in das Gewicht fallendes Indizium liefert aber auch die Tatsache, daß jene Straße von der Geistlichkeit, die damals den weitaus stärksten Teil der friedlichen Alpenreisenden ausmachte, mit Vorliebe benutzt wurde, während weiterhin der internationale Charakter jener Route sich auch darin ausspricht, daß in der Lebensbeschreibung des h. Bernhard selbst der durchreisenden Engländer besonders Erwähnung geschieht 1 ). Es ist denn auch eine lange Reihe solcher Personen hohen und niederen Ranges
, die wir hier herüberziehen und den verschiedensten Zielen zustreben sehen, so u. a. Papst Stephan III., als er 753 zum König Pippin reiste, Bischof Udalrich von Augsburg, Abt Majolus von Cluny, 990 Sigerich von Canterbury, 1001 Bernhard von Hildesheim, verschiedene Male Bischof Bruno von Toul, den spätem Papst Leo X., und 1127 den Bischof von Lüttich und den Abt von S. Trond 2 ). So ist es denn auch ganz erklärlich, daß keine andere als diese Straße im Mittelalter zur ersten großen Handelsstraße der Alpen werden mußte
. Die erste Erscheinung, durch die sich der Handelsverkehr jener Zeiten aus der Dürftig, keit, Unregelmäßigkeit und Unergründlichkeit rein naturalwirtschaftlicher Ver hältnisse zu einem bestimmten, stetigen und abgegrenzten Stromgebiet heraus gearbeitet hat, tritt an die geschichtliche Oberfläche im zwölften und dreizehnten Jahrhundert, als die Straße über den Gr. S. Bernhard ihre hervorragende Stellung in dem Verkehrsleben der Alpen noch voll behauptete, und als nun auch der Handel die Konsequenzen
dieses Zustandes gezogen und sich an der oberen Seine ein Gebiet geschaffen hatte, wo die Hauptfäden des mittelalterlichen Lebens Mitteleuropas zusammenliefen. Es sind dies die Messen in der Kam pagne, in Bar s. A. und Troyes, in denen dieser Zustand feste Formen ange nommen hat und zu denen nun auch der von Oberitalien kommende Handel hinstreben mußte 3 ), während die engen Beziehungen der Linie über den Gr. S. Bernhard als Handelsstraße zu jenem Zentrum in der Kampagne durch nichts besser beleuchtet
werden, als durch die eine Tatsache, daß das Hospital das sich auf dem Markte von Troyes befand, dem Kloster des Gr. S. Bernhard unterstellt war 4 ). Das erste Zeugnis eines über diesen Paß laufenden tegelrechten Handelsverkehrs datiert freilich bereits aus dem J. 960, als der Bischof von Aosta die Höhe der Zollsätze von den Waren bestimmte, die in diesem Orte selbst verk auft werden oder ihn passieren sollten 5 ). Der Kreis der einzelnen ') Oe. I. S. 248. 2 ) Oe. I. S. 239f, 247, 250. 3 ) Eine von Troyes nach Ivrea gezogene