiden. Ach. wer noch einmal jung sein könnte! Jnng? Wie alt war er denn eigentlich? Dreinndsechzig. Jnng ist was anderes. Dreiundsechzig. Aber um seinen Sarg zu bestellen doch noch alleweil zu srüh. Und überhaupt, was heißt jung? Es gibt Leute, die nie jnng gewesen sind. Er dagegen, er war in seiner Jngend immer so ein bißchen Schwerenöter gewesen. Das war er. Darin glich Edgar ihm anss Haar, obgleich er ja nicht sein Vater war. Aber das liegt im Blut. Schwerenöter? Lorenz lachte. So ganz alt fühlte

er sich ja gerade noch nicht. Dreiundsechzig. Hm! Bei Tisch sollte er denn nun erzählen; die Schwestern be stürmten ihn. „Gott, ja, Kinder, was gibt's da groß zn erzählen,' sagte Lorenz mit einem etwas ungeduldigen Klang in der Stimme. „Es war riesig nett. Prächtige Familie. Wir haben uns großartig amüsiert.' „Das glauben wir schon, Lorenz, aber wie geht es nnserm Ed gar? Du wolltest uns doch so viel über sein Tun und Treiben erzählen. Seine Briefe waren doch immer so oberflächlich.' „Tnn nnd Treiben

? Na, er geht morgens ins Kontor und kommt abends wieder.' „Aber, Lorenz, wie steht er denn ans? Ist er magerer ge- worden? Schmeckt ihm das Esten? Ist die Dame des Hauses gut zu ihm?' Ewiges, lästiges Gefrage, dachte Lorenz. Weshalb sollte dem Bengel das Esten nicht schmecken? Und ob die Alte gut zu ihm war oder nicht, war ihm jedenfalls höchst schnuppe. Die juugen Damen karessterten weidlich mit ihm hernm. Er bezwang aber seine Ungeduld. Das Gewissen regte sich. Um das Treiben seines Neffe

sagte, wie er sich benähme, wie er sich kleide, was er äße, was er tränke. Nein, wenn man doch alt wird. Und so einseitig. In Lorenz regte sich der Wunsch, nicht so zu verknöchern wie seine beiden Schwestern. Er begab sich auf sein Zimmer, unzu frieden mit sich und der ganzen Welt. „Was mag der Lorenz haben?' fragten sich die beiden Schwestern. „Er ist so sonderbar verändert?' „Sollte es am Ende unserm Edgar nicht gnt gehen, und er will es uns verschweigen?' kam Pienchen der Einfall. Dolli erschrak

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Bozner Zeitung
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Page 9 of 10
Date: 13.02.1864
Physical description: 10
, die Hütte war ihr aber gerettet worden; denn Lorenz hatte mit den Gläubigern ein Abkommen gefunden und stand bei einem reichen Bauer gegen gute Bezahlung im Dienst. Er war ein Anderer geworden, still und arbeitsam und ließe« seiner Mutter an gar nichts fehlen; sie konnte jetzt eine Freude haben an ihm und alle Leute lobten die Umwandlung, welche die Einen der Gewalt Hanne's über sein Herz, die ruderen dem Hinsieche» der Mutter und seinem da durch erwachten Gewissen zugeschrieben. Nur war Lorenz

sie ihm gerade an der Biegung eines Hohlweges, der zum Dorfe sührte, so daß Beide einander plötzlich ge genüber stände» und nicht ausweiche» konnte». Er- röthend stand Hanne, Lorenz schien betreten und die Dirne sagte rasch gesagt: „Lorenz! warum sieht man Dich gar nicht mehr?' „Du hast den liebevollen Bescheid Deines Alten gehört!' „Aber Du weißt, daß ich oft in's Dorf gehen mnß: Du weichst mir aus — mir und dem Vater — ich habe es schon öfter bemerkt.' „Meine Aufnahme war darnach

— doch es wird noch Alles gut werden, meine Schuld ist's nicht, wenn es anders kommt.' „Ja, ich weiß es, Lorenz — Du bist brav, fleißig und ordentlich geworden Du gehst an Sonntagen in die Kirche und die Leute loben Dich, auch mein Vater hat davon geredet — tausend Dank dafür mein lieber Lorenz; Du weißt nicht, wie es mich freut.' „Freut's Dich ? — Nun a'so warum bist Du ver drießlich und meinst, ick) wolle Dich meiden ?' Zögernd, da sie nicht wußte, wie sie ihren Gedan ken vorbringen sollte, stand die Dirne, wurde ver

legen und sagte dann mit unsicherer Stimme, scheu den Blick zu Boden schlagend: „Christas ist noch immer nicht zurück!' „Ist Dir so leid um ihn? Was kümmert eö aber mich? Hab' ich ihn zu hüten — weiß ich'S, wo er herumläuft?' rief in nicht zu verkennender Aufregung Lorenz. „Ich mein' nur — Lorenz! — Sei nicht bös' aus mich — aber wie Du das letztemal im Moor warst — in der Nacht — spät schon war's — da glaubte ich einen Schrei zu hören — und — und mir war — ich fürcht' —Lorenz, hast Du damals

sie in's Moor zurück und flüsterte für sich: „Eiu anderer Mensch ist er geworden - aber wodurch ist er'S geworden ?!' - — — — — — Mochte indeß die Besserung des Lorenz sür seine alte Mntter der Gegenstand wahrer Freude sein, für welche sie täglich dem Himmel danttc, so vermochte dieselbe oennoch ihre Lebenskräfte nicht mehr neu zu beleben und eines Morgens fand man sie heimgegangen zur ewigen Ruhe, aus welche sie sich längst vorbereitet hatte. Die ganze Nachbarschast erwies ihr die letzte Ehre

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Bozner Zeitung
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Page 9 of 10
Date: 30.01.1864
Physical description: 10
und die Klänge der Musik betäubten fast die arme Dirne, welche all diese Herrlichkeiten zum erstenmal in vollen Zügen ge noß; ihre Pulse gierigen rascher und bald schlug das Herz in ihrer jungen Brust, wie sie es früher »och niemals empfunden hatte. Von allen Tänzern suchte sie ein BauerSsohn der Nachbarschaft besonders aus zuzeichnen. Lorenz war ein bübscher, lustiger Junge voll frohem Muth und tausend Scherzen, dieHanne herzlich lachen machten. Unter Frohsinn nnd Mun terkeit ging die Nacht zur Hälfte

, im Gegentheile: Ewald zählte.nur wenige silberweiße Haare auf seinem Scheites dagegen war sein Herz jung geblieben und er gedachte noch immer mit Rühruntz der sönnigsten Zeit seines-Lebens. Aber Lorenz war nicht der Mann, ein Weib glücklich zu mächen; wohl gelang eS ihm dafür Dirnen zu erobern und zu verblenden. Der junge BauerSsohn war über all zu finden, wo es lustig zuging, und wo es Streit gab, dort stellte er einen muthigen Kämpfer; aber Ordnung, Arbeit und Sinn für einen Hausstand schien er gar

nicht zu kennen. Bei zwanzig Jahre zählend, hatte er nur eine alte Mutter mehr am Le ben, welche aber im Lause ihres bescheidenen Daseins immer mehr verarmt war, so daß sie ihm kein benei» denSwerthes Bentzthum hinterlassen mochte. Wäre Lorenz ihr redlich beigestanden, hätte er rüstig Hand angelegt, den Kreuzer solange umzuwenden, bis er zum Gulden geworden war, so hätte sich wohl noch Gutes hoffen lassen; aber bei ihm hatte das Geld Flügel und er lehrte es fliegen wie die Vögel — aus nimmer Wiedersehen

. Anfangs verwies ihm die greise Mutter seinen Leichtsinn, dann sparte sie die frucht losen Worte, seufzte und trug wortlos ihren Kummer. Manche Thräne fiel dem betenden Mütterchen Sonn tags in der Kirche aus die knöchernen, recht andächtig gefalteten Hände. Sorglos, lebensfroh, das Heute ge nießend ohne das Morgen zu bedenken, so lebte da gegen — bald dort bald da herumschwärmend — der flotte Lorenz, nach dem die lustigen Dirnen sich gern umsahen und so hatte er endlich auch die liebe, un- schuldsvolle

und wird sie jederzeit finden, sei es durch Meere, oder durch tückische Moore. Zudem hatte Lorenz Muth genug, mit den Schrecken der unheimlichen Rasendecke anzubinden und auch an Zeit mangelte eS bei dem tollen Jungen nicht; war doch das Vergnügen die einzige Beschäftigung, welche er liebte. Sobald die Sonne sank, war freilich auch für den verwegenen Bnrfchen das TorfgräberhänSchen unnahbar; aber bei Tag wußte er durch emsiges For schen und Beobachten endlich doch den sichern Pfad dahin sich einzuprägen nnd

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Lienzer Zeitung
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Page 20 of 30
Date: 05.01.1907
Physical description: 30
Und nun eiuei'., ei ic-cii HaüstärschUisiel! 'lehn war Bürgerstunde. Ihr Bruder Lorenz war nie über die Bürgerstunde ausgeblieben. Es war Hausordnung bei ihnen, um zehn zu Bette zu gehen. Wozu also in aller Welt einen eigenen Hmistürschlüssel? Vielleicht aber war es das beste, in Güte einzulenken, dachte Pienchen. Und während Dolli bereits die Backen zu einer Standrede auf blies, wie sie hier wohl am Platze gewesen, kam Pienchen ihr zuvor. „Mein lieber Junge, wenn du mal etwas länger ausbleiben

keinen Zweck hätte. Er würde sehr leise sein — und was der Be weisgründe mehr waren. Die Tanten widersprachen energisch. Ein Wort holte das an dere, und wer weiß, ob sie ihn nicht untergekriegt hätten, wenn sich Onkel Lorenz nicht ins Mittel gelegt. Edgar bekam seinen Schlüssel und machte ausgiebig Gebrauch davon. Pienchen rang die Hände. Und Dolli mußte sich nach und nach daran gewöhnen, mit dem Bewußtsein zu Bett zu gehen, daß das ihr anvertraute Küchlein seine eigenen Wege ging. „Pienchen, Pienchen

,' hatte sie geklagt, „wenn das unsere Schwester selig wüßte; im Grabe würde sie sich umkehren.' Pienchen war derselben Meinung. Und sie seufzten. Kleine Kinder, kleine Sorgen; große Kinder, große Sorgen. Die Haustürschlüsselgeschichte war aber nun schon lange her; bald jährte es sich. Aber die Sorge um den großen Jungen nahm nicht ab. Was trieb er bloß immer außerhalb, so mitten in der Nacht, wo ver nünftige Leute in den Federn liegen und schlafen. „Kinder, Kinder, er ist jung,' begütigte Onkel Lorenz

. »Und Jugend will austoben.' „Nette Ansichten!' brauste Dolli aus. „Ihr versteht es eben nicht, einen Jungen zu erziehen,' gab Lorenz zu bedenken. Damit war aber dem Kalb ins Auge geschlagen. Die alten Damen protestierten. Da aber Lorenz ste^s der Ausschlaggebende war, so gerieten die Schwestern gegenseitig aneinander. Gewiß, Dolli hatte ihm mit ihrer steten Heftigkeit und Ner vosität das Haus verleidet, war Pienchens Meinung. Dolli konnte natürlich die Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen und schob

Pien chen allerlei in die Schuhe. Nach solchen Debatten trat wieder Friede ein. Und in der Liebe zu ihrem Jungen trafen sich die drei alternden, lieben Menschen wieder in Einigkeit zusammen. — Jetzt saßen sie wieder, wie allabendlich, beim Skat. Aber keiner war so recht bei der Sache. Pienchen mogelte nicht, und das beunruhigte Dolli ebenso sehr, als wenn ihre Schwester es getan. Und Lorenz hatte seine lange Pfeife ausgehen lassen, was auch ganz gegen seine sonstige Gewohnheit verstieß

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Bozner Zeitung
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Page 9 of 10
Date: 06.02.1864
Physical description: 10
, Und versinkt im tiefen Thal. Nur die Böglein. drauß? im Grünen Stimmen au die Litanei, Kinder iauchzeu, und vom Berge Tönet jodelnd die Schalmei — Mich ergreift eiu süßer Schauer, Goubegfitzert waudr' ich fort — So hatt^ ich uoch nie gebetet. So verstanden GytteS Wort! Der Zeuge. Geschichte aus drin Volftleben. (ZortstKung.) MS des Torfgräbers Hanne zum erstell Male wieder iu das Dorf kam, hatte Lorenz sie als bald erspäht und wie sie sich zur Heimkehr anschickte, folgte er ihren Schritten. Am Ende

, daß Hanne seinen Schwüren wie Himmelsmelodien lauschte, daß sie tief- innig ihre Augen zu Demjenigen, aufschlug, für den es so laut in ihrem Innern sprach. Bis tief in's Moor gingen Beide zusammen und erst der Rauch aus Vater Ewald'S Hütte mahnte Beide, daß eS zum Abschied eben Zeit, geworden war. Da faßte Lorenz noch einmät ihre Rechte, zog die Dirne an sich und preßte einen Kuß auf ihre Lippen, daß Hanne, über fein' Ungestüm erschreckt und ihn abwehrend, ausrief: „Lorenz! Sei nicht so heftig

,. Du erschreckst mich.' „So. hast. Du.mich nicht mehr lieb?' „Wie Du fragst — mehr als mem Leben.' „Und wirst mir treu bleiben, bis ich wieder komme?' „Ms Du kommst und in alle.. Ewigkeit — aber nicht wahr, Lorenz. Du, meinst) es . doch ehrlich mit uns. Du wirst meines Vaters Lehren, nicht vergessen? Versprich mir's, schwör'S in meine Haud da?' „Gern schlag' ich ein, wenn Du mir gelobst. Keinen lieb zu haben älS mich —auch wenn ich länger aus bleiben sollte als wir hoffen. — Gilt's, Hanne, aus Lieb', und Treu

'?' „Es gilt äüf Lieb' und Treu' —und somit Gottes Segen, mit Dir — denk an mich — täglich will ich beten für Dem Glück, täglich früh und am Abend!' Beide lagen sich einen Augenblick lang in den Ar men, Hanne fand keine Worte und lies eilig davon; ihr war zu, weh um's Herz. Lorenz sah ihr, lange nach und fühlte eine gewaltige Leidenschaft in seinem Jnuerm. toben. „Ach, wär' sie schon mein! Wie schön, wie voll, wie^ blühend ist die Dirne und wenn Ewald und Christof. nicht, wären?! — Nun,für jetzt ist'S

; denn hie Brust wollte ihr schier zerspringen. Da fühlte sie ?n ihrem Zeigefinger der rechten Hand einen Ning aus Stahl — sie wußte nicht, wie er dahin gekommen war und Lorenz mußte ihn rasch beim Scheiden ihr angesteckt haben. ErrSthend, hochklopfenden Herzens sah sie auf den schlichten Reif, preßte ihn an die Lip pen und fühlte sich freudig erhoben durch das Zeichen her Erinnerung an ihn. Trost uud Ermuthigung chien sein Glanz in ihre Seele zu gießen, dann barg ie daß Andenken, das Niemand sehen

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Lienzer Zeitung
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Page 34 of 36
Date: 23.12.1911
Physical description: 36
und legte sie unter das Bäumchen. „So!' sagte er, befriedigt auf sein Werk schauend, „jetzt kann die Agnes kommen, es ist alles fertig.' Er wandte sich zur Tür. „Wie, willst du dennoch fort, heut am helligen Christabend?' rief die Frau mit angstvoller Stimme. „Attlß noch zum goldenen Lamm, der Lorenz wartet auf mich.' „Zum goldenen Lamm? Sollst wohl noch einen Festbraten besorgen, Severin? O, bleib hier, ich bitte dich darum? Einmal nimmt's ein böses Ende, hör' auf mich. Der Schäfer wartet

die Hände. Nun ging er wieder und ließ sie in ihrer unaussprechlichen Angst zurück. Gab's denn keine Macht auf der Welt, die den Severin von dem Freveln abzuhalten vermochte? Sie hatte gehofft, um Agnes willen würde er es lassen, aber des Mädchens Bitten verhallten ebenso wie die ihren. O, der Lorenz, er war an allem schuld. Er tat's nur, um sie und ihren Sohn in Schimpf und Schande zu bringen, er hatte ihr Rache geschworen, und er hielt Wort. — Der kurze Wintertag neigte sich zu Ende; immer länger

wurden die grauen Schatten, die nun bald über allem lagern würden. Unschlüssig stand Frau Bertram in ihrer Stube, sie wußte nicht recht, sollte sie gehen und den Severin heimholen oder nicht. Aber dann griff sie hastig nach einem großen Um schlagtuch, warf es über Kopf und Schultern und verließ das Haus. Abzuschließen brauchte sie nicht, Diebe gab's keine im Dorf, und jeden Augenblick konnte Agnes kommen. Erst wandte sie sich dem Wirtshaus des Lorenz zu, wenn sie Severin noch dort traf, mußte

er mit ihr nach Hause gehen. Sie wollte ihm in des Wirtes Gegenwart ihre Jugendgeschichte erzählen, damit er endlich erfuhr, weshalb dieser ihn zum Wilddieb gemacht. Lorenz stand breitspurig in der großen Küche, von wo er den Hausflur übersehen konnte. Als Frau Bertram das Haus betrat, rief er ihr mit lauter Stimme entgegen: „Ah, Gertrud, besuchst du mich auch einmal?' „Wo ist Severin? Ich muß mit ihm reden', sagte Frau Ber tram, ohne- seine Worte zu beachten. Ihr Blick durchforschte die Küche

will. Er gab meinem Jungen, als er die Augen seines Baters nicht mehr zu fürchten brauchte, die Flinte in die Hand und lernte ihn das Wildern Haben Sie doch noch einmal Nachsicht, tun Sie es um meinet willen. Der Lorenz sagte mir eben, heute sollte ich die Bescheruno erhalten, die er mir schon so lange zugedacht.' Der Förster schüttelte den Kopf. „Ich versteh' Sie nicht recht. Frau, was hat denn der Lorenz mit Ihnen zu tun?' „Das glaub' ich, daß Sie mich nicht verstehen, Förster, und was der Lorenz dabei

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Page 6 of 10
Date: 29.12.1911
Physical description: 10
und legte sie unter das Bäumchen. „So!' sagte er, befriedigt auf sein Werk schauend, „jetzt kann die Agnes kommen, es ist alles fertig.' Er wandte sich zur Tür. „Wie, willst du dennoch fort, heut am heiligen Christabend?' rief die Frau mit angstvoller Stimme. „Muß noch zum goldenen Lamm, der Lorenz wartet auf mich.' »Zum goldenen Lamm? Sollst wohl noch einen Festbraten besorgen, Severin? O, bleib hier, ich bitte dich darum! Einmal nimmt's ein böses Ende, hör' auf mich. Der Schäker wartet

die Hände. Nun ging er wieder und ließ sie in ihrer unaussprechlichen Angst zurück. Gab's denn keine Macht auf der Welt, die den Severin von dem Freveln abzuhalten vermochte? Sie hatte gehofft, um Agnes willen würde er es lassen, aber des Mädchens Bitten verhallten ebenso wie die ihren. O, der Lorenz, er war an allem schuld. Er tat's nur, um sie und ihren Sohn in Schimpf und Schande zu bringen, er hatte ihr Rache geschworen, und er hielt Wort. — Der kurze Wintertag neigte sich zu Ende; immer länger

wurden die grauen Schatten, die nun bald über allem lagern würden. Unschlüssig stand Frau Bertram in ihrer Swbe, sie wußte nicht recht, sollte sie gehen und den Severin heimholen oder nicht. Aber dann griff sie hastig nach einem großen Um schlagtuch, warf es über Kopf und Schultern und verließ das Haus. Abzuschließen brauchte sie nicht, Diebe gab's keine im Dorf, und jeden Augenblick konnte Agnes kommen. Erst wandte sie sich dem Wirtshaus des Lorenz zu, wenn sie Severin noch dort traf, mußte

er mit ihr nach Hause gehen. Sie wollte ihm in des Wirtes Gegenwart ihre Jugendgeschichte erzählen, damit er endlich erfuhr, weshalb dieser ihn zum Wilddieb gemacht. Lorenz stand breitspurig in der großen Küche, von wo er den Hausflur übersehen konnte. Als Frau Bertram das Haus betrat, rief er ihr mit lauter Stimme entgegen: „Ah, Gertrud, besuchst du mich auch einmal?' „Wo ist Severin? Ich muß mit ihm reden', sagte Frau Ber tram, ohne seine Worte zu beachten. Ihr Blick durchforschte die KÄche

. Er gab meinem Jungen, als er die Augen seines Vaters nicht mehr zu fürchten brauchte, die Flinte in die Hand und lernte ihn das Wildern. Haben Sie doch noch einmal Nachsicht, tun Sie es um meinet willen. Der Lorenz sagte mir eben, heute sollte ich die Bescherung erhalten, die er mir schon so lange zugedacht.' Der Förster schüttelte den Kopf. „Ich versteh' Sie nicht recht, Frau, was hat denn der Lorenz mit Ihnen zu tun?' „Das glaub' ich, daß Sie mich nicht verstehen, Förster, und was der Lorenz dabei

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 11.07.1911
Physical description: 8
in den Fuß. Tags daraus kouute die Kugel eutsernt wer den, so daß baldige Heilung zu erwarten ist. üchs, der Mitte der Fünfziger stehen. Sein Haar und der an den Seiten kurz geschnittene Vollbart waren noch tief schwarz, und sein Gesicht mit der leichtgebogenen Nase uud den offenen, dnnkelbrannen Angen machte auf den ersten Blick einen gewinnenden, vertrauen erweckenden Eindruck. „Herr General und gnädige Frau werden von meinem Besuche überrascht sein,' begann Lorenz. „Es ist lange her, seit wir uns znm

letztenmal gesehen haben.' „Ja, eS ist lange her — siebzehn Jahre,' erwi derte der General, nachdem er Lorenz gebeten hatte, Platz zu nehmen. „Und welche Angelegenheit führt Sie hente zu uus, Herr Lorenz?' „Ich komme in Angelegenheiten Ihres Herrn Schwiegersohnes, Herr General.' „In Angelegenheiten meines Schwiegersohnes ?' fragte der General in hohem Grade betroffen. Frau Hartfeld war blaß geworden und blickte mit Span nung auf Lorenz. „Ja, meine Herrschaften, ich bringe heute eine freudige Nachricht

, schweren Fall hörten. Frau Hartfeld war nach den Worten des Kaufmanns aufgestanden. Sie hatte eiu Gefühl, als ob ihre Kehle eiue eiserne Hand mit tödlichem Druck um spannte, und angstersüllt wollte sie an ein Fenster eilen, nm Luft zu schöpfen. Im nächsten Augenblick aber schwanden ihr die Sinne, und bevor ihr Lorenz, der sie beobachtet hatte, beiznspringen vermochte, stürzte sie bewußtlos zu Bodeu. Josef, der im anstoßenden Wohnzimmer durch die offene Tiire den Fall gehört hatte, war der erste

, was uns Herr Lorenz noch weiteres mit zuteilen hat.' „Nein, Vater, ich bleibe, ich bin jetzt vollständig gefaßt.' „Es tnt mir ungemein leid, gnädige Frau, daß ich durch meine unvermittelte Nachricht —' „Bitte, Herr Lorenz, Sie haben ja nichts zu be reuen,' unterbrach ihn die Frau. „Ihre ganz uner wartete Nachricht hat mich im ersten Augenblicke . . . Jetzt bin ich schon gesaßt.' „Also, mein Schwiegersohn war tatsächlich un schuldig?' fragte der General. „Und nach siebzehn Jahren erst kommt seine Unschuld

an den Tag?' „Leider Gottes!' sagte Lorenz mit einem tiefen Seufzer. „O, daß ich meinen Fehler doch wieder gut machen könnte! Alles war rein verblendet von je nem unseligen Gerücht.' Er brachte bei diesen Worten eine große Brief tasche zum Vorschein und legte sie auf den Tisch. „Bevor ich den Herrschaften über den verhäng nisvollen Diebstahl Näheres berichte, möchte ich mir gestatten, einen geschäftlichen Puukt in Ordnung zu bringen,' sagte er. „Herr General haben mir vor zehn Jahren die ans

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Bozner Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 19.12.1894
Physical description: 4
der VerlafscnschaftSabhandlung nach dem im Jahre 1370 verstorbenen Johann Jnnerbichler in Prettau wurde die demselben gehörige Kera-Alpe dessen Sohn Alois um den Preis von 4000 fl. zugewiesen, wählend der Sohn Lorenz mit dem Betrage von 1000 fl. eine Anweisung auf seinen Bruder Alm? erhielt, ohne daß jedoch für diese letzte Erbsorderung ein Pfand bestellt worden wäre. Laut Kaufvertrag vom 24. April 1874, Folio 283, verkaufte nun Alois Jnnerbichler die genannte Kera-Alpe dem Thomas Wierer um den Preis von 3900 fl., und erklärte in der frag

lichen Urkunde den Betrag von 1000 fl. bein. Kauf; erhalten zu haben, weßhalb er hiefür ausdrücklich quittirte. Nun behauptet aber AloiS Jnnerbichler, daß er diese 1000 fl. damals nicht erhalteu, und nur deß halb hiefür quittirt habe, weil Thomas Wierer aus drücklich erklärt hatte, das Erbschaftskapital deS Lo- renz Jnnerbichler per 1000 fl. auf sich zu nehmen, so daß von dort an nicht mehr Alois Jnnerbichler sondern vielmehr Thomas Wierer diese 1000 fl. dem Lorenz Jnnerbilchler schuldete

. Zur Sicherheit dieses Kapital sollte Wierer seinen Harasackererhof zum Pfande verschreiben, weßhalb sich beide zum damaligen Kanzlisten des k. k. Bezirksgerichtes TauferS Namens Praxmarer begaben und ihn baten außer dem Kaufvertrage vom 24. April 1374 am gleichen Tage auch die zweite Urkunde über die Schuld deS Thomas Wierer gegen Lorenz Jnner bichler per 1000 fl. aufzunehmen. Leider war Prax marer damals mit anderen Arbeite» überhaust, und hatte daher keine Zeit auch diese zweite Urkunde zu versassen

, die er erst über wiederholte Aufforderung deS Herrn Bezirksrichters Bachlechner im Frühjahre 1877 niederschrieb und dann beim k. k. Bez.-Gerichte Bruneck verfachea ließ, nachdem am 24. April 1874 die beiden Parteien emen Bogen in bianco hatte »Uterschreiben lasten. Wellige Jahre später starb Lorenz Jnnerbichler und bei der am 23. Febr. 1831 stattgehabten Ver- lassenschastSabhandlung nach demselben wurde dem AloiS Jnnerbichler das Kapital von 1000 fl. bei Thomas Wierer zum Eigenthum zugewiesen. Schon

von 70 fl worüber das Endurtheil auf einen Haupteid lautete, dahin gehend: ES sei seines Wissens und Erinnerns nicht wahr, daß er (Wierer), als ihm Alois Jnner bichler am 24. April 1874 die demselben gehörige Keraalpe verkaufte, zur Tilgung des bezüglichen Kauf schillings die Zahlung des Erbgeldeö an Lorenz Jn nerbichler an Stelle des Alois Jnnerbichler über nommen, und daß der Lorenz Jnnerbichler sich mit der Pfandbestellung aus dem Kaufsobjekte nicht be gnügte, er (Wierer) sich gemäß Schuldurkunde

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Bozner Zeitung
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Page 10 of 10
Date: 30.01.1864
Physical description: 10
„ES scheint, daß Ihr eine Predigt halten wollt? Spart derlei, Vater Ewald, es verfängt nicht bei mir. Ein Schuljunge bin ich aber auch nicht mehr, um Eure Lehren zu bedürfen, also laßt mich in Frieden.' „Ruhe sollst Du haben, Lorenz! wozu aber störst Du die meine, wozu schleichst Du da herum, warum bist Du müßig, wenn alle Welt arbeitet, weßhalb eilst Du alsbald in den Moor, sobald ich ihm den Rücken kehre? Ist ehrlich und gut, was Du da herum suchst, weßhalb fliehst Du meine Nähe, warum

meidest Du den Vater, um mit meinem Kinde zu reden?' „Wer sagt das; ich kam zufällig vorüber!' „Jedesmal, wenn ich fern bin?' „So gibt's Spione da in der Gegend?' „Nein, aber ehrliche Nachbarn, die mich warnen, bevor es zu spät ist.' „Nachbarn? — Aha, damit ist wohl der scheinheilige tüKfche Christoph da drüben gemeint? Gut, daß ich es erfahren habe, wir wollen abrechnen, sobald ich ihn finde!' „Holla, was sind das für Reden? Lorenz! ich warne Dich, zähme bei Zeiten Dein heißes Blut

? Hast Du kein Auge dafür, um zu sehen, wie Du auch Deine alte Mutter betrübst? Wie Dein Leichtsinn, Deine Streitlust, Dein Schwel gen und Dirnen-Verfolgen sie mit düsteren Ahnungen für Deine Zukunft erfüllt? — Thu fort, wie bisher und Du wirst auch ihr Leben auf dem Gewissen haben — möge Dir die Last nicht zu schwer werden — ich mein'. Du hättest schon dermal genug au Deinen Schulden zu tragen.' .... Der alte Ewald sprach so nachdrücklich und wahr, daß selbst Lorenz nicht ganz gleichgiltig

, die Gemeinde — und denkt jemals einer an sie so gibt's eine Grabrede, die man nicht geme auf das Kreuz schreiben möchte Und dazu sollt' ich meine Hanne erzogen haben? Ich müßt ein elender Schurke, aber kein Vater sein, könnte ich Ja sagen da zu! Hiermit habt Ihr meinen ehrlichen Bescheid auf Eure Werbung!' Der alte Torfgräber hatte wie für rch gesprochen, seine kurze Pfeife dabei gestopft und vor ich hin in die sinkende Sonne gesehen; erst den Schluß einer Rede richtete er an Lorenz, indem er dabei ans

im Himmel denken, dann frag Dich wieder an, dann wollen wir weiter reden —bis dahin bleibt die Schwelle ver schlossen. Bin ich auch nur ein armer Torfgräber, Du wirst mir nicht zu klug und mein Kind ist zu gut für Dich und Deinesgleichen!' Ohne sich umzusehen ging er in die Hütte, warf den Holzriegel vor und außen stand zornm'üthig Lorenz, wobei er ihm eine verächtliche und drohende Geberde machte. Seinen zü gellosen Gedanken Gehör gebend, blieb der Abgewiesene an derselben Stelle, als der Torfgräber

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Alpenzeitung
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Page 6 of 6
Date: 20.08.1936
Physical description: 6
an der Brennerostraße innegehabt. Da mögen sie wohl oft und oft beim alten Ein kehrwirtshaus des späteren „Weißen Röhl' in Gries peitschenknallend Und fluchend vorbeigezo gen sein, aber wohl keinem mag der Gedanke ge kommen sein, daß einer ihrer Nachkommen ein mal in diesem mächtigen alten Einkehrhaus den Gastwirt spielen werden. Aber dann geschah es, daß Lorenz Nagele, Sohn , eines Fuhrman nes, nämlich des Mathäus Nagele, am 1<1. Juli 1749 vom Nachlaß des im Jahre 1743° verstorbe nen Josef Tfchugg

und von dessen Konkursmasse das Wirtshaus käuflich erwarb: Der Kaufpreis des ganzen Besitzes betrug 12M Gülden, 'wobei auch ein Teil der Sattelalm miteingerechnet war. Damit war nun Lorenz Nagele der Begründer dieses weltberühmten Gastwirtegeschlechtes, dessen Name heute noch in vielen Ortschaften des Wipp tales weiterlebt. ' Lorenz Nagele war am 7. Oktober 1704 gebo ren, er stand jedenfalls beim Kauf des Wirtshau ses in Gries im besten Mannesalter. Ein rastlos tätiger Mann muh er gewesen sein, der sich viel leicht

gerade deswegen keines langen Lebens er freuen durfte. Lorenz Nagele hatte sich schon am 25. Septem ber 1733 mit Elisabeth Resch. der Tochter des Georg Resch und der Ursula Staud von Dreihei ligen in Innsbruck verheiratet. Neun Kinder stammten aus dieser Ehe, von denen drei Söhne dem Beruf des Vaters nachgingen und sich als Wirte einen großen Namen erwarben. Ein Sohn war der berühmte Prälat des damaligen Augusti nerklosters in Gries-Bolzano, Augustin Vigil Na gele, während der Sohn Andrä, geboren

am 3. Juni 1743, als Kaufmann in Bolzano am IS. März 1807 starb. Von den vier Töchtern hat eine den Klosterberuf erwählt. Nach einem arbeitsamen, aber kurzen Leben starb Lorenz Nagele schon am 22. November 1762. ' Weit berühmt wurden nun Lorenz Nageles Nachkommen, die den Namen Nagele weithin ver breiteten. Vor allem muß der Sohn und Nachfolger auf dem väterlichen Gasthaus „zum weißen Rößl' in Gries am Brennero, Johann Nagele, genannt werden, dessen Geburtstag auf den 11. Juni 1734 fällt. Schon im Jahre

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Der Burggräfler
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Page 2 of 8
Date: 25.05.1904
Physical description: 8
war, daß Ottokar Lorenz eine Schrift „Gegen die Verkleinere! Bismarck's' publizierte. Dieses Buch erregte wiederum lebhaftes Aufsehen. Eine interessante Charakteristik von Ottokar Lorenz gab vor einigen Tagen unser Unterrichtsminister Dr. v. Harte!, der mit ihm befreundet war. Er äußerte sich über ihn: „Lorenz' war entschieden einer der orginellsten Köpfe-unter allen deutschen Historikern. Aber diese Originalität hat eigentlich seiner Karriere, geschadet, denn sie-'; brachte die Oppositionslust

, stellte er sich, der durchaus picht viel mit Maaßen gemeinsam hatte,-auf dessen Seite und kam dadurch sowohl zu den Studenten als zur Fakultät in .eine -schiefe Stellung. Nun traf es sich, daß er damals schon längere Zeit an den Memoicen des Herzogs Ernst II. von Koburg-Gotha arbeitete. Der Herzog hatte ihm kistenweise das Material zur Verfügung gestellt. Und wenn die Memoiren auch später unter des Herzogs.Namen erschienen, sie sind unverkennbar Ottokar Lorenz' Werk. Der Herzog vermittelte

ihm nun die Be rufung nach Jena. Er nahm sie an, trotzdem er sich dadurch pekuniär sehr gegen seine Wiener Lehrkanzel in Nachteil setzte. Und schließlich hätte ein Geist von seiner Kapazität auch mehr vom Leben erwarten können. Man hat damals gesagt, daß Lorenz wegen österreichfeindlicher Ge sinnungen weg ging. Das ist aber nicht wahr. Das ist ein Vorwurf, - den man immer leicht gegen jemand, der mißliebig geworden, erhebt. Lorenz hatte nur eine. ausgesprochene Abneigung gegen die zentralistische parlamentarische

. Wenn er in seinem Buche über die Gründung des Deutschen Reiches gegen Bismarck Front machte, so geschah dies gewiß auch zum Teil deswegen, weil ihn die Bismarck-Verherrlichung zum Widerspruch reizte. Vielleicht 'auch deswegen, weil Bismarck den Herzog von Koburq-Gotha schlecht behandelte und Lorenz immer feinen Freunden, ein treuer Freund gewesen ist.' , ? Das Fazit ist leicht zu ziehen. Einen Mann von. Bedeutung, auf den Oesterreich stolz sein.könnte,-, hat der Liberalismus vertrieben,, weil er mitunter

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 18.01.1907
Physical description: 8
ihrer Zuhörer drang. Gretchen war mit gefalteten Händen in die Knie gesunken. Doktor Lorenz trat an das Fenster und schaute hinaus in die friedlich klare Mondnacht. Auch sein Auge wurde feucht, auch sein Herz rief um Hilfe für das junge Leben. Das Fieber hatte seinen Höhepunkt erreicht; immer rascher drängten sich wirre Worte und abgebrochene Melodien, auf der Krankel: Lippen; immer lauter wurde ihr Lachen, immer ängst licher und ungestümer ihre Bewegungen, und immer angstvoller klopften die Herzen

sei Dank, sie ist gerettet!' sprach endlich Doktor Lorenz, und fassungslos vor Erregung barg Gretchen ausschluchzend ihr Gesicht in beiden Händen. Gerührt schaute der junge Mann sie an. „Ruhe, Ruhe, liebes Fräulein,' sagte er bittend, „die tut unserer Kranken nun vor allem not nnd auch Ihnen selbst!' Gretchen entfernte sich auf sein Zureden. Jetzt, wo die Ge fahr, vorüber war, fühlte sie erst die eigene Schwäche. Eine Viertelstunde blieb der Arzt noch. Dann, nachdem er der Wärterin

noch die nötigsten Verhaltungsmaßregeln gegeben, begab er sich nach Hause. Die Morgensonne stand schon am Himmel, und ohne Bedürf nis nach Ruhe braute sich Doktor Lorenz nach Jnnggesellenart seinen Kaffee auf der Spiritusmaschine und dachte dann daran, einige Briefschulden abzutragen. Doch die Ruhe dazu sehlte ihm; in dieser Stimmung war es besser, sich zu seiner treuen Ge? fährtin zu wenden, zu seiner Geige. Ohne gerade ein Künstler zu sein, hatte Werner Lorenz doch die Gabe, sich in den Tönen aussprechen

tretend, und auf seinem Gesicht zeigte sich keine Spur des gewohnten Spottes. „Guten Morgen, ich hätte czar nicht hereinzukommen brauchen. Ihr Spiel hat die Frage, die mich so srüh herbeigeführt, schon beantwortet! Nicht wahr, die kleine Eva ist außer Gefahr?' - Doktor Lorenz bejahte es. „Hab' ich gewußt, als ich da draußen Ihren Tönen lauschte.' Er drückte dem Arzt warm die Hand und schaute ihn fast zärtlich an. „Doch nun erzählen Sie mir von unserer Kranken, wäre auch schade gewesen um das herzige

Kind, zu schade.' Er räusperte sich und rieb an seinen Brillengläsern, die plötz lich trübe geworden waren. , Doktor Lorenz berichtete über den günstigen Verlauf der Krankheit und erwähnte Gretchens sorgsame Pflege. >,Die Grete war immer ein gutes Kind — paßt wenig in das Hans.' „Sind Sie nicht mit der FainilieveMaudf, Herr Bolz?.' fragte Werner^ „Wenn ich recht gehört habe, nannten die beiden Damen Sie „Onkel' nnd, offen gestanden,' sagte er lachend, „habe ich große Lust, es einzig und allein

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Bozner Zeitung
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Page 10 of 10
Date: 13.02.1864
Physical description: 10
— einen Nothruf, entsetzlich, erschütternd — einen zweiten — und wir eilen zu helfen — zu retten — aber da war es geschehe« — alles still, stumm wie das Grab. —' Ewald hatte lebhaft erregt gesprochen, Lorenz begann zu zittern, seine Haare sträubten sich; Schweiß bedeckte seine Stil-ne und er rang nach Athem. Ader, sobald der Alte schwieg, suchte er sich zu ermannen, blickte finster um sich und sagte grollend: „Unsinn, Narrheit, was erzählt Ihr solche Gespen stersage» mir ? Glaubt Ihr ich bin ein Kind

— und Todte sind nicht stumm, wenn Er es will — Gott spricht selbst durch Todte, denn Er ist der Allmächtige! — Gott spricht —sieh her — und bestehe vor dieser Sprache,' sagte feierlich Ewald und ging zum bedeckten Tisch, hob das Tuch auf und Christofs Leiche lag, erkennbar noch immer, vor allen Blicken. Todtenbkß, fiebernd, mit irren Blicken starrte Lorenz auf den unverhofften Anblick und indem er mit namen loser Angst kämpfte, sagte er sich ermuthigend: „Ent setzlich ist das Bild — ja es ist Christof

mich sort oder stellt mir Zeugen, Zeugen will ich haben, nur Einen Zeugen, Einen einzigen, es gibt keinen nicht wahr? Da stockt Ihr. es gibt keinen Zeugen auf der ganzen Welt.' „Es gibt einen Zeugen, denn Gott ist allwissend; eS gibt einen Zeugen, denn Gott Bater spricht durch denselben! Sieh her, Lorenz! hier in der Hand des Todten ist der Zeuge, der Dich anklagt und Gott hat ihn in diese todte Hand gegeben, damit er spreche ge- gen den Mörder!' Dabei entblößte Ewald die Brust der Leiche

, auf welcher deren Hände lagen; krampfhaft hielten die starren Finger noch jenes Tuch umschlossen, welches Hanne für Lorcuz gesponnen hatte; sein voller Name stand in der Ecke. Niemand sprach, auch Lorenz nicht; er starrte vor sich hin, dann zitterte er heftig und brach zuletzt in die Kniee, das Gesicht in den Händen verbergend. Gott hatte selbst den Einsamen im Moor in dunkler Mitternacht gesehen, Gott hatte einen Zeugen gesendet, der für ihn sprach, Gott war zugegen ohne daß er es bedachte und Gott

hat ihn entdeckt und gerichtet. Wie man geahnt halte, so war es geschehen: Chri stof wollte, voll Freude über sein Glück, noch 'Nachts heimkehren, begegnete dem erzürnten Lorenz, alsbald war der Streit mit ihm begonnen, das Geld geraubt, der schwächliche Torfgräber war dem starken Jungen erlegen und dieser glaubte ihn für ewig im schweigsamen Moorgruud begraben zu haben. Gottes Fügung wollte es anders, der Frevel kam zu Tage, Lorenz hatte die betrügerische Erbschaft uicht lange genossen, er bezahlte

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Alpenzeitung
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Page 6 of 8
Date: 19.02.1928
Physical description: 8
— trotz des Faschings. — Sie kannten ja meinen Freund, den Lorenz. Und Sie haben vielleicht auch gehört und ge spürt, daß nur Entmutigung und kindliche Unter t^ultungs blatte Sehnsucht nach Wohlleben .nlch ln die Che m,'t Alsen lockte. Aber die Menschen mit de»! billi gen Trost, daß die Liebe in der Ehe kommt, wenn man sie nicht mit hineinbrächte, habe'! unrecht. Es war ein ruhiges, ermüdendes, höfliches und fremdes Leben nebene'nander, darum vielleicht besonders, weil Alse« von me> ner Liobe

zu Lorenz und meinem Kamvs um das Vergessen wußte. Das anfangs Unoenk- bare wurde zur Gewohnheit. .. Einmal auf einem Maskcnfest sahen wir Lo- renz, der vorübergehend in unserer Stadt war. Ich hatte schon viel mit Lorenz getanzt und ge sprochen, die Gegenwart war uns schon versun ken und olle : goldene Vergangenheit lebendi.z geworden, als auch Alfen ihn erkannte. Zr be grüßte ihn wie einen alien Freund, lud ihn an unseren Tisch, war aufgeräumt, und schien alle eifersüchtigen Gedanken vergessen

zu haben. Gegen zehn Uhr entschuldig!« èr sich — er müsse gehen, denn er habe früh am anderen Tage eine Konferenz. Lorenz werde mich schon umerhal ten und gut nach Hause bringen -- und g?ng. Muß ich Ihnen erst sagen, daß dann dieser Faschingsabend die Wiedergeburt alles einst ge nossenen Glückes wurde?' „Aber da wa r doch das Herz dabei', riek ich etwas fassungslos oazw!schen. „Und Allen — wie konnte er — war es Leichtsinn oder Großmut — ?' „Es war Haßl Er wußte, wie fest Lorenz

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Südtiroler Landeszeitung
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Page 78 of 114
Date: 31.12.1921
Physical description: 114
Ihr erklärt mir das Schaffen der Natur, Ihr unterrichtet mich in der Stein- oAer Pflanzenkunde; oder Ihr führt meinen Geist hinauf in die fernen Reiche der Millionen fun kelnder Sterne: Ihr reißt meine Seele mit fort in nie ge- ahnte Sphären, daß ich aufjanchzen möchte als ein Be amteter. Und das alles danke ich Euch, meinem angebeteten Whrer!' „Nicht doch,. Lorenz,' wehrte der Gr,?iS ab. Jlcin empfängliches Gemüt erfahrt nur dnrch mich den ?mstoß> eine Stnfe höher zu steigen auf der Leiter

der Begeisterung für all das Schöne and Wunderbare, waS ein Schöpfer nnS gegeben. Toch komm, hier winkt uns ein lieber Ruhesitz. Ich weiß nicht, warum ich heute so oft müde werde.' Verwundert ließ sich Lorenz an der Seite seines Lehrers auf den bemoosten, geborstenen Felsblock, der an einem still rieselnden Bächlein lagerte, nieder. Nie noch hatten sie auf der halbstündigen Wegstrecke von der Klause bis zu ihrem Luginsland hinauf gerastet. „Ist Euch nicht loohl, verehrter Meister?' sing er, besorgt

in das vertraute und, los es ihm fetzt schien, er bleichte Antlitz des alten Mannes schauend. „Sorge dich nicht, lieber Lorenz- es geht schon wieder vorbei. So ein bißchen AMüdigkeit und Schwindel sind eben uuangenehme Zugaben des Alters.' Nach einer Weile schon fügte der Klausner, feinen Bergstock zur Hand nehinendtz hinzu: „Sv, mein Junge, nun laß uns wieder wandern. Nie hat es mich so mächtig zur Höhe gezogen lvie hellte, Mil das hestuatliche Tal zu sehen und dein Himmel näher zu sein.' Bald darauf atmeten

- lcin; ilt der Ferne die in blauen Töitcn schimmernden Berge und über ctkl dem der blaue Himimcl wie ein zart gewebtes Scidentuch. « Nachdem beide ihrem Entzücken Ausdruck gegeben hatten, blieb der Blick Lorenz BerkerS lange, lange auf der im Grün wie du schwarzer Nußfleck erschcmeden Schimiede' haf ten. Mit. feucht schimmernden Augen sprach er dann mit be wegter Sturme: „Bald wird die Zeit meiner Lehrjahre um feilt, wohin wird mich bann wohl der Wind verschlagen? Achl

gegen sich selbst ist, wenn man allein mit dem Leben fertig zn werden.vermeint. Ter Mensch muß den Menschen haben. Ich habe mich einst von ihm. gewandt in meinem ersten Schmerz, den ich nicht zu ertragen meinte. Abxr dann! dann, wenn man verein samt ist, dann schneiden die Ketten tief in's Fleisch, die wir uns in Seelenqual geschmiedet haben.' Und mit tiefem Seufzer begann der Greis auf's neue: „Ach, Lorenz! Auch ich trug einst ein Herz im Villen, das von anderem träumte als von Waldeseinsamkeit und Weltvergessenheit

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 11.06.1903
Physical description: 8
an seine Brust. „Du Engelskind! Du, du hast Tränen für ihn, der dir so viele bittere Stunden bereitete? Wer hat doch gestern noch gesagt, daß „Berg und Tal' nimmer zusammenkommen?' „Ich war es, Herr Furtner; ja, im Leben ist eS was anderes, aber der Tod gleicht alles aus, der macht Berge eben — mit ihm. schwindet aller Haß und Groll.' Gregor warf auf Lorenz einen bedeutsamen Blick. „Ja, ja,' sprach der Forstinspektor, der sich, um die Familiengruppe nicht zu stören, in den Hintergrund zurückgezogen

Freund hier eine glückliche Wahl getroffen. Ich beglückwünsche Sie, Herr Leger. — Damit aber auch ich zu diesem Glücke etwas beitrage — hier, mein liebes Kind, übergeben Sie Ihrem Bräutigam dieses Dokumem — eS ernennt ihn zum Förster im hiesigen Revier. Mit diesen Worten überreichte er Vroni ein Schrift stück. x Lorenz und Leni, die noch immer zurückgezogen im Hintergrunde standen, warfen einander einen Hottesdienstordnung in Aozen. Am hohen FronleichnamS-Feste um halb 5 Uhr früh Segenmesse, 7 Uhr

der Fronleichnamsprozession Kleinkinderbewahranstalt. Rainerium. Elisabethinum. Schulmädchen. Schulknaben. Filialen mit Fahnen. Katholischer Arbeiterverein. Lehrlingsverein. Gesellenverein. glückstrahlenden Blick zu. Leger hatte seine Braut voll Seligkeit an die Brust gedrückt. „Welch' glücklicher Tag,' flüsterte diese leise, während ewe Freudenträne in ihrem Auge perlte. Gregor war indes zu den Geschwistern heran getreten. „Lorenz,' sprach er, war eS Euch nicht auch so, als ob Stasi durch den Mund ihres Kindes verkünden wollte, daß mit dem Tode

Schwester Stasi war deine Mutter.' „O, glückseliger Augenblick!' rief Vroni unter Freudentränen; „nun brauche ich mich meiner Abkunft nicht zu schäm«, und Ihr, die ich Euch nur so nannte, seid wirklich und leibhaftig meine Muhme, und Lorenz, der mir bisher mehr war als ein Freund, ist mein Vetter!' Sie ging zu diesem und herzte und küßte ihn. Gregor harrte noch immer auf eine Antwort. Lorenz stand, den Blick zu Boden gesenkt, da. Kein Laut kam über seine Lippen, aber seine Miene verriet, daß zwei

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Lienzer Zeitung
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Page 18 of 24
Date: 08.11.1902
Physical description: 24
und Treiben geschaffen. 7. Sie muß sterben. Johann Lorenz, Bureaudiener in der N.'schen Bank, war das Faktotum des Herrn Philipp Wolfram. Obgleich von der Natur nicht mit äußeren Vorzügen ausgestattet, besaß er doch eine gute Dosis Schlauheit und Intelligenz, zwei Eigenschaften, die ihm in seinem Beruf sehr zu statten kamen. Er erfreute sich der beson deren Gunst des Hauptkassierers, der ihn zu allerlei Dienstleistungen verwandte und sich seiner oft als Botenträger bediente, wenn es sich um galante

geschäftlich oder pri vatim zu sprechen wünschten. An dem Tag, an dem in der N.'schen Bank der Brand aus brach, erschien gegen Abend eine verschleierte Dame, die Herrn Wolfram zu sprechen verlangte.' Aus Lorenz' Ersuchen nannte sie ihren Namen: Frau Marti- uelli; sie habe ein dringendes Anliegen, fügte sie hinzu. Der Bursche zuckte die Achseln: „Bedaure, Herr Wolsram hat befohlen, ihn unter keinen Umständen zu stören.' „Aber ich muß ihn sprechen,' beharrte Josepha. „Geht nicht,' lautete die lakonische

Antwort. Die junge Frau sah unschlüssig vor sich hin. „Wissen Sie was,' meinte Lorenz, „warten Sie unten im Haus flur, bis er fortgeht; dann können Sie ja mit ihm reden.' „Nein,' lehnte sie ab, „da ist zu viel Verkehr; ich möchte ihn allein sprechen. Wenn Sie wollten, könnten Sie mir auch gewiß helfen,' fügte sie bittend hinzu, indem sie ihm ein Geldstück in die Hand drückte. Das wirkte Wunder. Lorenz kratzte sich am Kopf und über legte. „Hm,' sagte er nach einer Weile, „hereinlassen darf

Verschlag hinter der Treppe, wo Sie niemand bemerken kann. Sobald er mich ruft, hole ich Sie, und Sie schlüpfen hinter mir ins Zimmer. Das sieht dann aus, als hätt' ich nichts davon gewußt, und ich werd' nicht ge schimpft. Sind Sie erst mal drin, muß er wohl mit Ihnen reden.' Dieser Vorschlag leuchtete Josepha ein, und sie ließ sich von Lorenz in das Versteck führen. Es war ein schmaler Raum, eine Art Rumpelkammer für zerbrochene oder außer Benutzung geratene Gegenstände, defekte Stühle, dreibeinige

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