Märchen und Sagen aus Wälschtirol : ein Beitrag zur deutschen Sagenkunde
schöne Ebene, darauf standen drei prächtige Pa läste, davon war der erste von Glas, der zweite von Silber und der dritte von Gold. Der Schmied ging zuerst in den gläsernen Palast. Dort kam ihm eine schöne Jungfrau entgegen und sobald sie ihn sah, rief sie: „Ich bitt' Euch, geht fort, denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!' Der Schmied aber sagte, er habe keine Furcht und wolle da bleiben. Plötzlich kam ein fünfkopfiger Drache und stürzte mitWuth- schnauben auf den Schmied los
; dieser aber führte mit seinem eiser nen Stocke einen so wuchtigen Hieb, dass er ihm alle fünf Köpfe zer schmetterte. Darauf schnitt er ihm die Zungen aus und nahm sie zu sich; die Jungfrau aber, welche nun befreit war, führte er zum Orte, wo das Seil niederhing und rief den Biesen zu, sie sollten sie hinauf ziehen, was sogleich geschah. Nun ging der Schmied in den silbernen Palast. Dort kam ihm wieder eine Jungfrau entgegen, die noch schöner war als die erste und auch diese rief ihm zu: „Flieht, flieht, ich bitt
1 Euch; denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!' Der Schmied aber hatte keine Furcht und blieb. Plötzlich kam ein siebenköpfiger Drache, aber mit zwei wuchtigen Streichen zerschlug ihm der Schmied seine sieben Köpfe, schnitt ihnen abermals die Zungen aus und steckte sie zu sich. Die erlöste Jungfrau aber Hess er wieder von den Kiesen hinaufziehen. Darauf ging der Schmied in den goldenen Palast. An der Pforte stund eine Jungfrau, die war noch viel schöner als die beiden andern. Auch sie warnte den Schmied