¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 18 - 21. 1902 - 1905
, gescheiteltem Haar — mit geringen Varianten wiederholt, bis die spätere byzantinische, verknöcherte Kunst ihn in jenen überasketischen, fast abstoßenden Typus mit stark vortretenden Backenknochen, eingefallenen Wangen und gerunzelter Stirn verwandelte, der im größten Kontrast zu unseren oft zu süßlichen Bildern des Heilandes steht. Aber mit den Beschreibungen stimmen auch die verehrten Acheiropiten, das Sudarium der Veronika und das sogenannte edessenische Bild von S. Silvestro in Capite und Genua
Schwierigkeit, ein solches Bild zu schaffen, in welchem Alle, ohne Ausnahme, ihren Herrn und Erlöser finden und erkennen können. So lautet die Legende. Der von dem unheilbar kranken König, der von den Wunder taten Jesu gehört, abgeschickte griechische Maler Ananias, der den Herrn, während er zum Volke spricht, abmalen will uud auch mit seiner Arbeit beginnt, bemerkt mit Staunen, wie beständig sein Ausdruck wechselt, und daß dieser fortwährende Wechsel des göttlichen Antlitzes immer
wieder einen andern, dem vorigen unähnlichen schafft, so daß er endlich entmutigt den Pinsel wegwirft. Jesus aber, der dies gesehen, tröstet den armen Maler und Gesandten, und gibt ihm selbst sein Bild an Abgar, indem er sein Antlitz troàet an einem Tuche, so daß seine Züge wie eingebrannt erscheinen. Aehnlich ist die Moral dieser Legende, mit andern Worten vom heiligen Augustinus ausgedrückt: „nam et ipsins Dominicas ksoiss earnis, ivnummkiÄdiüum eoAitatiormm diversità vsriatar st tìliAitui', quas ti»msa rmg, erat, quaeunyus
srà' Nach allem diesem scheint es gewagt zu sein, mit einem Christusbild hervorzutreten. Wir sehen in unseren Tagen und mitunter von den unberufensten Künstlern hergestellte Bilder unseres Herrn, Darstellungen unseres Erlösers, die oft trefflich gemalt, aber nur das Spiegelbild dessen sind, wie der Künstler sich Ihn gedacht, oft recht individuell, so daß man hier umgekehrt sagen könnte: „Und er schuf sich Ihn nach seinem Bilde', und dies Bild ist nicht immer erfreulich. Auf der anderen Seite
geschieht, was in der späteren Kunst der Byzantiner der Fall war, es Werden gewisse Züge übertrieben zu jener Zeit, das Asketische, Erschreckende, im Mittelalter die verzerrten Züge des leidenden Heilandes, heute sind wir ins Süßliche gefallen, weil wir nur seine Liebe und Güte ausdrücken wollen. Das Bild, das wir bringen, und das der Schreiber dieses die Ehre hatte, dem Heiligen Vater zu zeigen, der sich mit wohlwollenden Worten darüber erfreut zeigte, will nichts anderes sein, als eine getreue