Der fahrende Skolast ; 6. - 9. 1961 - 1964)
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Author:
Südtiroler Hochschülerschaft
Place:
Bozen
Publisher:
Südtiroler Hochschüler/innen/schaft
Physical description:
Getr. Zählung
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1961,1-4 ; 1962,1-5 ; 1963,1-4 ; 1964,1-3 ; Vorhandene Dubletten: 1961,1-4 ; 1962,1-5 ; 1963,1-4 ; 1964,1-3
Subject heading:
g.Südtirol ; s.Student ; f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 342/6-9(1961-64)
Intern ID:
319169
; in der Wasserrolle auf dem Ge meindeamt sind längst die Uhrzeiten ein getragen. Der Vetter führt auch die zwei prallen Haflinger am Zügel, Die zwei Schwestern helfen mit, auch die Eltern leben noch im Hause. Es ist Feierabend, alle sind in der Stube. Der alte Tata sitzt auf dem Sofa, den Hut in die Stirn gedrückt. Nun fallen ihm die Augen zu — er ist eingeschlafen. Die alte Tante, die Mutter, sitzt neben ihm. Sie hat die Schuhe ausgezogen und die Beine auf das Sofa gelegt. Nach einer Weile steht sie auf und ruft
die Schwestern zur Arbeit: He, geht füttern, Stall machen, das Vieh wartet nicht! Der Tata schlägt die Augen auf. Er sieht auf dem Sofa, wo vordem die Bäuerin ge sessen hat. den leeren Platz; er besinnt sich und geht. Der Vetter legt den Schurz ab, streckt sich auf das frei gewordene Sofa und blickt gegen die Balkendecke, Dann sagt er: Ja. dein Geld; ich habe es dir aufgehoben, ich ^ebe es dir dann! — Der Mann sagt: Das ist nicht eilig, es ist auch nicht viel! —■ Der Vetter sagt: Nein
und stellt Topf und Pfanne zurück auf den Herd, damit sie warm blei ben für die Schwestern. Die haben noch nicht Suppe gegessen, sie sind mit der Milch in die Sennerei und kommen mit der Buttermilch wieder. Sie holen sich jedes, wie sie gerade Zeit haben, den Topf vom Herd, löffeln im Stehen oder am Fen sterbrett. Sich hinzusetzen haben sie nicht Zeit, obwohl die Hauptarbeit nun immer zögernd beginnt, in einer Spannung von Fragen und Unlust. Was man tun wird, hängt von zu vielen Dingen
und setzt sich an die Schüssel. Er bläst über den Löffel hin. Man hat wenig zu reden, man hat auch nach dem Essen wieder zu beten: Vater unser und Englischen Gruß; und bei der Stelle „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ machen alle eine Kniebeuge. Die Mutter räumt das Geschirr weg, die Schwestern waschen ab. Es dauert nicht lange, geht der Vetter in die Stube. Er nimmt einen Brief, der ge kommen ist. Aber er la—, ihn wieder hin; jetzt paßt es nicht, ihn zu lesen. Erst