Hugo von Montfort : mit Abhandlungen der deutschen Literatur, Sprache und Metrik im XIV. und XV. Jahrhundert.- (Aeltere tirolische Dichter ; 3)
CXXXXII ren, gegen das Schisma u. s. w. Aber die geringen Erfolge verleideten ihm diese Geschäfte mehr und mehr. Seit dem Aus gange der Achtzigerjahre zog er sich ganz auf Böhmen zurück, kümmerte sich um das Reich gar nicht mehr und verrohte, so wie ihn Hugo schildert. Das erregte grosse Unzufriedenheit; die vom höheren Adel wurden überdies noch dadurch aufgebracht, dass der König seine Räte nicht aus ihrer Mitte wählte, sondern niedere Günstlinge und Schmeichler mit hohen Aemtern begabte. Seit
den rohen Gewalttaten des Frühjahres 1393 aber war unter den geist lichen und weltlichen Herren, besonders auch in Oesterreich, die Ansicht allgemein: „einem solchen Manne zieme es nicht, die deutsche Krone zu tragen'; es bildete sich eine offene Opposition, der im Dec. d, Js. auch König Sigmund von Ungarn beitrat; im Mai 1394 wurde der König selbst gefangen genommen. Halten wir nun zu diesen Vorgängen 5, 243—45. Wäre Nr. 5 nach dem Ausbruche der Opposition entstanden, so wäre Hugo's Aufforderung
, der König solle in das Reich kommen, ganz sinnlos ; denn es war jetzt nur zu begreiflich, warum er Böhmen nicht verliess. Das andere Verlangen Hugo's, Wenzel solle sich die Kaiserkrone holen, passt nach 1393 noch viel weniger; denn seitdem die Erbitte rung gegen Wenzel und die Ueberzeugung von dessen Regierungs unfähigkeit so allgemein war, konnte Hugo im Ernste keinen solchen Einfall haben* eher würde er, der Anhänger der öster reichischen Fürsten, welche auch im Complot gegen Wenzel waren, ihm geraten
haben, auch noch die deutsche Krone niederzulegen. Es bleibt also 1391—1393 für die Entstehung von Nr. 5, Das ist die Zeit, wo bei Hugo schon der männliche Ernst eingekehrt war, wo er sich vom fremden Minnedienste weg und (wie er 5, 54 selbst sagt) zu Gott gewandt hatte. Nun stehen aber die Blüten seines Minnedienstes, die Lieder Nr. 6, 7, 8 und 9, die offenbar denselben begleitet hatten, nach Nr. 5, und die Ordnung der Gedichte in unserer Hs. kann nicht mehr chronologisch und diese mithin nicht Original sein. Daraus