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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 306 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanua Franziska. 291 Schäften beladen, so gab sich Herr von Fremi ot, so hieß ihr Vater, selbst mit dein Unterricht seiner jungen Tochter ab, insbesondere Unterwies er sie mit großer Sorgfalt in der Religion. Als sich spater ihre ältere Schwester Margaretha an einen Baron von Effran Vkrheirathete, so bat jene den Vater, auf einige Zeit Franziska in Hren künftigen Wohnort, Poitou, mitnehmen zu dürfen. Die Hoch- Zeit wurde mit großen Festlichkeiten zu Poitou gefeiert

, und man cher der eingeladenen jungen Herrn suchte bei dieser Gelegenheit die Neigung der Franziska zu gewinnen. Da sie aber noch sehr 1Ung war, so gab ihr Margaretha ein älteres Frauenzimmer zur Gesellschafterin; diese war aber eine Gleißnerin, die bei äußerlichem instand und Sittsamkeit ganz weltlich gesinnt und verdorben war. Sie suchte der juugeu Franziska Neigung zum Putz, zu Lustbar keiten, zu freien Manieken beizubringen, hingegen sie von Einsamkeit, erbaulicher Lesung und Gebet abwendig

zu machen. Schon wankte das junge Mädchen und sing an leichtsinniger und weltlicher zu werden. Aber der himmlische Vater ließ sie nicht los, eine innere stimme machte ihr Vorwürfe; sie warf sich vor einem Kruzisir nieder und klagte sich selber an in bittern Neuethränen. Von nun 6n mied Franziska jeden Umgang mit jener unreligiösen Person. Ein junger Edelmann, ein Hausfreund ihres Schwagers, faßte kW e heftige Neigung zu Franziska; beide, sowohl ihre Schwester üls deren Mann, waren eifrig darauf bedacht

Franziska zu bewegen, lhm das Jawort und die Hand zu geben. Diese war nicht ab- ßeneigt auf den Antrag einzugehen und hatte schon mehrere Be suche yon ihm angenommen, als sie plötzlich erfuhr, was in an ihr ^sher absichtlich verborgen hatte, daß ihr Bräutigam reformirt sei. Da waren nun alle Zureden vergeblich, Franziska erklärte mit aller Festigkeit, daß sie nie und nimmermehr einen Gegner der katho- ^schen Kirche zur Ehe nehmen werde. Daß Franziska sich geweigert hatte, blindlings in der wichtigsten

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 312 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanna Franziska. 297 örach sich eine Oeffnung an der Gurgel, so daß, wenn die Kranke reden wollte, nicht zum Mund, sondern unter dem Kinn ein Blasen der Luft herausging; die Heilige mußte nun durch diese entsetzliche Halsöffnung etwas Brühe in das lebendige Grab hinein gießen, und erhielt die Kranke auf diese Weise noch 21 Tage am Leben. Nachdem Franziska die Kranke Z'/2 Jahre so verpflegt hatte, ging es dem Ende zu; und hier zeigte der Heiland

, daß nur Er Noch weiter in der Liebe gehen könne, als seine treue Schülerin; durch ein silbernes Zünglein wurde der Sterbenden noch ein kleines Theilchen der hl. Hostie in die Oeffnung des Halses gelassen, und so gab der unendlich Barmherzige seinen Leib derjenigen, welche außer Franziska der armseligste Mensch vor Ekel kaum ansehen konnte. Einmal war Weinlese auf ihren Besitzungen; sie reiste deßhalb dahin. Da aber brach die Ruhr fast in allen Häusern des Dorfes aus. Darum überließ Franziska das Herbsten ihren Dienstleuten; ste

zu brachte, verging selten ein Tag, wo Franziska nicht einige Leichen wusch und zum Begräbniß bereitete. Eine andere Frau hätte den Drt mit der Ruhr möglichst schnell verlassen; Franziska scheint viel länger geblieben Zu sein, als ihre Geschäfte es verlangten, gerade wegen der Ruhr. Die junge Wittwe hatte sich schon lange mit Gott und dem hl. Franz von Sales berathen, daß sie der Welt ganz entsagen Wolle, als ihr ein sehr vorteilhafter Heirathsantrag gemacht wurde. Nur mit Mühe konnte Franziska

ihren Vater und Bruder bewegen, ihr zu erlauben, daß sie das Anerbieten zurückweise und sich einer neuen Bestimmung widme. Ihr einziger Sohn legte sich im heftigen Schmerz der Trennung sogar über die Thürschwelle mit der Erklärung, ffe müsse über ihn hinwegschrciten, wenn sie gehe. Franziska, in der

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 307 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
292 21. August. Tie HI. Johanna Franziska. gung, abgestoßen von den Menschen, wehr bei Gott Trost und Liebe zu suchen. Endlich kam ein Brief vom Vater, Franziska solle nach Haus kommen. Ein Baron von Chantal, rühmlich bekannt durch seine Kriegsthaten und seine strenge Tugend und Frömmigkeit, hatte bei dem Präsidenten Fremiot um die Hand seiner Tochter angehalten. Fremivi Heilte es derselben mit, setzte aber ausdrücklich bei, daß er ihr freie Wahl lasse. Franziska erklärte, sie wolle sich ganz

den Wünschen ihres Vaters fügen- Sie bereitete sich zu dem großen Schritt vor durch Zurückgezogenheit, durch Betrachtung und Gebet, durch gute Werke und öftern Gebrauch der hl. Sakramente. Vornehme Frauen kümmern sich oft sehr wenig um das Haus wesen und überlassen Alles den Dienstleuten. Franziska hingegen erwies sich alsbald nach ihrer Verehelichung als Muster einer christ lichen Hausfrau. Bor Allem führte sie die Ordnung ein, daß alle Hausgenossen jeden Morgen und Abend

mit ihr sich zu einer ge meinsamen Andacht versammelten. An Werktagen hörte sie ganz früh Morgens die hl. Messe in der Schloßkapelle; an Sonn- und Feiertagen aber ließ sie sich auch durch das schlechteste Wetter nicht abhalten, dem Pfarrgottesdicnste in der Dorfkirche beizuwohnen/ obschon es eine halbe Stunde weit war; wie sie selbst sagte, so seien die Vornehmen schuldig dem Volk ein gutes Beispiel zu geben und sollten mit ihm gemeinsam Gott anbeten. Außerdem aber pflegte Franziska auch sonst unter Tag mehrmal zu beten

und im Leben der Heiligen zu lesen; hingegen warf sie einige schlechte Bücher/ welche sie im Schloß vorfand, in das Feuer. Franziska suchte insbesondere rechtschaffene Dienstboten zu be kommen; sie erklärte ihnen, Gott sei der Herr aller Herrschaften, ihm müsse man vor Allem dienen, darum sollten sie besonders getreu ihre Pflichten als Christen erfüllen, also fleißig beten, das Wort Gottes anhören, die hl. Messe besuchen und die hl. Sakramente em pfangen. Sie selbst stand in aller Frühe auf und vertheilte

jedem seine Arbeit. Wurde ein Dienstbot krank, so verpflegte sie es mit mütterlicher Sorgfalt; überhaupt behandelte Franziska die große Menge der Dienstboten mit solcher Klugheit und Güte, daß D während ihres ganzen Lebens nicht mehr als zwei Diener fort schicken mußte.

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 309 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
294 21. August. Die hl. Johanna Franziska. häufiger die Kranken, blieb länger bei den Armen, betete noch mehr, und verfertigte zahlreichere Arbeiten für die Pfarrkirche. Franziska hatte erst vor wenigen Tagen ein Mädchen geboren, als plötzlich ihr die Nachricht überbracht wurde, daß ihr Gemahl auf der Jagd durch Versehen geschossen sei worden; neun Tage nachher war Franziska eine Wittwe von 28 Iahren. Sie machte nun das Gelübde, sich nie mehr zu verehelichen, vertheilte alle farbigen Kleider

, um an den heiligen Stätten ihr Leben zu beschließen. Franziska fühlte wohl, daß man seinen schönsten und besten Gedanken nicht immer trauen dürfe, als seien sie reine Einge bungen Gottes; wie Gott dem Menschen durch Menschen die bl- Sakramente spendesse nehme er gewöhnlich aìtch wieder Menschen als Werkzeug, um auf die Bahn zur Seligkeit zu leiten. Franziska bat deßhalb inständig zu Gott, daß er ihr den rechten Führer ihrer Seele verleihe. — Bei einem Besuche, den sie ihrem Vater in Dijon machte, wurde

ihr von frommen Personen ein Beichtvater außerordentlich angerühmt. Franziska, voll des redlichsten Willens, unterwarf sich seiner Führung. Er gab ihr eine unendliche Menge von Gebeten, Betrachtungen und religiösen Uebungen auf; der gleichen mußte sie viel fasten, sich kasteien und um Mitternacht auf stehen. Die demüthige Frau ließ sich auf diese Weise zwei Jahre lang von ihrem unverständigen Beichtvater plagen; sie fühlte aber wohl , daß dieser Mann für sie der rechte Führer nicht sei. Da wurde

der hl. Franziskus von Sales nach Dijon eingeladen, dort die Fastenpredigten zu halten. Beim ersten Anblick desselben fühlte Franziska deutlich, dieß sei der Seelenführer, welchen Gott ihr be-- stimmt habe. Sie beichtete ihm und blieb später in beständigem Briefwechsel mit diesem heiligen Bischof, der mit wunderbarer Güte und Weisheit ihre Seele zur Vollkommenheit leitete.

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 313 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
298 21. August. Die hl. Johanna Franziska. Überzeugung, es sei Gottes Wille, thai es. Sie reiste nach Annecp zu ihrem heiligen Seelenführer und gründete dort mit noch zwei Personen vornehmen Standes den Orden von der Heimsuchung Maria oder Salesianerinnen. Letzteren Namen haben sie davon, weil vom hl. Franz von Sales der Gedanke, die Statuten und die Leitung dieses Ordens kam. Ihre Aufgabe ist hauptsächlich, außer einem eingezogenen christlichen Leben, Kranken- und Armenpflege, Unter richt

und Erziehung der Kinder.' Das, was Franziska an den zwei Kranken, von welchen oben erzählt ist, geübt hatte, war nur eine Vorbereitung. Sie ging nun gleichsam auf die Jagd nach Hilfsbedürftigen und verpflegte gerade besonders die, welche kein Mensch vor Ekel sonst anrühren wollte. Da Franziska einmal eine Person, die in Folge ihres lüderlichen Lebens voll Würmer und Krebsgeschwüre war, verpflegte, tadelte man sie darüber, indem man solche Leute zum abschreckenden Beispiel für Andere ihrem Elend überlassen

solle. Franziska erwiderte: „Christus ist auch für die Sünder gekommen und nicht für die Gerechten; gerade eine Sünderin braucht es besonders/ daß man sich um sie annimmt.' > Es gelang der hl. Franziska, die armselige Person nicht nur leiblich, sondern auch an der Seele wieder herzustellen; sie führte nach ihrer Genesung ein bußfertiges Leben. Diese neu^ von Franziska gegründete Gesellschaft hatte ein solches Gedeihen, daß der Erzbischof von Lyon die Heilige kommen ließ, damit sie den Orden

auch in seiner Residenz- einführe. Von nun an kamen von allen Seiten Aufforderungen an die heilige Frau oder an den hl. Franz von Sales, den neuen Orden da und dort zu gründen. Franziska reiste selbst in die einzelnen Städte und hatte oft mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, bis eine Gründung ganz zu Stand gebracht war, aber überall gab Gott seinen Segen dazu. Mitten aber in ihrer großen Thätigkeit für die Ehre Gottes und das geistliche und leibliche Wohl der Menschen wurde sie heim^ gesucht

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 311 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
296 21. August. Die hl. Johanna Franziska. Bauer einen Knaben, der neben der Straße lag voll Geschwüren und Gestank ; der Landmann nahm ihn auf den Karren und brachte ihn zu der Frau von Chantal. Diese nahm den Armen ganz freundlich auf, gab ihm frisches Weißzeug und verband seine offenen Schäden. Sie brachte ihm selbst das Essen, saß zu ihm an das Bett, belehrte und tröstete ihn mit religiösen Zufprüchen. Wenn Franziska zuweilen bei ihrem Schwiegervater bleiben mußte und eine Magd dem Kranken

das Essen brachte, hielt diese die Nase zu vor dem Gestank und ging eilig wieder fort. Franziska hatte den Armen mehrere Monate im Haus und verpflegte ihn, wie eine Mutter ihr liebstes Kind; sie wachte selbst ganze Nachte bei ihm- Als er endlich starb, bat er die heilige Frau voll Dank und Ehr furcht um ihren Segen. Den Todten wusch Franziska selber und legte ihn an, und als ein.Verwandter Zornig darüber schalt, sagte sie: „Vetter, seit ich aus der hl. Schrift weiß, daß unser Hei land bei seinem Leiden

wie ein Aussätziger ausgesehen hat, habe ich keinen Abscheu mehr vor dem Aussatz, außer vor dem Aussaß der Sünde.' Nach einiger Zeit kam eine Frau, welche von ihrem Mann verstoßen worden war wegen eines abscheulichen Krebsgeschwüres an der Nase. Nach ihrer gewohnten Güte nahm Franziska die Un glückliche auf und verpflegte sie. Das Uebel fraß um sich, so daß auch die Stirn e und das übrige Gesicht ganz zerfressen wurde- Die Ohren, die Lippen, das Kinn, der Hals, ein Theil der Brust verfaulten gänzlich

, so daß die Frau einem gräßlichen, halbverwe> senden Leichnam glich, nur die zwei Augäpfel im Gesicht hielten an dm Nerven fest; dabei war der Gestank ganz fürchterlich. Kein Mensch brachte es über sich, zu diesem gräßlichen lebendigen West', zu diesem wandelnden Geschwür zu gehen; nur Franziska wartete der Kranken unverdrossen ab; täglich ging sie dreimal zu ihr. Die Dienstboten, die Verwandten machten der jungen Wittwe Vorstellungen dagegen; allein sie erwiderte ganz richtig: „Kein Mensch will zu ihr gehen

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 308 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanna Franziska. 293 Durch weise Eintheilung und Sparsamkeit setzte sich Franziska w den Stand, viel auf die Annen zu verwenden, welche sie liebte als Brüder Christi. Verschämte Arme unterstützte sie im Verbor genen ; sonst war es ihr ein Vergnügen, sich mit den Armen, welche auf das Schloß kamen, freundlich zu unterhalten und sie eigen händig zu bedienen, wenn sie auch noch so grob und abstoßend waren. Einmal war ein halbes Jahr lang Hungersnoth im Land; da kamen

die Armen selbst 6 und 7 Stunden weit her, um bei 'der gütigen Frau Nahrung zu suchen. Da traf es sich zuweilen, baß manche unbescheidene Leute, wenn sie ihre Gabe erhalten hatten, alsbald sich wieder unter den Haufen mischten, dem erst noch aus- getheilt wurde, und sich auf's Neue stellten, als hätten sie noch nichts bekommen. Franziska merkte wohl diese Betrügerei, aber statt Vorwürfe zu machen, reichte sie ihnen zum zweiten Mal eine Gabe; sie sagte: „Ach mein Gott, jeden Augenblick bettle ich vor ber

Thüre deiner Barmherzigkeit; wie ginge es mir, wenn du mich nur ein einziges Mal zulassen und beim zweiten Mal Zu rück weisen würdest!' Armen ehrbaren Familien sandte sie alle Tage nach der Zahl der Angehörigen einen halben oder ganzen Laib Brod. Bei der großen Menge, die unaufhörlich nach dem Schloß ihre Zuflucht nahmen, hatte Franziska zuletzt allen Vorrath bis auf einen Scheffel Mehl ausgetheilt; dennoch fuhr sie fort, an die Ar men auSzutheilen. Da geschah dann das Wunder, wie bei der Wittwe

von Sarepta, daß sechs Monate lang dieser Scheffel aus reichte für den Gebrauch der Dienstleute und Vertheilung an die Dürftigen, die jeden Tag zu ihrer Wohnung, wie zu einem Jahr markt zusammenströmten. In ihrer Demuth schrieb die hl. Fran ziska dieses Wunder dem Gebet ihrer sehr frommen Magd Jo hanna zu. Der Baron von Chantal wurde oft in Staatsangelegenheiten vom König an den Hof berufen. Während der Zeit seiner Abwesen heit nahm Franziska wenig Besuche an, legte allen Schmuck und reiche Kleider

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 315 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
300 22. August. Der hl. Symphorian. In einer Begebenheit ihres Lebens zeigte sich aber in wunder samer Weift, wie Gottesliebe und Nächstenliebe in Gott selbst und im Christenherzen sich verflechten. Am heiligen Dreifaltigkeitstag ging sie gegen Abend im Freien spazieren. Da kamen drei sehr schöne Jünglinge auf sie zu und baten sie um Gottes willen um ein Al mosen. Franziska hatte aber kein Geld bei sich; und doch konnte ihr Herz es nicht über sich bringen, die Bitte abzuschlagen. Sie gab

nun den Ring, welchen sie ihrem Ehegatten nach seinem Tod als theuerftes Andenken vom Finger gezogen hatte, dem einen und sagte, es sei für alle Drei. Diese sagten mit anmuthiger Freundlichkeit' ^a, es genüge, daß sie Einem für alle Drei gebe, denn sie feien gute Freunde. Während sie noch redeten, wurde Franziska von einer außerordentlichen Regung von der Gegenwart Gottes ergriffen, so daß sie niederkniete und allen Dreien die Füße küßte. Diese ließen die Geberin ungestört gewähren. Dann nahmen

sie Abschied und waren nicht mehr zu sehen, ohne daß Franziska wußte, wohin sie sich gewendet hatten. Von diesem Augenblick blieb ihr eine so zarte Liebe gegen die Armen im Herzen, daß sie sogleich das Gelübde machte, niemals ein Almosen zu versagen, das man um Gottes willen von ihr begehren würde.*) 22. August. Der heilige Symphsnan. t ^8. (Das Mntterherz.) In einem gothischen Meßbuch, das vor 1200 Iahren in dem jetzigen Frankreich gebraucht wurde, steht auch eine Messe vom heu tigen Tag, wo folgende

Gebete vorkommen: „Geliebteste Brüder, lasset uns den Herrn loben in seinen Heiligen, und ihn verehren beim Fest des seligsten Märtyrers Symphorian, und ihm Dank sagen für dessen Sieg und Herrlichkeit. Ihn hat zum Kampf Gebrechlichkeit des Leibes und die Grausamkeit der Peinen 6^ gestärkt mit den Kräften der Hoffnung, umfangen mit der Mauer 5) Eine ausführliche Lebensbeschreibung dieser Heiligen ist in dem Werl ci . halten: Bouaaud, Geschichte der hl. Johanna Franziska von Chantal. Ä Bände. Freiburg

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