Zur ältesten vergleichenden Geschichts- und Landeskunde Tirols und Vorarlbergs
und aufgefundene Meilensteine kennzeichnen sie als solche.*) Darnach gab es daselbst um die Mitte des 3. Jahrb. n. Chr. einen ordo Brigantiuorum, d, h. einen Senatorenstand der Bregenzer nach dem Muster der Hauptstadt Rom. Jede noch so geringfügige Stadt war nämlich ein Rom im kleinen, in seinen Einrichtungen sowohl, wie in seinen Bauwerken. Auch Bregenz hatte sein Forum oder den Versammlungsplatz und Markt der Bürgerschaft, seinen Tempel und seine Götterverehrung, in welcher die der keltischen
Pferdegöttin Epona besonders charakteristisch ist; seine Thermen oder öffentlichen Badeanstalten, Säulenhallen, Villen, Begräbnisstätten zu Seiten der Reichsstraße und andere Anlagen auf dem heutigen Oelrain, sowie ein befestigtes Lager oder Kastell in der Oberstadt. Eine Frage ist nun, ob Bregenz gleich anderen Römerstädten eben falls ein weiterer Bezirk, zugewiesen war und welcher? Auf der einen Seite nimmt man an, daß ihm das ganze heutige Vorarlberg untergeordnet war, auf der anderen, daß Chur
die Stadt gewesen, deren Gebiet wenig stens bis zum Bodensee gereicht habe. Ich halte beides für unrichtig. Es ist nämlich bisher nicht der geringste Anhaltspunkt dafür ausfindig zu machen, daß sich der Bregenzer Stadtbezirk südlich des Flusses Bregenz ausgedehnt habe. Nicht allen Städten überhaupt wurde ein größeres Gebiet zugewiesen. In der benachbarten Schweiz war z. B. zu Aventicum, heute Avanches, fast das ganze Helvetien geschlagen, während die römische Kolonie Noviodunum (Nyon) einen ganz kleinen
Bezirk hatte. Bregenz gehörte zur Landschaft Vindelizien. Diese wurde unter Kaiser Diokletian eine vom großen Rätien abgetrennte eigene Provinz Vindelicia oder Rätia secunda, zweites Rätien. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß Bregenz nicht bei diesem alten Stammlande geblieben, sondern Rätia X. zugewiesen worden sei, In letzterem Falle müßte es auch unter dem Bistum Chur, das noch in der Römerzeit entstand und sich zuerst mit Rätia I. deckte, gestanden sein, was nachweislich nie der Fall
war. Wohl aber wird es zuerst zur Diözese Augsburg gehört haben, die Rätia II. umfaßte. Nach dem Untergange des letzteren und seit Beginn der Frankenherrschaft im 6. Jahrhundert kam Bregenz unter die Diözese Konstanz; denn als die irischen Glaubensbrüder Kolumban, Gallus und ihre Gefährten 610—613 sich in Bregenz aufhielten, wurden sie in ihrer Not vom Bischof von Konstanz, nicht aber von dem in Chur unterstützt 2 ). Die politische Be deutung von Bregenz für das südlich von ihm gelegene Gebiet beginnt