Kleine österreichische Geschichte.- (Reihe interessante Wissenschaft ; 1)
Das barocke Wien 'welche Filile strömte eben diese in der Stadt an der Donau zusammen! Durch das Herrscherhaus gelangten ungezählte Meisterwerke der großen deutschen, spanischen, italienischen und niederländischen Maler, gelangten ungeheure Schätze der Kunst und des Kunsthandwerks in die kaiserlichen Galerien und Sammlungen und somit in den * Volks besitz. Mit Kleinodien des schaffenden Geistes und der Buchkunst, mit alfgememgeschiehtlichen und kulturhistorischen Dokumenten des Orients
l, nd Okzidents füllten sich die kaiserlichen Bibliotheken und Archive und Würden so zu unausschöpfbaren Fundgruben der Wissenschaft. Der Wiener Hol lockte Künstler, Gelehrte; Kriegsìiauptleute und Politiker aus aller Welt an. Aus Welschland kamen die Baumeister und Archi tekten, die in Wien und Österreich Schlösser, Klöster und Kirchen .'bauten für die Bischöfe, für den Adel, für das Erzhaus. Und wie die Welschen Baukunstler, so kamen auch die welschen Theaterkiinstler an den kaiserlichen Hof und legten
von da aus den Grund zu einer Theaterkultur und zu einer Technik des theatralischen Apparates, die lange ihresgleichen suchten. War' diese Theaterkultur auch zunächst nicht deutsch und war sie auch vorerst bloß den vornehmen Ständen Vorbehalten — während sich das Volk an den derben und urwüchsigen Späßen des Hanswurst vergnügte —, so schuf sie doch theatralische Tradition und bereitete so den Boden vor, aus dem später die deutsche Oper und das deutsche Kunsttheater emporblühen sollten. Denn Wien ist die Stadt
, von der aus die „Zauberflöte', der „Figaro' und später der „Fidelio' ihren Siegeszug über die Erde antraten, und Wien ist die Stadt, in der das erste Nationaltheater der Deutschen schon zu Ende des XVIII. Jahrhunderts gegründet ward, jene Schaubühne edelsten Stiles, welche unter dem Nameh Burgtheater den Ruhm, die erste deutsche Bühne zu sein, noch bis in unsere Tage hinein behauptet hat' (Anton Wildgans). Das war das Wien des Barocks und der theresianisch -josefinischen Zeit..' „Vienna gloriosa', so nannte man damals
die Häuptstadt der Monarchia Austriaca. In das späte XVIII. Jahrhundert fällt aber auch 'das machtpolitische Emporkommen Preußens und damit erhält die Ponàustadt langsam einen Gegner um ihre politische Stellung in Berlin, der Stadt der Hohenzollern. Immer mehr wandte Wien in der Folgezeit sein Antlitz vom Reich ab und dem Südosten des Abend landes wie dem Orient zu. Während der Napoleonischen Kriege war es 1805 und 1809 von den Franzosen besetzt; 1804 wurde es die öster reichische Kaiserstadt, 1814/15 tagte