Ernst III. : Roman
besprach sich mit seinem Amtsbruder, dem zweiten Direk tor ialassistenten Doktor Neuordner, einem sorglosen jungen Kunftgelehrten voll absonderlicher Zukunstsgedanken. Prsfeffor Beffer-Weiß beabsichtigte, Ernst den Dritten für die alte Kunst zu gewinnen, Doktor Umhänger ihn für zarte Meister des neunzehnten Jahrhunderts einzufangen; die Absichten des Umftoßers alles Gegebenen, des Doktors Neuordner, sind zu erraten, galt doch für ihn, wie der brave Bürger jener geschichtlich gewordenen Zeit
kopfschüttelnd zu sagen pflegte: »Je verrückter, desto bester!« Man sieht, es scheint nicht ohne Bedeutung, wer nun Seim Majestät auf dem beabsichtigten Gange durch die Sammlung begleiten wird. Zwar bedrückte der Vorwerk kalender den armen Rer nach wie vor, doch eines Montags mußte der Besuch des Sigismund-Gymnasiums, zu besten hundertjährigem Stiftungstage, verschoben werden, weil im Schnlerheim der Anstalt die Masern festgeftellt worden. So hatte Ernst der Dritte unerwartet drei Stunden frei. Glück lich
wie ein Schuljunge, wenn das Griechische aussällt, beschloß er sofort, die Gemäldesammlung zu besuchen. Punkt zehn Uhr fuhr er an den einstigen Wunderkammern vor, fand jedoch das Tor verrammelt. Der Rauhreiter, der in seiner langen Dienstzeit wohl manchen Stall, aber noch nie eine Kunstsammlung gesehen, hatte keine Ahnung gehabt, daß Montags Scheuertag sei. (In Tillen scheuerte alles — wir kennen die Hofscheuerfrauen.) Doch Ernst dem Dritten, nicht gewillt, sich abweisen zu lasten, gelang es mit Hilfe