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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 264 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
rosig, wie ein Maimorgen, aus. Dann flocht die Frau dem Kinde die festgedrehten blonden Zöpfe auf und hatte ihre Freude an dem sanft gelockten Haar. Sie schmückte das Köpfchen mit einem Kranz wilder Rosen und dabei perlten ihr die Thränen aus den Augen. Schüchtern frug das Kind: „Warum weinst Du denn, Unsere liebe Frau?" „Das versteht Deine kleine Seele noch nicht, mein Kind/' sagte die Frau, „wenn man alles opfern mußte, was dem Menschen lieb ist, und selbst seinen einzigen Sohn hingeben

, dann ist gar Gottes herrlicher Sonnenschein nicht im Stande, die Thränen ganz zu trocknen." ' - „Heilig ist es Unsere liebe Frau," sagte das Kind zu sich selbst, „und so viel lieb ist sie und schön und gut." „Hast Du auch den lieben Gott recht gerne, Kind?" so frug die Frau nun weiter, ergötzt durch den furchtsamen und doch so lieben Blick des kleinen Bauernkindes. „Freilich," antwortete Annerl, „sell sagt schon immerling der Herr Pfarrer und glauben ihn' i auch lei an einen Gott. Aber Mutiergottessen

sein zwei in unserer Kirche." „Aber liebes Kind, es gibt nur eine Mutter Gottes." „Nein, in unserer Kirch' sein zwei, eine aufn Hochaltar, schon recht geschossen in der Färb', und eine, a recht arme, weil sie im Glaskastl eing'sperrt ist, aber schön gewandet ist sie." „Aber Kind, das sind nur Bilder der lieben Frau. Die Mutter Gottes selbst ist im Himmel und schaut herunter aus die Menschenkinder, sich erfreuend, wenn sie brav und fromm sind, und wenn ihre Seele rein ist. Und wenn die Menschen beten

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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 269 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
„ Unsere liebe Frau ist Dir erschienen! Annerl denk' nach und b'sinn Di, wie's gewesen ist." Ganz weiß g'wandtet ist sie gewesen und schön, mit lange, lange Haar und a Kranz'l auf von Röslen. Mir hat sie auch ein's gemacht." „O heiliger Gott, als Rosenkönigin ist sie dem Fratz da erschienen. Unsereins kann so a Glück nit haben. Und dann,, was ist dann gewesen, erzähl' Kind," eiferte die Urscht die Kleine an. „Ja, sonst ist nichts g'west," sagte die Kleine, „g'weint hat halt Unsere liebe Frau

, weil sie ihren Sohn hat opfern müssen und dann hat sie mir die Haar schön geglättet und an Kranz aufg'setzt. Und dann hat sie mir das Kettnele und das Kreuzl da umg'legt und dann ist sie verschwunden g'west." Eine ungeheure Aufregung erfaßte die Wallfahrer-Urschl. Sie packte das Kind bei der Hand und zog es mitten in ba§ Dorf hinein und schrie in einem fort : „Kommts Leut', dem Nannerl ist Unsere liebe Frau erschienen, im Wald drein, bei der kalten Quell'. Und 's ist keine Lng! A goldenes Kreuzl

hat sie dem gebenedeiten Kinde umgehängt! Da schaut her, von purlaulern Gold ist's! Und das Wasser aus der Quell soll man trinken für alle Uebel und es werd' ei'm geholfen! Gelt, Kind, so hat unsere liebe Frau gesagt! Und was man mit dem Wasser anspritzt, wachst und gedeiht, s' Nannerl hat Kopfweh gehabt und auf Unserer Frau Geheiß hat sie sich in der Quell' gewaschen und g'sund ist sie g'west! Was sagst, Nannerl, nit so ist's g'west! Ei freili, was versteht so ein Kind auch von so einer heiligen Sach

'. Und wie sie verschwunden ist, unsere liebe Frau, hat man tausend und tausend Engel singen gehört und lange Zeit hat man über

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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 273 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
Kreuzchen vor sich, und hielt Zwiegespräche mit Unserer lieben Frau. Und eines schönen Maitages versammelten sich die Nonnen in ihrer Zelle und auf dem Gange. Sie umknieten ein Sterbebett. Das Nannerl lag mit einem glücklichen Lächeln auf seinem Lager. Das Sonnenlicht fluthete durch das offene Fenster und der blaue Himmel lachte einladend hernieder. Als Sterbekreuz hatte sie das Geschenk der jungen Frau in den mageren weißen Händen. „O Unsere liebe Frau, wie bist Du so schön", flüsterte

sie, „gelt, Du bist kommen, mich abzuholen? Der Himmel ist ja schon offen und die Engel warten auf mich und singen so viel schöne Lieder. Dein weißes Gewand schimmert wie Silber und Dein Haar wie Gold. O Du liebe Unsere liebe Frau, führ' mich, es wird schon finster. Ich komm' schon zu Dir in den Himmel." Dann war sie entschlummert. Und als man sie zu Grabe trug, schmückte den Sarg ganz gegen die Ordensregel ein großer Kranz von Rosen, und eine Menschenmenge folgte, wie man es noch nicht erlebt

. * Jahrzehnte verrannen. Die kleine Kapelle im Walde ist schon längst verschwunden und heute steht dort eine große schöne Wallfahrtskirche. Auf dem Hochaltar ist von Künstler hand das Ereigniß dargestellt, wie die Gnadenmutter einem Bauernkinde erscheint. Die Madonna als Rosenkönigin dar- gestellt, ist eine ungemein liebliche Erscheinung. Die junge, leidende Frau hätte können selbst Modell gestanden haben.

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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 263 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
Es war ein herrlicher milder Spätsommer und die Vöglein sangen ihre schönsten Lieder. Die junge Frau hatte sich ihr reiches Haar aufgelöst und ihren Scheitel mit einem Kranz wilder Rosen geschmückt. Sie trug ein weißes Morgenkleid und wie sie so dasaß auf einem moosigen Stein, sah sie wahrhaftig aus wie eine Waldesfee. Das Annerl war auch in den Wald gegangen und die vielen süßen Beeren hatten es immer weiter gelockt. Sie wußte schon fast nicht mehr, wo sie sich befand. Auf ein mal stand

sie vor der Frau im weißen Kleide und den offenen Haaren. Das Kind erschrack heftig, denn so etwas Schönes hatte es noch nicht geschaut. Da mußte sich gar die Mutter gottes im Glaskaftl verstecken, geschweige die „ungewandte" auf dem Hochaltar, so dachte sie. Die junge Frau lächelte über das Staunen des Kindes und rief ihm liebreich Zu: „Komm' nur naher, meine Kleine, und fürchte Dich nicht. Liebe und gute Kinder habe ich gerne. " Der Kleinen pochte das Herz stürmisch. Wie ein Blitz fuhr ihr der Gedanke

durch die Seele, wenn das nicht ein Engel vom Himmel ist, so ist's die Muttergottes selber. Ihr Verkehr mit der Muttergottes im Glaskastl hatte ihr, ich möchte fast sagen, einige Umgangsformen mit der Heiligen verliehen, und so trat sie, wenn auch zögernd, näher. Der jungen Frau gefiel das liebliche Kind ungemein und sie be dauerte das arme Wesen, welches in so schlechten und groben Kleidern umherlaufen mußte. Auch waren das Gesichtchen und die Hände des Kindes von den Heidelbeeren dunkel gefärbt und so sagte

die Frau: „Komm', wasche Dich in der Quelle, das ist gesund und macht frische Augen." Das Kind wusch Wolf, Geschichten aus Tirol. 17

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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 262 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
Unsere liebe Frau von der Quelle. morgen komm' i schon wieder und wenn nix Neues ist, erzähl' i Dir a schönes G'schichtl, daß Dir nit derweillang wird." So plauderte das Kind mit der einsamen MuLtergottes im Glaskastl. Das HeimathsLhal unserer kleinen Anna lag weit ab von dem Getriebe der Welt und damals kraxelten noch nicht die Bergsteiger überall herum und auch die Sommer frischen waren nicht so in der Mode. In einem Seitenthale hatten große Unternehmer mehrere Sägewerke aufgestellt

und für den Werkmeister ein hübsches Häuschen hingebaut. In demselben wohnte den Sommer über eine junge Frau, die sich von der Welt für einige Zeit zurückgezogen hatte, um sich von schweren Schicksalsschlägen zu erholen. Der Krieg hatte ihr den Lieben Gatten geraubt und eine Kinderseuche den lieben Engel, den einzigen Sohn. Durch dieses Unglück waren ihre Nerven sehr angegriffen und ihre Sinne getrübt und sie hatte längere Zeit in einer Heilanstalt zugebracht. Nun hatte man sie entlassen und der behandelnde Arzt

empfahl ihr Ruhe und Waldluft. So war Vie noch immer schöne junge Frau in das ein same Thal gekommen. Sie wandelte Tag für Tag durch den Wald und erfreute sich an dem Sang der Vögel. Ganz besonders liebte sie ein Plätzchen im Walde. Zwischen zwei mächtigen Tannen rauschte eine frische Quelle hervor, und allerlei Waldesblümchen blühten herum. Durch das Geäst hindurch warf die Sonne ihre goldenen Strahlen und dichtes, schön grünes Moos bedeckte den Boden und das Gestein. Die arme leidende Frau

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Books
Category:
Fiction
Year:
1892
Geschichten aus Tirol
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Page 265 of 289
Author: Wolf, Carl / von Karl Wolf
Place: Innsbruck
Publisher: Edlinger
Physical description: 282 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 90.714
Intern ID: 143870
„Ja i wollt' halt schon auch recht um etwas bitten," sagte nun das Annerl, nach ihrer Meinung die günstige Gelegen heit beim Schopf packend. „Und was bedrückt denn Dein kleines Herz", lächelte die Frau. „Wenn Du's halt Herrichten könntest, daß sie die arme Mutter im Glaskasten öfter auslassen thäten, es wird ihr immerling schon recht zeitlang so allein." „O Du liebe Unschuld," entgegnete lächelnd die Frau, „wie glücklich bist Du, daß Dein kleines Herzchen von keinem größeren Kummer bedrückt

wird." „Gott bewahre Deine Seele so klar und rein, wie hier die Quelle aus dem Boden sprudelt. Sieh, wie üppig hier rings um die Quelle die Blumen gedeihen und die Pflanzen. Aus der klaren Quelle ziehen sie Kraft und Leben. Wie beschmutzt und häßlich warst Du und kaum hast Du Dich gewaschen im klaren Wasser der Quelle, siehst Du aus gesund und frisch. Und so ist der Segen Gottes, der über die Menschen kommt, deren Herzen und Seelen rein sind." Die junge Frau nahm nun ein kleines Kreuzchen

, welches an einer dünnen goldenen Kette um ihren Hals hing und beugte sich nieder Zu dem Kinde. „Nimm dieses Kreuzchen Zu. einem Andenken, sei gut und fromm und komme recht oft zu dieser Quelle und gedenke mein." Freundlich lächelnd verschwand sie bald im Gebüsche, das Kind aber sank in die Knie und betete so recht aus tiefstem Herzen: „O Unsere liebe Frau, i will nit vergessen, was Du mir gesagt hast und alle Tag will i Herkommen zu der Quelle und will mi waschen, daß i recht frisch und gesund werd' und ein Krüg'l

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