Lifts außerordentlich vielseitige Tätigkeit, seine Erfolge und seine Kümpfe in klaren Umrissen kurz geschildert. Wenn man aus dieser reichen Lebensarbeit, aus diesem gewaltigen geistigen Schaffen nur das Haupt sächliche herausnimmt, wird man von Bewunderung erfüllt für den Mann, der durch die Begründung des deutschen Zollvereins, des deutschen Eisenbahnnetzes, des Gedankens einer deutschen Flotten- und Kolonial politik der wirksamste Vorkämpfer der nationalen und wirtschaftlichen Einigung
des deutschen Volkes, ein wahrer „Vorläufer Bismarcks" gewesen ist. Und Ehrfurcht und Staunen empfindet man gegen über dem genialen Scharfblick Friedrich Lifts, der zur Zeit eines Metternich nicht nur in seinen Projekten dem zukünftigen, zu seiner Zeit nur von ihm richtig vorausgeahnten Weltverkehr die Bahnen vorgezeichnet hat, die er dann viel später im Laufe einer langsamen Entwicklung tatsächlich eingeschlagen hat, nein, der wie ein Prophet die wirtschaftliche und Staatspolitik der großen europäischen
Staaten mit geringen Jrrtümern vorausgekündet hat, wie sie zum Teil erst in unseren Tagen ihren Gang genommen hat. Ist es nicht eine merkwürdige Beziehung, daß das neue Denkmal hinab schaut auf die Bahn, die, wie List verlangte, über den Brenner die deutschen Lande mit dem Süden verbindet, dieselbe Bahn, die lange nach Lifts Tode erst zur Tat sache wurde. Alle diese Gedanken werden rege werden, wenn morgen von dem Denkmale Lifts die Hülle füllt und noch andere mehr. List war es, der die Schlagbäume
der Kleinstaaterei in Deutschland fallen machte, ein anderer Großer nach ihm ist mit eiserner Faust hinein gefahren in das Elend der deutschen Zersplitterung und hat das neue deutsche Reich herrlich erstehen lassen. Aber mit scharfem Schnitt hat er den Staat abgetrennt, der der Bildung eines deutschen Nationalstaates von jeher die meisten Hindernisse bereitete, den Bundesstaat Oesterreich des alten Bundes. Das alte Band, das uns zu Lifts Zeiten mit dem übrigen Deutschland um spannte, dieses Band, das damals
freilich nur dazu dienen mußte, Volksrecht und Freiheit zu erdrosseln, ist zersprengt. Aber eines hat sich als stärker erwiesen als politische Notwendigkeit, stärker als die gewaltigen Umwälzungen bewegter Zeiten, das Gefühl der Rasse, das Bewußtsein, einem einzigen großen Volke anzu gehören, das Norden und Süden, die Deutschen im Reich und in der Ostmark noch immer fest vereinigt. Bei einem nationalen Feste, das alle Deutschen an geht, tritt dies Gefühl der unzertrennbaren Zusammen gehörigkeit