April bis Juni.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 2)
144 30. April. Die hl. Katharina von Siena. mäßig, und insbesondere auch hier bei der hl. Katharina. Der Teufel bewirkte bei ihr einen solchen Ekel, als sie den Verband los- ì löste, während sie doch schon lange daran gewöhnt war, daß D sich erbrechen mußtet Die hl. Jungfrau hielt diese Schwäche für so sündhaft, daß sie alsbald ihre eigene Sinnlichkeit dafür strafte. Sie neigte ihr Angesicht zu dem Geschwür, und hielt Nase und Mund ganz nahe darüber hin bis aller Ekel ganz ausgetilgt
war. Auf diese Weise besiegt, suchte der Teufel auf einem andern Weg die himmlische Geduld der hl. Katharina anzufechten. Er machte sich an die Kranke, welche weniger seinen Versuchungen widerstand, so daß sie ohne allen wissentlichen Grund allmählig Widerwillen gegen ihre Wohlthäterin fühlte. Dieser wuchs mehr und mehr Zum Haß und zum schändlichsten' Argwohn. Wenn die hl. Katharina nicht den ganzen Tag bei der Krankm saß, so dachte diese, sie müsse ^ einen schlechten Umgang haben; ja die Kranke ließ sich zuletzt
so ! vom Teufel beherrschen, daß sie über Katharina die schändlichsten Dinge log. — Als die übrigen Ordensschwestern davon hörten, und Andrea auch vor diesen solche Verleumdungen, welche für eine reine Jungfrau die unerträglichsten sind, gegen Katharina vorbrachte: so fingen jene-zu schmähen an, daß Katharina so schlecht geworden sei. Diese antwortete in aller Gelassenheit: „Wahrhaftig, ihr Schwestern, ich bin durch die. Gnade Jesu Christi eine Jungfrau.' Gegen die Kranke sagte sie kein böses Wort
und Diamanten geschmückt, in seiner Linken eine Dornenkrone, und sprach zu ihr: „Liebe Tochter, du mußt mit jeher dieser beiden Kronen gekrönt werden; wähle nun selbst, welche du in diesem Leben tragen willst, die andere bleibt dir dann für die Zeit nach deinem Hinscheiden aufbewahrt.' — Katharina antwortete: „Herr, ich habe dir ja schon lange meinen eigenen Willen aufgeopfert; aber weil du willst, daß ich wähle, so