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Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 114 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
förmliches Sterbenswehe durch ihre Stimme, daß dem Meister jeder Ton wie ein Messer ins Herz schnitt. Als sie geendigt hatte,, streckte sie mit einer theatralischen Gebärde ihre Arme nach dem Mutter gottesbild drunten in der Kirche cms, als wollte sie dasselbe in glühender Sehnsucht umfangen. Dann wandte sie sich um und kehrte dem Meister Gebhard enthüllt ihr volles Gesicht zu . . . Das war Angela, wirklich und leibhaf tig! Sie hatte noch die ganze Anmut und den Liebreiz von früher

, ihr Gesichtsschnitt war noch feiner und zarter geworden; aber die Züge wiesen eine ^ geisterhafte Blässe, in den Augen lag nicht mehr der frühere Glanz, sie blickten trüb und matt, ein todestrauriger Ausdruck sprach aus ihnen. Meister Gebhard starrte wie gebannt und ohne einen Laut hervorzubringen, auf, die Erscheinung, dann riß er sich mit dem Ausgebot aller Kräfte von seinen Bedrängern los und stürzte auf die Dame zu, indem er grell aufschrie: „Angela, meine Braut!' Aber er konnte die Gestalt nicht fassen

, sie entglitt ihm wie ein Schatten,, wie ein Gespenst, nur das Seidenkleid hatte er sekundenlang zwischen den Fin gern. Im gleichen Augenblick verlöschten alle Lichter am Chor und in der Kirche — es war stockfinster ringsum — zwei kräftige Arme packten den Meister von hinten und hielten ihn fest, während schlürfende, knarrende Tritte die Stiege hinunterhasteten. Geb hard suchte sich der Umklammerung zu entwinden, doch gelang es ihm eine lange Zeit nicht. Mit einem Male ließ der Angreiser locker und stürzte

zur Treppe, am Geländer hintastend eilte ihm der ' Meister nach. Fast gleichzeitig erreichten sie den Kirchenbsden. Da machte der andere einen raschen

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Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 116 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
'waren nicht Angelas Züge und doch kam der Brief augenscheinlich von ihr. Je langer der Meister' nach dachte, desto stärker peinigte ihn der Zweifel. Nach dem Gottesdienste besuchte er den Pfarrer und erzählte ihm haargenau die nachtlichen Ereignisse. Dieser sagte kopfschüttelnd, daß er niemandem'die Erlaubnis gegeben habe, in solcher Zeit die Kirche Zu betreten, es fei kein Mensch bei ihm gewesen -- er wisse von nichts.- Auch ber Mesner erklärte, die Kirchenschlüssel wären keine Minute

aus seiner Hand gekommen und bei ihm habe niemand vorge sprochen. Auf eine Nachfrage wurde von ber näch sten Eisenbahnstation Mitgeteilt, daß um 3 Uhr in der Früh ein glattrasierter, seiner Herr mit einer tiesverfchleierten Dame in, den Eilzug nach Mün chen eingestiegen sei. Meister Gebhard Hätte das ganze Vorkommnis für einen bösen, schweren Traum halten können, wenn nicht der Brief mit dem Geld in seinen Händen gewesen wäre. Er ging wieder tiestraurig herum und magerte zusehends ab. III. Zwei Jahre

verflossen, ohne daß sie eine Auf klärung der rätselhaften Ereignisse gebracht hätten. Da erhielt Meister Gebhard am Kirchweihsamstag, einen dicken Brief, dessen Adreßschrist bekannte Züge auswies. Hastig öffnete er das Schreiben und suchte den unterzeichneten Namen des Absenders. Dieser lautete kurz: „Angela.^ — Mit weit aufgeris senen Augen starrte der Meister auf die Zeilen . . . Ja, das waren Angelas Züge, tatsächlich und un streitbar, — nur etwas schwungvoller und klarer als einstens flössen

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Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 126 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
ficht bekam, rannen ihr die hellen Zähren über die Wangen. — — — Anderthalb Jahre vergingen. Da reiste Meister Gebhard eines Tages im Monat Mai nach Hell bruck, suchte dort das Ursulinenkloster auf und fragte an der Pforte nach der Angela Hiller. „Sie meinen wohl die Schwester Agatha,' be merkte die Pförtnerin, welche geöffnet hatte. „Nein — ja, sie wird schon so heißen/ erwiderte der Meister. ' „Aber es ist den Schwestern nicht erlaubt, mit Fremden zu sprechen.' „Ich bin kein Fremder

, sondern stehe der Angela am nächsten auf der Welt; auch wollte ich sie nicht sprechen, sondern bloß fragen, ob sie glücklich ist.' „O, geWitz, daran ist kein Zweifel, es fehlt ihr gar nichts, ganz glücklich ist sie,' sagte lächelnd die- Schwester, dann schloß sie kopfschüttelnd wieder die Pforte. Meister Gebhard schritt versonnen durch die Stadt; die Antwort der Pförtnerin hatte ihn nicht ganz befriedigt. Am Abend ging er nochmals zum Kloster. Da lockte ihn Heller Orgelton in die Kirche

, welche mit dem Schwesternhaus in Verbindung stand. Soeben war die Maiandacht zu Ende und der Frauenchor fang, ein Marienlied. Dieses Lied und besonders der Klang einer Stimme durchzuckte den Meister wie ein Blitzschlag. Fast hätte er laut ausgerufen: „Angela! — Angela!' Da setzte die dritte Strophe ein: „Nur dir ganz alleine sei mein Herz geweiht, O du Süße, Reine, Mutter allezeit: Mutter, o vergiß mein nicht. Ich vergefs' dich ewig nicht. ^

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Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 110 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Schreck durch Meister Gebhards Körper. — Bei Gott und allen Heiligen, die Toten würden doch nicht ausstehen? — Er rückte das Licht näher Zum Fenster und blickte angestrengt nach der Frau; aber er konnte ihr schneeweißes, fahles Antlitz und die goldblonden Haarflechten nicht mehr sehen, denn sie hatte den Schleier wieder fallen gelassen. Jetzt machte die Frauengestalt eine Bewegung mit der Hand, als ob sie den Chorregenten mit fort ziehen wolle, dann bestieg sie' schnell den Magen und fuhrdavon

. „Seid Ihr wirklich so grausam, Meister,' fragte nun abermals der erstere Hon den nächtlichen Be suchern, „daß Ihr dem unglücklichen h-olden Ge schöpf die Bitte abschlagen könnt?' „Rein, ich komme; wartet einen Augenblick', sagte Meister Gebhard innen. Er warf sich dann, so schnell es gehen konnte, in sein Festtagskleid, verlöschte das Licht und trat heraus zu den Fremden, nachdem er vorher die Tür sorgfältig abgeschlossen hatte. Seltsam wonnig und doch ein bißchen unheimlich war'ihm zu Mute

. Die zwei schwarzen Gestalten nahmen ihn in ihre Mitte, rasch ging es die Dorfstraße hinunter und der Pfarrwiese entlang hinüber Zur Kirche, die etwas abseits von den 'Häusern stand. Alles lag in tiefer Finsternis, auch im Widum und Mesner hause brannte kein Licht, nirgends war ein Mensch zu erblicken. Als sie durch den Friedhos schritten, schlug die Turmuhr in dumpfen Klängen die zwölfte Stunde. Nun 'gruselte dem Meister wirklich, aber es gab'kein Zurück mehr, die geheimnisvollen Män ner drängten

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Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 109 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
„Wir brauchen keine müßigen Gaffer,' rollte abermals die Stimme des Zweiten; „Ihr seid allein ebenso sicher, wie in Begleitung.' „Aber die Kirche ist versperrt und die Schlüssel liegen beim Mesner ; auch darf ich ohne Zustimmung des Pfarrers . . „Der Pfarrer weiß von allem und die Kirche steht offen,' siel ihm der andere ins Wort, „es ist alles vorgesorgt.' „Ich kenn' Euch nicht, und 'in mitternächtiger Zeit...' „Um Gottes willen, Meister, zögert nicht solange,' bat der erste; „die Minuten find

kostbar. Wir zahlen Euch sechshundert Gulden, siebenhundert, tausend, ' wenn Ihr wollt.' „Für Geld tu ich's überhaupt nicht.' „So tut's aus Barmherzigkeit. Das Glück eines Menschen, - die Ruhe einer Seele steht auf dem Spiel.' Meister Gebhard traute immer noch nicht. Da kam der Wagen, der früher durchgefahren-war, zu rück und hielt vor dem Hause. Eine hohe Frauen gestatt in modischer schwarzer Kleidung stieg aus demselben und fragte halblaut: „Warum kommt ihr solange nicht?' Die Herren flüsterten

etwas mit der Dame, welche -unmutig den Kops schüttelte. Da trat die Frauen gestalt ein paar Schritte näher, lüftete ein wenig den schwarzen Schleier, welcher ihr Gesicht bedeckte, und bat rührend demütig: > „Meister Gebhard, tut mir um Gottes Barm herzigkeit willen den Gefallen!' Beim Klang dieser Stimme, zuckte ein jäher-

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Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 106 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
nach der schmetternden hellen Stimme und den engelsüßen Weisen lauschten, sondern auch die Orgel klang dumpf, schluchzend, und selbst die Altäre, die Heiligenbilder schienen tiestraurig dreinzublicken. — Den Meister Gebhard hatte das Unglück völlig niedergeschlagen. Er ging herum wie ein irr- wandelnder Geist. Tag und Nacht fand er keine Ruhe, überall sah er ein offenes, schaurig finsteres Grab, in sein ernstes, männlich schönes Antlitz gru ben sich tiefe Furchen, die Haare an seinen Schläfen

färbten sich grau, trotzdem er erst fünfundzwanzig Jahre alt war. Jeder Ton, den er singen oder spielen mußte, schmerzte ihn wie ein Messerstich; Angelas Lieblingsweisen, vor allem das herzinnige „Mutter, o vergiß mein nicht!' konnte er nimmer hören, ohne die größte Pein- zu empfin den. Kein einzigeSmal legte er dieselben mehr auf und schafste neue, fremde Musikstücke an, aus Wel chen die Stimme des geliebten Mädchens nicht her ausklang. — — Noch schwerer als Meister Geb hard trugen die Raumer

Eheleute an dem Verluste. Sie starben im folgenden Winter aus Gram und Heimweh um das tote Kind rasch nacheinander hin. II. Sechs Jahre waren ins Land gegangen und hatten zu St. Medarden die Erinnerung M das vielgefeierte Singmädchen großenteils verwischt. Rur in Meister Gebhards Seele lebte Angelas Bild noch ebenso frisch und unverändert wie an dem Tage, da ihm die Braut entrissen wurde. Der erste, sinnlose, erdrückende Schmerz hatte' einer stillen, wehen Traurigkeit Platz gemacht, die immerfort im

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Category:
Fiction
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[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 113 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Die letzten Worte klangen wir leises Schluchzen. Eine tiefe Erschütterung ging durch den Körper der Sängerin, und sie nutzen lange Zeit innehatten, ehe der Zuckende Schmerz zur Ruhe kam. Dann begann sie wieder:' „Kindheit, Jugend schwindet, alles flieht dahin, Nur fest, in Lieb gegründet, steht in dir mein Sinn: Mutter, o vergiß mein nicht, Ich vergess' dich ewig nicht.' Während sie sang,, wars Meister Gebhard ver stohlene Blicke nach ihr; allein da sie beim Singen sich von ihm abgekehrt

hatte, vermochte er nur eine schmale, seine Linie ihres Gesichtes zu erschauen. Doch Mite er geschworen, daß es Angelas Züge waren. — Jetzt hielt sie abermals inne und zitterte wie Espenlaub. Meister Gebhard konnte sich nicht mehr beherrschen, er rief leidenschaftlich: „Angela — Angela — meine ...' Sie schüttelte hestig den Kops und winkte ihm mit beiden Händen ab. Plötz lich sank sie mit einem unterdrückten Schrei aus den Betstuhl nieder, schlug beide Hände vors Gesicht und weinte krampfhast. Mit Gewalt

mußten die zwei. Schwarzbärtigen den Meister an der Orgel bank feWatten, während sie der schluchzenden Frau drohende Worte in einer fremden Sprache zuriefen. Mit sichtlicher Anstrengung erhob sich die Dame, taumelte und griff nach einem Notenpult, um sich darauf zu stützen. Nach einer Weile, als Gebhard wieder eingespielt hatte, sang sie die letzte Strophe: „Nur dir ganz alleine sei mein Herz geweiht, O du Süße, Reine, Mutter allezeit: Mutter, o vergiß mein nicht, Ich vergess' dich ewig

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Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 107 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Herzen grub und seinen Zügen einen noch größe ren Ernst verlieh, als sie ehedem schon hatten. Ans Heiraten dachte Meister Gebhard nicht mehr, denn er konnte seine erste Braut nicht vergessen; all sein Denken, Beten, Träumen war bei Angela; darum legte er auch die Trauerkleider nimmer ab und ging stets im tiefften Schwarz vom Kopf bis zum Fuß. Er hatte im àuse der Zeit Angelas Lieblings- lieder wieder hervorgeholt und in ihnen süßen Trost gefunden. Ost spielte er dieselben auf dem Klavier

und sang leise dazu, während ihm die hellen Tränen über die Wangen rollten. Eines Sonnabends im Herbste war Meister Geb hard länger als sonst aufgeblieben. Er hatte das Evangelium des nächsten Tages durchgenommen und darin einen lieben Text gefunden, der zu seiner Stimmung paßte. Teils von Andacht,'teils von Sehnsucht nach der verstorbenen Braut getrieben, setzte er sich ans Klavier und spielte ein Marienlied nach dem andern, lauter solche, die er mit Angela einst gesungen hatte. Die Wanduhr zeigte

bereits auf halb zwölf, als er endlich mit dem Spiel aus fetzte und, nachdem er den Abendsegen gesprochen, sich Zum Schlafengehen anschickte. Soeben wollte er das Licht verlöschen, da hörte er draußen auf der Straße einen Wagen rollen und gleich darauf wurde stark an sein Fenster geklopft. Er. öffnete den Schieber, steckte den Kopf hinaus, doch ehe er eine Frage stellen konnte, rief draußen eine scharfe Stimme: „Meister Gebhard, seid Jhr's?' „Ja, der bin ich/ erwiderte der Gefragte, „was steht

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Category:
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[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 111 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
sie einen Augenblick, bann stießen sie gegen dieselbe. Beim ersten Druck ging die Tür auf, ein merk würdiges Zwielicht flackerte in Hen dunklen Hallen. Erst nachdem er genauer zusah, bemerkte Meister Gebhard, daß irr der Seitenkapelle um das Bild der „Unbefleckten^ ein Dutzend hoher Kerzen brann ten. Doch er konnte nicht lange schauen, die Män ner zogen ihn über die ächzende Treppe aus den Chor. Droben an der Orgel waren vier Lichter an gezündet und ein ausgeschlagenes MusiHeft lag

auf dem Notenhalter. Die zwei Geheimnisvollen blick ten suchend hemm; da trat aus einem Winkel ein dritter Mann, welcher die beiden anderen lächelnd begrüßte. Sie flüsterten etwas in einer fremden Sprache; unterdessen hatte Meister Gebhard Ge legenheit, ihr Aeußeres im Lichtschein näher zu be trachten. Es waren drei kräftige Männer in modi scher Stadtkleidung, mit langen, schwarzen Män teln, deren Kragen hoch emporstanden. Alle drei trugen dichte, schwarze Vollbärte, die ihren scharfen GestMszugen etwas Finsteres

, Unheimliches ver liehen. Derjenige, welcher zuerst aus dem Chor ge wesen, ging jetzt hinter die Orgel und sing an, den Blasbalg, zu treten, während die anderen Zwei den Meister Gebhard zum Orgelstuhl drängten und ihn baten, àgend etwas zu spielen. Nach einigem Zögern griff der geängstigte Chorregent auf die Tasten und spielte eine fromme Melodie, welche wie eine stille Bitte klang, Gott möge ihn aus allen Gesahren erretten. Inbrünstig flehend schlangen -sich die Töne umeinander. Da rauschte ein Seiden

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