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Author:
Müller, Hubert / [Hubert Müller]
Place:
Niederrasen
Publisher:
Eigenverl. Antholz
Physical description:
228 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. 225
Subject heading:
g.Antholzer Tal ; z.Geschichte<br>g.Antholzer Tal ; s.Heimatkunde
Location mark:
II A-7.219
Intern ID:
171236
kerung von damals von einem gefährlichen Individuum zu befreien, dessen Verbrechen durch eine gerechte Strafe gesühnt wurden. Der „greggate“ Egger Auf einem der Eggerhöfe in Antholz hauste vor etwa sechzig Jahren ein Junggeselle recht und schlecht wie alle andern Bergbauern dieses Tales. Sein Übername mutet uns vielleicht etwas sonderbar an. In Wirklichkeit hieß er Peter Unterberger. Da aber seine entzündeten, stets triefenden Augen merkliche Spuren hinterließen und der alternde Mann
es mit der Reinlichkeit nicht gar so ernst nahm, wurde er in der derben Redensart der Talbewoh ner ganz einfach der „greggate“ Egger genannt. Diese etwas boshafte Bezeichnung empfanden seine Lands leute um so mehr berechtigt, als der Peter zeitlebens seine größte Freude daran hatte, seinen Mitmenschen auf irgendeine Weise immer wieder einen Schaden zufü gen zu können. Schon als Hirtenknabe erdachte er sich zum Zeitvertreib allerlei Bosheiten und Schelmereien. Wenn im Frühjahr das Heu immer knapper wurde
auf einer Bergwiese soeben das Heu gewandelt, und da es noch nicht ganz trocken war, hatte er sich zu einem Mittagsschläfchen unter einen Baum gesetzt. Dem Egger, der in der Nähe seine Ziegen weidete, bot sich wieder Gelegenheit, mit dem Feuer zu spielen. Schadenfroh zündete er eine Wandel nach der andern an und freute sich, wie sie lustig von unten nach oben brannten. Vom beizenden Heu rauch geweckt, mußte der Siml zu seinem nicht geringen Schrecken feststellen, daß von seinem mühsam zusam mengerackerten Heu
wie einst macht es den Hirtenbuben Spaß, Steine über Abhänge hinunterkollern zu lassen, soweit sie eben keinen Schaden anrichten. Je größer der Stein, desto lustiger das Schauspiel. Auch für den Egger war das immer eine Augenweide. Er war aber erst dann richtig zufrieden, wenn dabei irgend etwas, ein Zaun, ein Gat ter, ein Streu- oder Schabehaufen, in Trümmer ging. Einmal wollte er etwas ganz Besonderes leisten, wozu ihm wieder das Kassefeld als Tatort seiner Jugendstrei che geeignet schien