Jahresbericht des Kgl. Reform-Gymnasium-Lyceums in Bozen; 11 - 20. 1885/86 - 1897/98)
Mittelpunkte und schneidet dann längs eines Bogens, dessen Radius dem der Erdkugel gleich ist, die rechtwinklige Spitze ab. An diesem Schnitt legt man den Quadranten so an den Meridian der Kugel, dass seine Ebene in die erweiterte Meridianebene fällt, und dass die Grundlinie, welche mit 0° bezeichnet ist, die Fortsetzung eines Aequatordurchmes- sers bildet. Das Stativ mit dem Sonnenkiigelchen wird sodann auf den Führungsring gestellt und die Sonne zur 'Deel in at ions li Oli e ge bracht
. Dann setzt man den Horizont so auf. dass das kreisrunde Loch im scheinbaren Horizont über dem bestimmten Breitegrad sich befindet. Der den Beobachte]' darstellende Stift kann jetzt wegfallen; die beiden verbundenen Horizonte halten sich selbst. Welche Wichtigkeit der in 360' getlieilte Kreis in der Mitte des Führungsringes hat, erklärt sich jetzt : er ermöglicht die Bestimmung der Tageslänge. Man bewegt die Sonne im Führungsring so weit herum, bis sie in den östlichen Horizont tritt oder aufgeht
; nun drückt man den das Kiigelchen tragenden Stift, der unten zugespitzt ist, durch das hohle Stativsäuichen abwärts. Der dadurch im graduierten Kreis bewirkte Ein druck markiert den Anfang des Tagbogens. Auf gleiche Weise be zeichnet man, nachdem man die Sonne wieder bis zur früheren Höhe gebracht, das Ende des Tagbogens. Die Anzahl der auf diesen Bogen entfallenden Grade wird abgezählt, was dadurch ganz rasch geschieht, dass man je den 10.° kräftiger auszieht, und damit ist die Tages länge
und mit dieser wieder die Auf- und Untergangszeit der Sonne gegeben. Man findet z. B. als Länge des Tagbogens 236°; dann ist die * 236 Tageslänge gleichX 24 Stunden, oder, da die Sonne einen ganzen Umkreis, also 360°, in 24 Stunden zurücklegt, auf 1° demnach 4 Minuten entfalleil, 236 X 4 Minuten = 15 Stunden 44 Minuten. Die Hälfte = 7 Stunden 52 Minuten von 12 Uhr subtrahiert und zu 12 Uhr addiert gibt als Aufgangszeit 4 Uhr 8 Minuten, als Untergangszeit 7 Uhr 52 Minuten. Durch das oftmalige Eindrücken des Stiftes in den Führungskreis
würde der letztere bald unbrauchbar werden. Zur Vorbeugung hat man bloß auf denselben durchscheinendes Papier zu legen, das stets wieder erneuert werden kann. Die Morgen- und Abendweite für eine bestimmte Breite und einen bestimmten Tag lässt sich am Horizont unmittelbar ablesen, ein wenig umständlicher, aber immerhin einfach genug ist die Bestimmung des Azimutes oder der Süd weite, ferner der Höhe der Sonne zu einer beliebigen Tagesstunde.