. „Aber, Ilse, was ist denn los? Was willst Du denn, eigentlich? Willst Du denn nicht artig sein?' Da tramptlt das kleine Mädchen mit den Füßen die Tränen strömen ihm über das Gesicht: „Nein, ich will unartig seinl' Jetzt ist die junge Mutter hilflos. Was will man denn machen, wenn das Kind selbst erklärt, es wolle unartig sein? Ob man da Mal ganz energisch ist? „Ilse, hör sofort auf mit Brüllenl Na warte, ich werde Dir den Bock fAm austreiben! Pfui, wer wird denn so eigensinnig sein?' Es nützt
nicht. Das Brüllen verstärkt sich: das ganze kleine Persönchen ist die Ablehnung in Person. Ach, es fühlt sich ja selbst so unglücklich In der Rolle, aber seinen Willen will es durch setzen! Seufzend geht die Mutter aus dem Zimmer. Ich sag dabei und lächelte. Muß man diesen Ei gensinn „austreiben?' Vielleicht geht es auch anders. „Jlsekind, komm doch mal Herl' Energisches Kopfschütteln. „Sag mal. Ilse, ist es nicht langweilig, unartig zu sein? Was hast Du denn eigentlich? Was willst Du denn ei gentlich
wird es, die Tränen lausen ihm über die Backen ,da muß man ja beinah lachen! Da» liesse ich mir nicht gefallen!' Schon hat das kleine Mädel das Taschentuch hervorgeholt und reibt eifrig das Gesicht. „Ist es nun besser, Tante?' „Viel besser!' „Unartig sein ist langweilig!' Jetzt kommt das erste Lächeln. „Dann würde ich es auch nicht sein, Jlsekind, man hat nichts davon!' „Warst Du auch mal unartig?' Halt -- ist das nun eine Falle? Was mache ich nun? Ich glaube, ehrlich sein bewährt sich ctm besten. „Natürlich
war ich auch unartig. Aber da war ich ganz klein, wie ich so groß war wie Du. nicht mehr!' „Manchmal muß man brüllen', sagt Ilse plötz lich. Ich nicke — aber sage nichts. Ist es nicht ganz falsch, dem Kind den Willen zu „brechen?' Man macht es ja nur scheu und verstärkt den Eigensinn. Wenn ein Kmd „brüllen muß' -- ja, dann läßt man es mal eine kleine Weile brüllen — es wird ihm so schnell langweilig! Nur nicht darauf achten, und wenn es sich beruhigt hat. danr, spricht man mit Ihm vernünftig, als sei das Kind
nicht — ich habe Angst gehabt vcr diesem Augenblick, und jetzt fühle ich, es ist leichter, als ich fürchtete — nur sprich jetzt nicht, sag kein Wort — gib mir deine Hand. Christ, küsse mich noch einmal, Christ, und dann geh. Bleib nicht stehen und sieh Dicht nicht um, sondern geh gerade« aus weiter — wir würden sonst zueinander zurück« laufen und dann erschrocken uns fragen: „Warum sind wir zurückgelaufen?' Geh jetzt, Christ! Gute Nacht, Christ!' Er ging. Er drehte sich nicht ein einziges Mal um. „EIN tapferes Mädel