Bodenentschuldung und Verschuldungs-Grenze : ein Gutachten für den Tiroler Landtag
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Author:
Grabmayr, Karl ¬von¬ / von Carl v. Grabmayr
Place:
Innsbruck
Publisher:
Verl. des Tiroler Landesausschusses
Physical description:
VII, 215 S.
Language:
Deutsch
Notations:
In Fraktur
Subject heading:
g.Tirol;s.Bauer;s.Schulden;z.Geschichte 1900<br/>g.Tirol;s.Hypothekarkredit;s.Reform;z.Geschichte 1900
Location mark:
II A-37.212
Intern ID:
550385
Auf Mißverständnis und Übertreibung beruht z. B. die Behauptung, dass in Oesterreich „durchschnittlich jede Stunde ein Bauer zu Grund geht'. Man übersieht bei solchen Schwarz malereien, dass es sich bei Dreiviertel der Realexecntionen nicht um Bauerngüter, sondern theils um städtische oder gewerbliche Liegenschaften, theils um kleine Parcellen handelt, deren Wert weniger als 500 fl. beträgt. Man mag ja anch solche Bagatell- Executionen bedauern, doch für die Lage des eigentlichen Bauern standes
in der selbstbewussten kraftstrotzenden Manier des naiven Noturburstlien behandelt. Die Schrift ist lesenswert für Jeden, der sich für die seltsamen Blüten interessiert, die aus einem mit christlich-socialen Phrasen reich gedüngten Nährboden emporsprießen. Grund und Boden ist „Lehen', der Grundbesitz ein „Amt', die Erfüllung der Pflichten dieses Amtes „darf infolge dessen nicht durch Lasten irgend welcher Art verkümmert werden'. Wenn diese Lehre zur Herrschaft gelangt, dann sind nicht nur die Hypotheken
, sondern auch die Steuern, Gemcindeumlagen, Servituten:c. -abzuschaffen. Weichs fährt fort: „Daher war auch die Behandlung von Grund And Boden als Waare wie irgend ein bewegliches Gut, ihre Freigabe zur Verschuldung und Verpfändung naturwidrig und widerstieß gegen ein Gesetz der Natur, das durch ein positives Gesctz niemals aufge hoben werden kann. Darum musste auch ein positives Gesetz, welches die Berkehrung der Natur bewirkte und ein Sittengesetz aufhob, die heutige Verelendung und Verlumpung des Bauernstandes