Briefe aus Innsbruck, Frankfurt und Wien : geschrieben in den Jahren 1825 bis 1853
1W in ihm ein hungerndes, nimmer stilles Schnes. Darauf einmal antworte ich dich: Ein Leben, das der Offenbarung und Erlösung ganz entfremdet ist, das ist wohl im Grunde leer — ist hohl und wesenlos; aber ein Leben, das dar nach sich sehnend aufschließt und nichts will, als dieses, ist vor Gottes Urtheil, und vor uns'res Geistes Urtheil — dem We sen nach bei dem, der all' das Hehre schon hat. Ja, wenn er sein Leid recht schon und edel trägt, wer weiß, ob ein Solcher nicht noch besser bestehen
, wenn wir nur aus Innerem heraus dar nach streben; schauen wir hienieden sie nicht, und ist dieß unser Erdenleid, daß wir sie hienieden nicht schauen, so Wird sie jenseits den Schleier von sich nehmen, und sich zeigen un ser« entzückten, staunenden Geiste! Denn da wir einmal leben durch Gott, so werden wir ewig leben durch Gott, und wenn wir das Böse meiden und ausrotten von uns, o so werden wir selig — entweder schon hier, sonst aber ganz gewiß dort droben — oder wo es sein mag! — Run kehre ich zu Deinen Worten zurück
. Nachdem Du Obiges gesagt hast, so setzest Du hinzu : „Wie Du aber das Leben handhaben sollest, um dieses Hohle auszufüllen, wissest Du noch nicht.' — Geliebter Freund, strebten wir nach endlicher Erkmntmß, nach Menschenerfindung , so wüßten wir bald, wie die Erlangung davon zu erwirken. Jenes Wissen aber, das wir suchen, ist ein Wissen ganz anderer Art: ein Wissen, das wir, vermöge seiner Wesenheit, in uns schon besitzen, aber nur dessen noch nicht bewußt sind. Ganz anders war' es, wenn es ungewiß