Wanderbüchlein eines reisenden Gelehrten nach Salzburg, Tirol und der Lombardei
nicht gleich auf die Frage antworten. Ich aber war gar bald bei der Hand, stellte mich vors Bild hin, be- sah es zu Rechten und zur Linken, von oben und von unten, um erst, wie man sagt, das rechte Licht zu tref fen, konnte aber nicht recht daraus klug werden, ob es in alt- oder neuholländischer Manier, ob es griechisch oder lateinisch gemalt sey? Zuletzt fiel mir ein, daß die güldene Mäusefallen ein sehr altes Wirthshaus sey, auch hatte das Bild so etwas Antikes und ArtlicheS im Fal tenwurf
, so eine absonderliche Haltung und rusiges Co- lorit von der Seite her, daß ich nicht sehr weit darne ben zu schießen vermeinte, wenn ich den Bürgersmann und dem reisenden Gelehrten, der bei mir war, vorläu fig antwortete: das Bild sey ein sehr altes Bild und müsse wenigstens von dem Großvater deS Lehrmeisters des Albrecht Dürer oder gar von dem Großvater des Lehrmeisters von Raphael gemalt seyn. Der Wirth aber, der indessen mit dem Zusammenrechnen fertig geworden war, machte dazumal meine Kenntniß sehr zu Schanden
, denn er kam lächelnd hinter mir her und sprach „Herr Krauß, ich will Ihnen sagen: das Bild hat mein Ge- vattersmann, der Dosenmacher in Gostenhof gemalt, der sonst auf dem Spitaler Kirchhof gewohnt hat.' — Eingekauft wurde denn, mitten zwischen nnscrn Wanderungen unter den Kunstwerken herum, an jenem Nachmittag auf der Messe zu Verona genug, und allein wohl an Seidenstoffen und Waaren (schönen Bändern) für 2 Gulden. Darauf giengen wir noch, die liebe Hausfrau und ich, hinauf nach dem herrlichen Garten