Zehn Jahre unter der rothen Flagge : ein Beitrag zur Geschichte der Volksschule in Tirol und Vorarlberg
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Author:
Winder, Engelbert / [Engelbert Winder ; Johann Adolf Heyl]
Place:
Innsbruck
Publisher:
Vereinsbuchhandlung
Physical description:
284 S.
Language:
Deutsch
Notations:
Aus: neue Tiroler Stimmen. - In Fraktur
Subject heading:
g.Tirol ; s.Schule ; z.Geschichte 1881-1891 ; <br />g.Vorarlberg ; s.Schule ; z.Geschichte 1881-1891
Location mark:
II 105.339 ; II 64.646
Intern ID:
130288
trennen von der Kirche; dann erst könne man anfangen verhandeln über die Rechte und Zugeständnisse an letztere, „und nur auf solcher Basis können alsdann gesunde, fried liche Zustände für beide Faktoren geschaffen werden". Die gänzliche Verbannung der Religion also aus der Schule ist dem „Schulfreunde" mit Dittes die Gewähr für „gesunde. friedliche Zustän de" und dabei will das Blatt nie etwas gegen die Religion v o rg e bracht haben!! Oder muß eine Religion nicht schlecht
sein, die nicht in die Schule taugt, eine Kirche nicht verkommen, die man aus derselben schein bar vorläufig ausschließen, in Wirklichkeit aber nie mehr aufnehmen will? Der Klerus, behauptet dann das Blatt, sei unfähig, Pädagogik zu studiren. Warum? „Da müßte ja die Kirche erst das politische Feld räumen und zum Herde der christlichen Liebe und Thätigkeit Zurückkehren, sie miißte in Bezug auf die Schule die Macht und die Gewalt theilen; das will sie aber nicht, sie will nur herrschen und befehlen." Wahrhaftig, man sieht
, wie heilig die Kirche dem säubern Blatte ist! Es fährt fort - „Man vergißt vielfältig, daß sowohl Kirche als Schule im Dienste der Wahrheit stehen müssen, daß die Kirche, die von Gott Zum Heile der Menschheit geoffenbarte Wahrheit zu verkünden, die Schule die wissenschaftlick erwiesene, vormals noch unbekannten Wahrheiten zu lehren hat . . Wie Sittengesetze bestanden haben, bevor es eine katho lische Kirche nur gegeben hat, wie das Sittengesetz heute einen Anwalt findet, so hat die Wissenschaft moderner
Art das Naturgesetz in ihre Gewalt genommen . . In dieser idealen Wahrheit hört erst der konfessionelle Unterschied auf." (sic!!} Der hochtrabende Verfasser ist sich wahrhaft des blühendsten Unsinnes gar nicht be wußt, den er hier aufgezogen hat. Kirche und Schule müssen, diese im Dienste der einen, jene im Dienste der andern Wahrheit stehen; Sittengesetze bestanden in ur alter Zeit, an das Naturgesetz hält sich die moderne Wissenschaft. Was gibt das alles in dieser wohlgefügten Verbindung