— 131 — das wirre Haar zurück und hielt mit entzücktem Stolz die fertige Bluse vor sich hin, an der sie einige not wendige Aenderungen vorgenommen hatte. „Nun werde ich auch einmal elegant und modern aussehen," lächelte sie, „übermorgen ist Sonntag, da ziehe ich wich schön an... Ich hatte es doch gerne, wenn Robert mich sehen könnt, und wissen möchte ich, was er dazu sagt und wie er mich findet? Das Haus, in welchem Tante und Nichte wohnten, gehörte einer Witwe, Besitzerin eines gutgehenden
Ko- lonialgeschäftes, in welchem ihr Sohn Robert Buchhalter- und Kommisstelle vertrat. Er war ein gebildeter, braver, tüchtiger Mensch, seiner Mutter Stütze, Hülfe und ganzer Stolz. — Susanna gefiel ihm! Jedesmal, wenn sie so flink wie eine Bach stelze über die Straße trippelte, stürzte er, wenn es ihm gerade möglich war, an die Türe und sah ihr nach, bis sie um die nächste Ecke verschwand. Kam sie in den Laden, so wurde sie so eifrig und aufmerksam bedient, wie kein auberer Kunde. Frau Witte, Roberts Mutter
, war eine kluge Frau. .Sie sah mehr, auf was ein Mädchen konnte und. leistete, als auf was sie besaß. Sie hatte ihrem Sohn wieder holt gesagt: „Wenn Du heiratest, so nimm eine Flei ßige, die sich selbst ernähren kann, überall zugreift und uachsieht. Die Mädchen, die Geld haben, brauchen oft mehr als sie mitbringen." Und Robert lächelte still vor sich hin, denn die Flei ßige, das war ja gerade seine Susanna ! Aber sich deut lich erklärt hatte er noch nicht. Die Mutter führte ein