Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte : ein Lehr- und Handbuch
die Tatsache, daß mich' die kärntnischen Grafschaften erblich geworden sind, und ebenso das Beispiel Baierns (s. oben S. 243).**) Nach dem Aussterben der meisten Grafenfamilien muß der Herzog den Richtern der Unterbezirke, in welche die alten Grafschaften zerfallen waren, die gräflichen Befugnisse in bezug aus die nichteximierte Be- völkernng ihrer Bezirke übertragen haben. An die Stelle der Grafschaften treten auf diese Weise die Landgerichte (iudicia provincialia), an die Stelle der erblichen Grafen
ein» und absetzbare Beamte, die Landrichter (indices provinciales);***) Eximiert vom Landgerichte waren vor allem die Güter und Leute der Bistümer. Dem Erzbistum Salzburg war bereits von K. Karl d. Gr. Immunität verliehen worden.f) K. Rudolf I. bestätigte. .1278 dem Erzbischof die volle Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit in allen seinen *) Nachrichten vom Zustande der Gegenden und Stadt Juvavia, 1784, S. 234. Chmel, Geschichte K. Friedrichs IV, I, 296, 299, 459 f., Lichnowslh- 50ir! V, N. 2130, 2173. Chmel, Reg
dem vicedominns (Vitztum) des Erzbischofs in Friesach zu; die todeswürdigen Verbrechen werden daher als Vitztumhändel bezeichnet. Dem Viztum zu Friesach unterstanden die erzbischöslichen Ämter und Landgerichte in Kärnten und im Lunga», wie dem Viztum 'zu Leibnitz die im Lande Steier.f) Die ältesten Urkunden, die Güter des, Bistums Bamberg in Kärnten betreffend, sollen verloren sein, iìbà seinen Kanalthaler und Gailthaler Besitz besaß es die hohe Gerichtsbarkeit, dagegen entbehrte es lange Zeit
der Landgerichtsbarkeit im Lavanttale, ' bis es 1425 die Landgerichte Weißeneck und Hartneidstein ebenda erwarb.ff) Das Bistum Gurk erhielt 128V von K. Rudolf die Gerichtsbarkeit über alle Kriminaldelikte auf seinen Gütern, was H. Otto 1335 bestätigte.fff) Den übrigen geistlichen Stiften und Klöstern wurde die Blutgerichtsbarkeit nur ausnahmsweise verliehen, wie z. B. dem Kloster *) v. Krones, Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzogtums Steier, Anhang N. 199 und 224. **) Richter a. a. O. 647
. den erz- bischöflichen Markt Leibnitz im Herzogtum Steier von den Landgerichten Wildon und Arnsels ledig und gab ihm ein eigenes Hals- und Blntgcricht Muchar, Geschichte d. H. Steiermarck VIII 5). ***) Im Lehensverzeichnis bei Krones a. a. O., S. 534, N. 235 erscheinen die Gerichte zu Zoll und Krapseld als Lehen, welche der Herzog von Österreich und Steier von der Salzburger Kirche besitzt. Diese Landgerichte versetzte H. Rudolf IV. 1362 dem Erzstift, während sie K. Friedrich III. demselben 1458