rosig, wie ein Maimorgen, aus. Dann flocht die Frau dem Kinde die festgedrehten blonden Zöpfe auf und hatte ihre Freude an dem sanft gelockten Haar. Sie schmückte das Köpfchen mit einem Kranz wilder Rosen und dabei perlten ihr die Thränen aus den Augen. Schüchtern frug das Kind: „Warum weinst Du denn, Unsere liebe Frau?" „Das versteht Deine kleine Seele noch nicht, mein Kind/' sagte die Frau, „wenn man alles opfern mußte, was dem Menschen lieb ist, und selbst seinen einzigen Sohn hingeben
, dann ist gar Gottes herrlicher Sonnenschein nicht im Stande, die Thränen ganz zu trocknen." ' - „Heilig ist es Unsere liebe Frau," sagte das Kind zu sich selbst, „und so viel lieb ist sie und schön und gut." „Hast Du auch den lieben Gott recht gerne, Kind?" so frug die Frau nun weiter, ergötzt durch den furchtsamen und doch so lieben Blick des kleinen Bauernkindes. „Freilich," antwortete Annerl, „sell sagt schon immerling der Herr Pfarrer und glauben ihn' i auch lei an einen Gott. Aber Mutiergottessen
sein zwei in unserer Kirche." „Aber liebes Kind, es gibt nur eine Mutter Gottes." „Nein, in unserer Kirch' sein zwei, eine aufn Hochaltar, schon recht geschossen in der Färb', und eine, a recht arme, weil sie im Glaskastl eing'sperrt ist, aber schön gewandet ist sie." „Aber Kind, das sind nur Bilder der lieben Frau. Die Mutter Gottes selbst ist im Himmel und schaut herunter aus die Menschenkinder, sich erfreuend, wenn sie brav und fromm sind, und wenn ihre Seele rein ist. Und wenn die Menschen beten