Gemeinde Kastelruth : Vergangenheit und Gegenwart ; ein Gemeindebuch zum 1000-Jahr-Jubiläum der Erstnennung der Orte Seis und Kastelruth
gelöst hat ten, um Farben- und Formenzusammenhänge in ihrer Ereig- nishaftigkeit darzustellen. Der 1968 erst 48jährig verstorbene Maler hat seine Jugend und auch später entscheidende Arbeitsjahre in Seis ver bracht. Insofern vielleicht ein typischer Gebirgsmensch, hat er über seine künstlerische Arbeit nie viel Worte gemacht. Das kleine Zitat (wie die meisten seiner künstlerischen Notizen, italienisch) ist eine der wenigen belegten Aussa gen. Es sei hier vor allem deshalb vorangestellt, weil es Willy
Auseinandersetzung. In nur knapp zehn Schaffensjahren führt diese Entwicklung von den frühen, dem Surrealismus verpflichteten, stilisierten Tier motiven über die von internationalen Tendenzen geprägten abstrakten Materialbilder bis zum sehr persönlichen Figu renstil der letzten Jahre, als der Maler Lebenserfahrungen wie Liebe, Schmerz, Gewalt zum Anlaß nimmt für Bilder, deren künstlerische Handschrift durch die Auseinanderset zung mit der Abstraktion frei und souverän geworden ist. »Es wird nicht immer leicht
sein, den Inhalt zu erkennen — der Beschauer fühlt sich desorientiert und verwirrt. Der einfachste Weg, das Gültige und Wahre in diesen Bildern zu sehen, ist wohl die Unvoreingenommenheit und der innige Kontakt mit der Natur. Ich denke an die organische Schön heit einer Baumrinde..., an die Struktur einer Felswand...« schreibt Karl Plattner, als sein fast gleichaltriger Maler freund Willy Valier 1960 in der Bozner Dominikanergalerie erstmals mit ausschließlich abstrakten Arbeiten an die Öffentlichkeit tritt
Dubuffet hätten die Bozner Galeriebesucher damals wenig anzufangen gewußt. Ein Künstler wie Willy Valier, der seine Erfahrungen von den großen Kunstschauplätzen Venedig, München oder Wien mitbrachte, war in Südtirol zwangsläufig ein Außen seiter. Der älteste und wohl auch konsequenteste abstrakte Maler Südtirols, Josef Kien, der den jungen Willy Valier nach Kriegsende übrigens in seinem Wunsch unterstützt hat, statt ins elterliche Hotel, in die Münchner Kunstakademie einzutreten, lebt seit Mitte