Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
342 27. November. Die gottsel. Franziska, vom hl. Sakrament. Franziska hatte aber auch noch Anderes zu bekämpfen, wie' ein Krieger, den die Feinde von zwei und drei Seiten zugleich anfallen. Sie war nämlich von Natur überaus trotzig und zum Zorn geneigt. Wenn ihr nur das Geringste vorkam, war sie sogleich ungeduldig, und wenn sie nur ein wenig unfreundlich angesehen wurde, geriech sie in Zorn und Aerger. Sie wurde deß- halb öfters von ihren Obern gestraft; dennoch hatte sie über 20 Jahre
ihr vor, als stünden viele Teufel vor ihr mit großen Zetteln, auf welchen alle ihre Sünden von früher Kindheit an bis jetzt aufgeschrieben waren; auch die geringste Kleinigkeit war nicht vergessen. Die Teufel lasen Alles vor und machten daraus ungeheuer große Sünden, wovon keine Vergebung mehr zu finden, sie sei ewig verloren. ,. Zum Ueberfluß gleichsam wurde dann die arme Franziska auch äußerlich noch schwer bedrängt. Sie war fast bei allen ihren Mitschwestern verachtet und verhaßt, denn sie schien wenig Verstand
zu haben, war unschön von Gestalt, unangenehm im Reden, und zeigte ein aufbrausendes grobes Wesen. Obschon nicht ihr Wille, sondern ihr Temperament schuld daran war, wurde sie doch von - den Obern schwer gestraft, und als einmal der Provinzial kam, wurde die viel geplagte Franziska noch als Zänkerin und Ruhe störerin Verklagt. Sie bekam nun eine Buße dafür, welche für sie die allerschmerzlichste war, nämlich, daß sie einige Monate nicht mehr zum Tisch des Herrn gehen durste, und daß ihr der Beicht vater
, der sie allein noch bei ihren Trübsalen und Anfechtungen getröstet und belehrt hatte, genommen wurde. Ich habe nun einige von den Versuchungen angegeben, womit 'die gottselige Franziska gleichsam wie ein Wild lebenslänglich gehetzt wurde — ich will aber nun auch zeigen, wie sie sich dabei benommen