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Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

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sungen worden ist. Der Modeapfel jener Zeit war der weisse Rosmarin. Der Kalvill war noch selten, oder wurde gar mit der billigen Einkochquitte verwechselt. Auch der Köstliche von Zallinger kam erst später. Heute ist der Maschanzker als für den Pomologen undankbar fast ganz verschwunden ; gerade das miisste ihn aber wieder gesucht machen. An der Zenoburg vorbei, den alten steilen Pflasterweg hinab, von wo aus man den Blick geniesst ins blaue märchen hafte Etschtal, im Vordergrund der schmale

man so lange entbehrt. Braungebrannt und rotbäckig zieht man zu Hause ein, man wird prüfend besehen und befühlt wie ein Oechslein am Markte, die Eltern freuen sich, nur ein neugelernter kräfti ger Ausdruck in der Mundart wirft die Mutter fast um vor Entsetzen. Die Sommerfrische ist aus ! Am nächsten Tag geht's wieder an mit Klassen stelzen und Derwischeies bis zum Heiliggeistamt. Dass das grosse Drechslerwarengeschäft Gutweniger einmal als bescheidenes Ladele ganz unten in den Lauben war, weiss

und Flaumen' her und umgekehrt. Die Klara Pattis mit ihrer reichen, etwas zerzausten Haar tracht, von der böse Menschen munkelten, sie sei nicht ganz echt gewesen, hatte weiter oben einen Verkaufsladen, der kleiner erschien als ihr Warenbestand an blauen Unterhosen mit weissen Bandeln und bunten, etwas kurzen Hemden. Auch Modewaren hatte sie feil. Ihre Hauptkundschaft waren

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1988

Principe Eugenio di Savoia = Prinz Eugen von Savoyen : 1663 - 1736 ; 1986 - Celebrazioni nel 250. anniversario della morte.- (Studi italo-tedeschi ; 9 )

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Author: Deutsch-Italienisches Kulturinstitut in Südtirol (Meran)

Publisher: Accad. di Studi Italo-Tedeschi

Physical description: XI, 81 S. : Ill.

Language: Deutsch; Italienisch

Notations: Beitr. teilw. ital., teilw. dt. mit jeweils dt. oder ital. Zsfassung. - Literaturangaben

Subject heading: p.Savoyen-Carignan, Eugen ¬von¬ ; f.Kongress ; g.Meran <1986>

Location mark: II 128.057

Intern ID: 62096

ist sicherhch auch seine Stellung als groBer Bibliophiler, als sy- stematischer Büchersammler zu sehen, seine grobartige Bibliothek, alle Bànde in rotes Maroquinleder gebunden, ist zu einem guten Teil heute Bestandteil der österreichischen Nationalbibliothek in Wien, leider ist die Bibliothek, wie wir aus den erhaltenen zeitgenössischen hand- schriftlichen Katalogen wissen, nicht mehr ganz vollstàndig, Teile der Büchersammlung, ebenso wie andere Teile der Sammlung wurden nach seinern Tode zerstreut

- wissenschaften gaben dieser Bibliothek ihr geistiges Gepràge. Prinz Eugen ist auch, wie es der oben angesprochenen adeligen Le- bensweise und Repràsentation entsprach, als Förderer der Künste her- vorgetreten, er hatte zwar - ganz im Gegensatz zu den Kaisern, für die er tàtig war - wenig Interesse an der Musik, hingegen sind Beziehungen zu Malern wie Jan Kupetzky und zu verschiedenen italienischen Mei- stern, so etwa Martino Altomonte, Marc Antonio Chiarini, Carlo Car- lone, Francesco Solimena oder Giacomo

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 244 of 372

Posch (1868—1876) unterstand und dieselben als hochher zige Gönner und Förderer der Schule kennen lernte. Durch das Reichsschulgesetz vom 14, Mai 186g wurde das Volks- schuhvesen in ganz neue Bahnen gelenkt. Matthias Plang- ger, der sich in Maia nie recht wohl fühlte, kündigte im Sommer 1871 und zog als Lehrer nach Parcines, wo er 1894 starb. Sein Nachfolger war der Maiser Lehrer Felix Raff ei ner, der als Unterlehrer von Caldaro kam. 1871 wurde die Maiser Schule, die bis zu diesem Zeitpunkt

nur einklassig war, zu einer zweiklassigen erweitert und als zweite Lehr kraft Alois Raffi aus S. Martino in Pass, als Schulgehilfe mit einem Jahresgehalt von 100 Gulden jährlich angestellt. Derselbe hatte unter anderem ausser seinem Lehrberufe noch ganz merkwürdige Obliegenheiten zu verrichten. So musste er „zwölfuhrläuten', die Turmuhr aufziehen, Altäre auf zieren, wie es im Buche steht und das ewige Licht besorgen. Dafür durfte er im Sommer drei Wochen in die. „Frisch' gehen und das früher auf dem Stadl

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 256 of 372

Der Kupferschmied Anton Da nay hatte bei der Sag mühle sein „Atelier'. Das war ganz ein feines, ein kleines Mandl, aber Bürgermeister wollte er werden. Als er einmal bei einer Wahl sicher darauf rechnete, Stadtoberhaupt zu werden und schon ganz „bürgermeisterisch' sich gebärdete, hatte man ihm vor seine Werkstätte den folgenden Spruch genagelt : Die Bürgermeisterwahl Ist eine grosse Zahl. Der Danai War auch dabei. Er hat schon 40 Stimmen, Vor Freud' hat er den Grimmen. Aber nein

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 253 of 372

i gern', murmelte ganz dertattert der Angeklagte, froh, so billig davongekommen zu sein. Und trotz der darauffolgen den Enthüllung seiner „Spezies' erfüllte er das Urteil zur Gänze — — und trank fein sauber mit. Einen anderen Streich leistete sich Largajoli als Bären treiber. Bekanntlich hatte Carl Wolf auf seinem „Jahr markt' wilde Tiere gezeigt, die von Menschen in Tierfellen dargestellt worden waren. Und so hatte man einmal im Fa sching den Pattis in ein Bärenfell genäht und Largajoli

als Bärentreiber mit ihm durch die Stadt geschickt. Anfangs ging alles ganz gut, der Treiber sagte sein Sprüchlein her : Kommen Sie, Herr Bär, Machen Sie Komplimente vor die Herr ! und der Bär zeigte seine Künste. Leider ging die Sache schlecht aus. Als man zum ,,Raffi' kam, wurde der Bär bei den Eisenringen angehängt, denn bekanntlich ist ein solcher Vierfüssler im Wirtsraum ein nicht gerade erbaulicher Ge selle, und die Gesellschaft verschwand zu einer Stärkung im Innern des Wirtshauses. Der Bär

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 91 of 372

aus. Durch eine trostlose Schutt- und Schlammwüste wälzt die Etsch inmitten der neuen steinernen Einfassung, welche am rechten Ufer noch nicht ganz vollendet ist, ihre schmut ziggelben Fluten dahin und lange wird es brauchen, bis all die Wassertümpel in fruchtbares Land umgewandelt sein werden ... Von Burgstall gehts an dem Bahnhof Mais vorüber zum Endpunkt der ganzen Linie, dem altberühmten, burgumkränzten Meran (320 Meter) zu, an dessen Ein gang die vor drei Jahren abgebrannte und noch nicht wie der aufgebaute Maiser

Kirche ihren rauchgeschwärzten, dachlosen Turm in die Luft streckt. Ganz hervorragend hübsch präsentiert sich der Meraner Bahnhof und man merkt es dem Bauwerk schon von weitem an, dass bei dessen Errichtung auch dem Weiterbau der Bahn durchs Vinsch- gau Rechnung getragen worden war. Derselbe wird zwar nur einstöckig, aber ziemlich lang, wie ja gegen den Perron 15 Türöffnungen zu sehen sind... Soweit der Briefschreiber. Hand in Hand mit der Fertigstellung des Meraner Bahn hofes ging

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 45 of 372

abluden für jene nützlichen Here, die an den städtischen Brunnentrögen ihre breiten Mäuler sättigten, abends über das holperige Katzenkopfpflaster mit vollem Euter (schon gefüllt mit Kurmilch) von der Weide durch die Lauben bim melten und dabei den Weg mit weniger poetischen Spuren schmückten. Bedeutsam für die Kuhstadt wurde das Jahr 1826 inso- i'erne, als hier die Bürger Josef Valentin Haller zu ihrem Meisler machten, in welche Rolle er auch ganz hineinwuchs. Seine Verdienste seien vorweg

nach einem milden Klima. Sie stiessen eher auf den Widerstand und Widerwillen der Eingeborenen gegen alles A 11s wä rt i ge, U nbe k an nte. Maliers Ruhm ist es nun, die Meraner zur Einsicht be kehrt zu haben, dass durch die Beherbergung Fremder in nerhall) der Stadtmauern ein ganz anderer Safran heran gedeihe, als sie ausserhalb der Mauern pflanzten, um ihre Not zu bannen. Haller bereitete (bildlich und wörtlich) den Fremden die Wege und eröffnete seinen Bürgern die Quellen zum Aufschwünge aus trostloser

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 202 of 372

übergab, war Dr. Weinberger ein alter Mann. Der Tod sei ner Frau sowie die schmerzhafte Krankheit hatten ihn ge brochen. Allein war er gehlieben, einsam in seinem Alter, ganz wenige nur zählten zu seinen Getreuen, Manchmal noch, wenn er durch die Meraner Landschaft schritt, klang so ganz leise die Erinnerung an ferne Tage, an Freude über das Geleistete, stiegen verborgene Pläne wieder zu tag. Und dann und wann übergab Dr. Weinberger seine Gedanken der Oeffentlichkeit. Knapp vor seinem Tod

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 187 of 372

er in die Heimat zurück, wo er nun die Leitung der Moser'sehen Buchhand lung übernimmt. Als diese 1869 von F. W. Ellmenreich käuflich erworben und seiner Firma S. Poetzelberger am Pfarrplatz einverleibt wurde, gründet Plant mit ganz geringen Mitteln seine eigene Buch- und Kunsthandlung an der Promenade. Trotz seiner Geschäftstätigkeit' hatte Fridolin Plant stets noch Zeit für neue Gedanken. So zeichnete er bald darauf das Panorama von Merano und gibt es im eigenen Verlag heraus. Natürlich wurde so etwas „ganz

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 13 of 372

Lesen und Schauen plötzlich stille hält, um da ganz hinten, im äussersten Zipfel seines Her zens eine sorgfältig verborgene, leise Erinnerung an ein selbst erlebtes, längst verträumtes Geschehnis hervorzukra men und sich recht heimlich dran zu freuen, dann .... dann hat er den Weg gefunden, den ich ihm weisen wollte. Ich aber will mich ins äusserste Winkele verkriechen und warten, bis er aufwacht.... Mein Zweck ist erreicht .... * Zum Schlüsse obliegt mir noch die angenehme Pflicht, all den Vielen

zu danken, die mir, im Gedenken an unsere Hei matstadt, die Hand zum Werke boten. Vor allem bin ich Jenen Schuldner, die mich durch ihre Beiträge unterstützt haben. Ganz besonders verpflichtet fühle ich mich Herrn Amts bürgermeister ('omni. Dr. Markart, sowie den Herren Dr. Josef Ltichner, Obmann des Museumsvereines, Fritz von Permverth und Pro f. Sebastian Hauser, die mir jede nur mögliche Unterstützung angedeihen Hessen. Die Anfügung einer stattlichen Reihe von Bildern, die im Kähmen des Werkes

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 102 of 372

und die wichtigen Verordnungen, Verdikte sowie Kund machungen brachte. Der alte Burggräfler aber, der Bürger der Stadt, was küm merte es ihn, was draussen geschah? Sein Leibblatt brachte die Lokalchronik und wenn's grob fehlte, auch die grossen Ereignisse .... und mehr .... nein, nein, mehr brauchte es gar nicht ! , . .. Doch noch etwas war von nöten, so um die Jahreswende herum kam's, das Bedürfnis nämlich. Ganz leise zuerst, dann laut und begehrlicher ! Na, einen Kalender brauchte man doch auch! Oder nit

folgte. Jetzt, sein tuat's schun ganz aus mit die Leut'. Zu was mei an Adressbuach ? ! Wo du a nieds Mensch kennst?! A so a nuimodisches Zuig, die Welt werd' alleweil lötzer. .. Die gute, alte, gemütliche Zeit 98

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 323 of 372

gestörtheit betrachtet wurde, wenn einer einen Berg bestieg, auf dem er nichts verloren hatte, und in denen Longvall und Masulschlucht noch als höchst anstrengende und nicht ganz ungefährliche Tagesturen galten. Aber wie die Jungmeraner anfangs der Neunziger jähre das Bergsteigen betrieben, davon kann ich wohl reden als einer, der auch dabei war. Damals vermochte einem noch die Besteigung eines mit Schafen besetzten Grasmugels mit reichlichem Ruhm zu bedecken. »Zumeist aber verzichteten wir überhaupt

, hatte einer von uns genagelte Schuhe, der andere eine Schneebrille und der dritte sogar ein dem elterlichen Wäscheboden entlehntes Seil, Am Milchseeschartl waren wir schon ziemlich verzagt und versuchten vergeblich, uns anzuseilen. Das Seil war nicht ganz sechs Meter lang, und wir hätten daher höchstens nebeneinander, aber nicht hintereinander marschieren kön nen. Wir verzichteten also auf die Seilschlingen, einer hielt das vordere, ein anderer das hintere Ende des Seiles in der Hand und der dritte fasste es in der Mitte

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 297 of 372

flächen boshafte Menschen immer mit Sand bestreuten oder gar aufhackten. Eine herrliche, wenigstens 10 Meter lange Schleif bahn bestand im damals noch ansehnlichen Schiller garten. Dort wurde Kunstschleifen geübt mit „Huckelets' und „Drahnelets', wenn man sich wahrend des Gleitens in die Kniebeuge niederliess und wieder aufstand oder sich nach links oder rechts oder ganz herumdrehte. Bei der Länge dieser Bahn und unserer Eilfertigkeit konnte man natürlich nicht warten, bis jeder einzelne ganz

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 295 of 372

ausgelaugte Kaffee pulver färbte die Erde ganz dunkel und die schwarze Erde ist ja die beste. Ich begleitete ihn oft auf diesem Gange und schwang statt seiner die Blechkanne, und der Pulverhaufen im Garten des „Cafe Merano', ganz hinten, schon fast au«± dem Küchelberge, wuchs von Tag zu Tag. Auf dem Wege gab's allerhand lustige Abenteuer. An einem Hause der Berg lauben waren wie Fussabstreifer zwei Rollen angebracht und

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 16 of 372

Halbs soviel am Rennweg. Funktionieren taten sie nur, wenn der alte Haslbrunner überall rechtzeitig dazu kam. Wenn nicht, dann tappte man eben im Dunkeln nach Hause, oder, . ... es kam die „Alte' und leuchtete heim. Und das genügte: wieder für Tage ganz gut. Als dann das Gaswerk gebaut wurde da ward es heller ! Ein alter Gasbeleuchtungskalender für die öffent lichen Gassen, Plätze und Promenaden der Kurstadt, aus dem Jahre 1872, bringt so allerhand Licht in die Sache, aber recht wenig

in die Stadt selber, denn reklamiert, protestiert und lamentiert wird recht oft in der Presse über die umso längliche Beleuchtung. Beständige — ganznächtige Lampen, die in jeder Macht und während der ganzen Beleuchtungszcit zu brennen hatten, gab es 16, und zwar 14 unter den zwei langen Lauben und zwei unter den kleinen Lambert davon eine beim Rozner Tor. Ausserdem befanden sich 25 Stück „unbeständige — ganz- nächtige' Lampen verteilt auf der Spitalbrücke, am Renn weg, beim Vtnsch gauer Tor

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 313 of 372

Kreuzzeichen, als er uns beim Kirchengang vorüberziehen Hess, Der einzige Trost war mir, dass er es auch vor mei nem viel frommeren Freund Josl, dem späteren Missionär, tat. So fühlte ich mich wohl als ziemlich räudiges, aber gar nicht reumütiges Schaf in meiner Klasse. Heute dürften die Verhältnisse sich stark geändert haben, da die Freitische durch den Krieg wohl ganz verschwunden sind; dafür hat sich das Studentenheim „Johanneum' immer mehr entwickelt. Damals bestand es in den ersten

Anfängen und war im Ottmannsgute unter dem Berge untergebracht. Für seine Ausgestaltung hat sich besonders Spitalpfarrer Tappeiner Verdienste erworben. Wo heute das Johanneum steht, stand damals das Schinderhäuschen, ganz abgelegen von der Stadt. Zu meinen späteren Lehrern zählte der Verfasser der „Chronik der Stadt Merano' P. Cölestm Stampfer, der lang jährige Direktor P, Paul Perkmann und der verstorbene Abt des Klosters Marienberg P. Leo Treuinfels. Ausserdem Pro fessor Innerhof er, P. Vigil Kofier

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 209 of 372

wieder heim ins Stift Marienberg, wo er hoffte, seine alten Tage ruhig verleben und sich ganz seinen Studien widmen zu können. Doch schon ein Jahr darauf zwangen ihn die Verhältnisse neuerdings ans Gymnasium als Professor zurückzukehren, und als Altender noch die 'jüngsten in die Geheimnisse der humanistischen Wissenschaften einzuweihen. Seine letzten Tage verbrachte Pius Zingerle in Merano, von allen ge schätzt und hochgeeehrt. Die erhebende Feier, die ihm die Stadt am 19. März 1871

zu seinem 70. Geburtstag veran staltete, zeugt von der grossen Achtung und Liebe, die man allerseits dem grossen Gelehrten entgegenbrachte. Am 10. Jänner 1881 seh loss Pius Zingerle seine Augen für immer. Nach diesen Ausführungen möchte man glauben, dass die Kinderjahre des kleinen Jak! eigentlich recht ernst gewesen sein müssen. Aber ganz im Gegenteil. Der Jakl war der Tollsten einer und gar oft musste Vater Thomas, der ein strenges Regiment führte, seine 1 land in walkende Bewegung versetzen und die diversen

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 324 of 372

etwas für — hm — für wagemutige Männer und überhaupt : ohne Seil — unser Seilbesitzer liess mit Vorbedacht fünf dreiviertel Meter von seinen sechsen beim Rucksack heraushängen — ohne Seil ginge es auf keinen Fall. Mit jedem Schritt talwärts wuchs unser Mut und im For ster Bräuhaus waren wir wieder ganz „auf der Höhe'. Wir warfen geringschätzige Blicke auf sämtliche langbe hoste Talschleichen, waren auf unsere roten Köpfe stolzer als die Gruenzen auf ihre blauen, und sangen nach dem be rühmten Muster der sterbenden Mohikaner

von Selbstlob triefende Lieder, in welchen wir uns zu Königen der Berge proklamierten, denen natürlich kein Fels zu hoch und auch kein Spalt zu breit war .... Und doch segne ich jene fernen Tage meiner ersten Berg fahrten mit all ihren kindischen Torheiten, denn in ihnen entstand allmählich — mir selbst anfänglich ganz unbe- wusst — die Liebe zu meinen_ heimatlichen Bergen, jene Liebe, der ich so viele der köstlichsten Stunden meines Le bens verdanke. Erst viel später, als ich mit den suchenden Augen

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 307 of 372

Wie oft sah ich den Feuerwehrübungen zu, die Hauptmann A. E. Baumgartner im silberglänzenden Helme befehligte, ihm zur Seite Buchhändler F, W. Ellmenreich und der Ban kier Fd. Stransky. Eines Abends kroch in unsern Holzschuppen aussen an der Villa Posch ein Feuerwehrmann in voller Rüstung und schlug dort sein Nachtlager auf. Gegen Morgen ertönten die Sturmglocken zur geheimgehaltenen Probealarm! erung und schon bei den ersten Klängen war der eifrige Mann auch als erster am Platze vor der ganz

besorgte der Marlinger Hans im mer am Rennwegbrunnen. Dass aber der Wolfen Karl ein mal gelegentlich eines Kurfestes hatte öffentlich anschlagen lassen, er, der Marlinger Hans, werde morgen nachmittag vor dem Kurhause als Luftschiffer auftreten und an einem seiner bunten Papierballone über Merano herumsegeln, das kränkte ihn lange Zeit. Als Kopfbedeckung trug er einen steifen Hut, nur dass dieser die Steifheit, bis auf einen klei nen Rest an der Krempe, schon ganz eingebüsst hatte. — Als sich der Hans

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 306 of 372

mit ihren langen spitzen Krallen heillose Verwirrung und Schrecken anzurichten. Ich fand es daher ganz begreiflich, dass dieser Vertreter der Haarordnekunst hier auf den Vor stufen zu seiner Arbeitsstätte mit einem Stocke nach den Fledermäusen hieb. Richtig traf er solch ein armes ver leumdetes Tierchen durch einen Meisterhieb mit aller Wucht, so dass es als formloses blutiges Klümpchen an der gegen überliegenden Rückseite des Auslagekastens des Drechslers Santele kleben blieb. Noch nach Monaten war die Stelle

Va lentin Tonini wegen seiner buckligen Gestalt ganz besonders geeignet, sonst ging er um 5 Uhr früh auf die Stöhr, über prüfte die Kinder des Hauses in Katechismus und in Rech nen und, so gut es ging, auch im Französischen, half bei allen Aufgaben und erzählte schöne Geschichten. Er war glück lich auch ohne Achtstundentag und alle 'hatten ihn gerne.

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1929

Author: Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny

Page 318 of 372