Vinzenz Gasser, Fürstbischof von Brixen in seinem Leben und Wirken
zum Schutze derselben mehr finde. Die Guten würden auf's Tiefste betrübt, denn sie werden es nie begreifen, kein echter Tiroler kann es je begreifen, wie es dahin kommen konnte, daß der Landtag, daß die Vertreter des katholischen Tirols, den Glauben ihrer Väter nicht mehr schützen konnten. — Ferner wurzelt unsere ganze Geschichte in der Religion. Die ruhm reichsten Thaten unserer Bäter sind aus dem katholischen Glauben erwachsen. Glaubt man denn, es werden die Früchte bleiben, wenn man die Axt
an die Wurzel legt? — Ferner unsere dynastischen Gefühle wurzeln ebenfalls in der Einheit unseres Glaubens; denn es läßt sich nicht leugnen, daß die Anhänglichkeit Tirols an das erhabene Kaiserhaus darin ihren Grund findet, daß es in den erha benen Sprößlingen Habsburgs und Habsburg-Lothringens stets die ersten und mächtigen Beschützer seiner katholischen Religion erkannte. Vergessen wir nicht, meine Herren, jenes Wort, das einst Mirabean herabgeschleudert hat von der Tribüne: „Wollt ihr die Republik
einführen, fangt damit an, Frankreich zu entkatholisiren. ' Will man dem Tiroler die Anhänglichkeit an das Kaiserhaus aus dein Herzen reißen, so fange man damit an, Tirol zu entkatholisiren. — In unserem katholischen Glauben wurzelt ferner unsere Wehrhaftigkeit. „Für Gott, Kaiser und Vaterland' haben die Tiroler noch immer frendig zum Stutzen gegriffen. Und, meine Herren, glauben wir denn, daß die zwei letzten Worte „für Kaiser und Vaterland' noch ihren Zauber behalten werden, wenn das erste, mächtigste
Wort gefallen ist? Denn es läßt sich nicht leugnen, „für Gott' bedeutet in der Ansicht der Tiroler nichts anderes, als zum Schutze des katholischen Glanbens. — In unserem katholischen Glauben wurzelt ferner unsere Vaterlandsliebe. Denn der Tiroler kann sich sein Land nicht anders denken, denn als katholisches, und im Augenblicke,