Brunecker Buch : Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadterhebung.- (Schlern-Schriften ; 152)
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Author:
Stemberger, Hubert [Hrsg.] / geleitet von Hubert Stemberger
Place:
Innsbruck
Publisher:
Wagner
Physical description:
336 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturangaben
Subject heading:
g.Bruneck ; s.Heimatkunde ; f.Aufsatzsammlung<br>g.Bruneck ; z.Geschichte ; f.Aufsatzsammlung
Location mark:
II 283.991
Intern ID:
526860
bild auf dem Roß befördert sein wollte und es beinahe nötig war, hiezu zwei Stallungen voll Pferde zu halten”. Um 1 fl 30 kr mußte der Posthalter einen Fahrgast mit einem zweispännigen Wagen zur nächsten Station verführen. Vom Ungemach, das die Posthalter von „indolenten Postierern” erleiden mußten, gar nicht zu reden. Mit den Briefträgern war übrigens dem Publikum gar nicht so sehr gedient, da die Post durch die Postboten sehr langsam ging. So kam es vor, daß der Pfleger auf Bruck
durch einen vorauslaufenden Brief sich bei einem Herrn in Bruneck ansagte, aber dann vor dem Briefe in Bruneck ankam. Das Nebeneinander der Reitpost und der fußgehenden Postboten war nicht nur überflüssig, sondern auch verkehrshinderlich. Die Boten hätten nur dann einen Zweck erfüllt, wenn sie als Ergänzung zur Reitpost an einem anderen Tage eine zweite Post vermittelt hätten. Nur ein Erfolg ist zu Gunsten der Postboten anzuerkennen, daß sie nämlich unterwegs auch Post annahmen und zustellten. Andreas von Steyrer war alt
geworden und so war es an der Zeit, den auf reibenden Postdienst seinem Sohne Josef von Steyrer abzutreten, der auch schon über 40 Jahre zählte. Im September 1747 bedankte sich Josef bei Taxis für die Übertragung der Post und benützte den Anlaß, um seinem Vorgesetzten Oberpostmeister seine nicht allzu rosige Lage in bewegten Worten zu schildern. Vor allem war der Weg nach Niederdorf steinig und wegen der Steigung beschwerlich. Der Unterschied in der Streckenlänge gegenüber anderen Posten
war für ihn sehr fühlbar. Diese wurde für ihn gleich den übrigen als eine Tarifeinheit „Post” berechnet. Bei Tag und Nacht gab es keine Ruhe; Pferde und Leute mußten ständig wachbar gehalten werden. Denn jetzt wollten um das billige Postgeld alle per Post reisen. Die Auslagen für Sattler, Wagner und Schmied waren unglaublich groß. Unter solchen Umständen blieben ihm nur die Strapazen, gehabte Wagnis und Gefahr, zerrissene Wägen und Geschirr, überrittene Pferde und schrump fendes Betriebskapital. Mit den Pferden
Erstaunen erfahren, daß niemand eine Lust zum Post dienste zeigte. Obwohl die Stemwirtin Gärtner und ihr Sohn von Taxis eingeladen waren, ihnen sogar eine Rittgelderhöhung versprochen war, hatten sie vorerst Taxis ablehnend geantwortet. Kurz meinte aber, wenn man der Sternwirtin 250 fl Wartgeld und ein höheres Rittgeld gegeben hätte, so hätte sie vielleicht angenommen. Nun aber hätten andere sie abgeredet. Auch der Pfleger von Vintl richtete nichts aus. So mußten die Posthalter von Nieder-Vintl