Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
Herr ganz Italiens war, wagte er es nie, sich dem Honorius als Kaiser zu substituiren; das äußerste, was er wagte, war, daß er ein mal einen Römer, Namens Malus, als Gegenkaiser ausstellte, ihn jedoch bald selbst wieder hinrichten ließ, wie im Bewußtsein, etwas Frevelhaftes gegen die göttliche Ordnung der Dinge unternommen zu haben. — Der römische Kaiser war Viesen Völkern der unbestrittene Herr der Welt, und diesen Gesichtspunkt muß man festhalten, um so manche Erscheinungen auch aus späterer
Zeit erklären zu können. Was die Deutschen durch den Kamps gegen Rom zu erreichen strebten, war vielmehr ganz anderer Natur. Ihr Streben ging dahin, vom römischen Kaiser Land zu erhalten und ihm dafür ihre Kriegsdienste zu Weihen. Es schrieb sich dieses VerhZltniß aus der uralten Sitte der dmtschm Heergefolgschaften. Alle Deutsche, die auf heimatlichem Boden ein selbstständiges Leben nicht führen wollten, oder nicht konn ten, wählten sich einen Kriegsfürsten und bildeten sein Erfolge, sein Gasindi
. Bei den unausgesetzten Kriegen vermehrten und vergrößer- Len sich diese Heergefolgschasten bedeutend, und traten endlich öfter als kompakter Körper in römische Kriegsdienste. Sie standen unter ihrem Feldobersten und dieser stand wieder im Kontrakte mit dem Kaiser, der ihnen Land anwies oder andere Bedingungen gab , als der« Äquivalent eben ihre Kriegsdienste galten. Sie hießen dann eoàeàsti (Verbündete), waren aber eigentlich ganz in demselben Verhältniße, wie im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderte