¬Die¬ Romanen und ihre Verbreitung in Österreich : ein Beitrag zur Nationalitäten-Statistik ; mit einleitenden Bemerkungen über deren Verhältniss zu den Rechts- und Staatswissenschaften ; Festschrift der k.k. Universität Graz aus Anlaß der Jahresfeier am XV. November MDCCCLXXVI.
IS ) Hier und in Brancoli sind es nicht sowohl die Grand- und Hausbesitzer als vielmehr nur Colonen und Inwohner, welche dem Orte das italienische Gepräge geben, das schon Beda 'Weber, Die Stadt Bozen, S. 330 wahrnahm. Auch Staffier, a. a. 0. II. 906, berichtete schon vor 30 Jahren: „sowohl in Lei fers als in Unterau (St. Ja.cob) haben sich seit ungefähr einem halben Jahrhundert so viele ital. Familien angesiedelt, dass be reits der grösste Theil der Bevölkerung ihnen angehört.' Er nennt
als Besitzer des ehe mals Reich'sehen Edelsitzes Pfleg im Dorfe Leifers einen Lorenz Kurzl (aus Caldonazzo), dessen Nachkommen noch jetzt dort begütert sind. Vgl. S. 11G, Nr. 4 und S. 117, Nr. 2. ,3 ) In einem Majestätsgcsuehe vom 10. März 186.9, womit der damalige Stadtpfarrer von Bozen, Propst J. M. Thaler, sich um eine Staatssubvention für den Unterhalt des dortigen italienischen Kaplans bewarb, lieisst es : von den 12.000 dieser Pfarre zuge wiesenen Seelen sei fast der sechste Theil italienischer Zunge
Unterweisung mittelst derselben bedürfen. Für die Nothwendigkeit eines besonderen ital. Kaplans an der Bozner Stadtpfarre traten unterm 20. Februar 1869 der Director der mecli. Weberei und Spinnerei zu St. Anton, der Leiter der Bozner Baumwoll- und Filosell-Spinnerei, der Präsident der dortigen Handelskammer und eine Reihe angesehener Firmen und Familien ein, die sich bei diesem Anlasse als Italiener bekannten, im Ganzen 57. Das alte Privilegienbuch von Bozen im dortigen Stadtarchive enthält
ander notdurfl'ten der Stadt tauglichen sein.' Nähme ein solcher ital. Hausbesitzer in Bozen nicht sein Domicil, so sollte er dort bei zeitweiligem Aufenthalte nicht einmal einen eigenen Haushalt führen dürfen, sondern sich in Wirthshäusern beköstigen müssen. So wie dieses Statut zu erkennen gibt, dass eine principielle Abneigung gegen Italiener damals in Bozen nicht bestand, so erhellt dies auch aus der Bestallung des Med. Dr. Jacob de Fontaneiiis als „Leibarzt' der Stadt vom Jahre 1473 und aus der Erlan gung
, noch (ihnen) hie ein Gewerb ausserhalb der Märklit nit gestattet werden.' Dieser Beschluss wurde 1532, 1542, 1568 u. s, w. bekräftigt. Und als nun gar Dominik de Avanzini aus Riva, Rafael Marcuss aus Florenz und der Trientner Bürger Christian 'Visentin an den Erzherzog Ferdinand von Tirol ein Gesuch, in Bozen eine Seidenspinnerei, Färberei, Maulbeerbaumpflanzung und Wechselbank errichten zu dürfen, sandten, gerieth der Stadtrath darüber im Jahre 1579 in grosse Aufregung, die sich nicht einmal dann legte