Beda Weber 1798 - 1858 und die Tirolische Litteratur 1800 - 1846.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 9)
zeichnet und den er später nur weiter ausbildete. Als Förderer junger heimatlicher Sangesgenossen correspondierte er mit Streiter, dessen, gute Pressverbindungen er kannte. Am 9. XV. 1844 fragte er um Yerlagsmöglichteiien für einen Landsmann, der „ein Product in der Art des Grafen v. Gleichen' geschrieben, das den Druck verdiene. Es war die „Suleika' von Franz Hoch- egger (später Prof, an der Univ. Pavia, dann Gymnasialdirector in Wien), die ein Jahr nachher gedruckt und von Pichler an Streiter
gesandt wurde, damit er sie anzeige (P. an Str. 28- L 1845). Streiter aber lehnte ab, dies Jambenschauspiel zu „präconisieren' (3. V, 45), Das ist begreiflich, denn der jugend liche Anfänger war dem gewaltigen Problem nicht gewachsen: um eine Lösung zu -finden, inusste er den bigamistischen Ge mahl, der Siileika's wegen Weib und Kinder in die Schanzen geschlagen hatte, von Brutalität za ehelicher Zärtlichkeit um stülpen, die edel tätige Sultanstochter wieder ins Morgenland zum Harem, dem sie entflohen
, zurückführen, wo sie den türkischen Polygamisten die Erhabenheit der Monogamie pre digen will. Einzelne Eeden sind schön, aber die naive dramatische Technik schlottert in der classicistischen Form. Zur selben Zeit verwendete sich Pichler bei Streiter für einen anderen jungen Tiroler, der die „Zeitgeschichte des Landes bearbeite'; ich habe „verschwiegenen Mund, fertige Feder, auch bin ich nicht ohne Einfluss auf meine Freunde', beteuert er 22. Y. 45. Er galt bei diesen als der berufenste Fahnenträger
, um die tirolische Jungmannschaft zu einem Almanach zu sammeln und sie den Alten, namentlich ihrem Führer 1 ), entgegenzustellen. Diese Absicht verlautet er in einem Brief an Streiter (9. I.V. 1844): Die .Frühlieder aus Tirol' sollen eine „Bombe sein, in ») Im Sommer 1S43 hatte ilm Pichler auf der Trostburg besucht : „Er zeigte mir manche Reliquien Oswald« v. W> (an Cornette 20. IX). Ein unbedingter Anhänger des pol. Liberalismus war P. schon damals nicht ; er machte sich gelegentlich über beide Parteien lustig
: „Ultra- montane und Liberale (in Tirol) zappeln und zwatzcln durcheinander wie Ameisen, die man von zwei Haufen zusammengeworfen hat' (an Corn. 12. V. 45). Am 19. X. 45 (an Streiter) hat er sogar für „die Alttiroler trotz ihrer Zocherei ein bischen Sympathie'. '