Kurtatsch und sein Gebiet im Wandel der Zeit : ein Heimatbuch
ein Töchterchen Anna geboren, nach 11 Jahren, das sechste Kind“, schreibt Mutter Rigger. Somit hat sie zusammen mit der 16jährigen Altesten wieder neue Beschäftigung und Gesellschaft bekommen, nach dem die Buben nach Bozen auf die Schule gegangen sind. Damit nicht genug, schenkte die 43jährige Mutter gegen Ende 1882 einem siebten Kind Ernst Josef das Leben. Das Ereignis bekam dadurch einen eng familiären Charakter, daß Josefa Mayr, die beim Vater verbliebene Schwester der Frau Rigger, das Kind
zur Taufe trug. „Pate war mein lieber Vater Jo hann Mayr“, schreibt Frau Rigger. Sie muß dann zehn Monate später melden, daß das Kind gestorben ist. Übrig blieben fünf Kinder, drei Buben und zwei Mädchen. Wir blenden jetzt noch in das Jahr 1881 zurück, weil wir da eine Eintragung finden, die - so leidvoll sie ist - in die Zukunft weist. Frau Rigger schreibt: „Unser lieber Vater“, gemeint ist ihr Mann, damals 54 Jahre alt, „war dieses Jahr schon längere Zeit leidend, mußte auch im April Wohnung wechseln
, was viel zu seiner Krankheit beitrug. Er ging dann im Sommer nach Weißenstein in die Sommerfrisch, hatte dort ein Fußleiden bekommen und mußte län gere Zeit dort bleiben. Auch waren die Kinder wechselweise mit, die Notburg, Franz und Ludwig und Pepi. War auch nachher längere Zeit leidend, was uns große Angst und Sorge gemacht hat. Doch dem lieben Gott für alles gedankt. Er schickt uns Kreuz und Leiden oft nur zu unserer Besserung, was man erst später einsieht.“ Frau Rigger hatte schon früher zweimal festgehal ten
und unter den Verwandten gehörten zu dem, was Frau Rigger ihre „Leiden“ nennt. Bald wird ihr ein drittes Kind sterben, die bereits sechsjährige Anna. Und das Leben hält für die Doktorfrau weite re Prüfungen bereit. 3. ORTS- UND WELTEREIGNISSE 1851- 1914 / hrem frommen Sinn entsprechend, vermerkt Frau Rigger die Volksmission, die sie als zwölf jähriges Mädchen 1851 in Kurtatsch erlebt hat, und deren Erneuerung im darauffolgenden Jahr. Von 1854 ist ihr der Pfarrerwechsel in Erinnerung ge blieben: Der ehemalige
Kooperator Johann Neurau- ter wurde Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Ju lius von Slucha. Im Juli und August 1855 starben „etwas 40 Leute“ an der Cholera, wie Frau Rigger schreibt. Einen Einzelfall aus der Verwandtschaft hält sie fest: „Auch eine Stiefschwester vom Vater, Katharina Ro mani verehelichte Gruber, starb an der Cholera.“ Der Krieg zwischen Italien und Österreich von 1866 hat wohl deshalb im Tagebuch keinen Niederschlag gefunden, weil die Familie Rigger von 1865-1870 in Schwaz wohnte