Mittheilungen des Landwirthschafts- und Gartenbau-Vereins in Bozen ; 6. 1874
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Place:
Bozen
Publisher:
Landwirtschafts- und Gartenbau-Verein
Physical description:
119 S.
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1874,1-12 ; In Fraktur
Subject heading:
c.Bozen / Landwirthschafts- und Gartenbau-Verein ; f.Zeitschrift<br />g.Südtirol ; s.Landwirtschaft ; f.Zeitschrift<br />g.Südtirol ; s.Gartenbau ; f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 352/6(1874)
Intern ID:
484255
Die Tiroler. Milchwirthschaft. Von Prof. Alexander Müller in Berlins- -- M. d. L. n. G. in B. Die Milchwirthschafl ist mir seit vielen Jahren à interessantes Gewerbe gewesen, Tirol seit noch längerer Zeit ein für Fußreiftu besonders liebes Bergland — gleichwohl habe., ich mich erst auf der letzten Tiroler Reise etwas näher mit der Tiroler Milchwirthschaft befaßt, weil sich mir erst in diesem Jahre ein sicherer Angriffspunkt darbot. Für die Theorie versprach mir Tirol nach. meinen früheren
Beobachtungen zu wenig Ausbeute — und hätte- ich aus reinem Mitleiden als Apostel für Verbesserung wirken wollen, so würde mich der Tiroler Bauer, wie jeder andere in der Welt, mit Mißtrauen zurückgewiesen haben. Ich mußte nach einer anderen realeren Operationsbasis mich umsehen und eine solche bot sich leicht in den Handelsverhältnissen. Tirol ist von Natur auf Viehzucht angewiesen, aber wegen schwierigen Verkehrs ist der Absatz bis vor Kurzem, bis zur Anschließung durch Eisenbahnen, wenig lohnend
mann gute Muster vorzulegen. Mehr zu verwundern scheint cs, daß der Kaufmann von den Orten aus, wo das Bedürfniß nach den Produkten der Viehzucht schwer zu befriedigen ist, bis jetzt noch rücksichtlich Tirols so wenig seiner Aufgabe, ein Pionier der Kultur zu sein, entsprochen hat. Vor allen häiie Berlin Veranlassung gehabt, in den Alpenländern neue Zusuhrquellen sich zu erschließen- Berlin, das gegenwärtig mehr Einwohner zählt als ganz Tirol auf 530 Quadratmeilen, und sie mit guter und billiger
Nahrung zu versehen, täglich mehr Schwierigkeit findet. -JUmgcsehen haben sich wohl auch die Berliner Kauf leute bis Tirol; es ist auch auf Spekulation eine Sen dung Tiroler Butter nach Berlin gekommen*), aber wegen ihrer Beschaffenheit nicht zu verwerthen gewesen. Der Berliner Händler folgerte daraus: die Butter taugt nicht für uns! Seine Einbuße dabei war eine passive: seine Hoffnung, fortan billige Butter zu kaufen, ging nicht in Erfüllung. Der Tiroler Händler mußte sich sagen: Berlin
ist kein Markt für unsere Butter! und hatte den Schaden dazu. . Damit war der Butterimport von Tirol nach Berlin für diesmal abgethan. Vielleicht haben sich die Be theiligten die Fragen vorgelegt: kann denn Tirol über Haupt nicht Butter für den Berliner Markt bereiten? und welche Veränderung müßte die Butterbereitung er fahren? Aber wahrscheinlich ist die erste Frage unent schieden geblieben.und sicher hat die Beantwortung der zweiten noch mehr Kopfzerbrechens gemacht. Die nächste Ursache