Dichter, Kaiser und Papst : Walther von der Vogelweide als politischer Dichter
Freiheit der Kirche vertilgen, der Wahnsinn der Ketzer sucht Christi untheilbaren Mantel zu zerreißen, die arglistige Verderbtheit falscher Brüder trifft und verwundet das Herz der Gläubigen, und während die Kirche meint, an ihrem Busen Söhne zu Pflegen, nährt sie oft nur Feuer, Schlangen, oder König! ein, welche durch giftigen Hauch, Biß und Brand alles zu verwüsten suchen. Um nun Ungeheuer dieser Art zu tödten, hat die römische Kirche in diesen Zeiten den Kaiser Friedrich auserkoren
; sie hat ihn gleich sam aus dem Schoße seiner Mutter übernommen, an ihren Brüsten gesäugt, auf ihren Armen getragen, aus den Händen derer gerettet, welche nach seiner Seele trachteten, mit vielen Anstrengungen und Aufopferungen znm Manne erzogen, zur königlichen Würde und endlich zum Gipfel kaiserlicher Hoheit erhoben: — alles in der Hoffnung, an ihm einen Stab der Ver teidigung und eine Stütze des Alters zu finden—*). Friedrich II. war bestrebt, die Lösung von dem Banne sich zu erkämpfen — nicht mit dem Schwerte
, anerkannte und genehmigte. Die stete Wiederholung meines Versprechens und mein jetziges Wort beweist die Einheit und Festigkeit meiner Gesinnung; bald wird auch die That hinzutreten, jeden Zweifel widerlegen und offenbar machen: ob denn den Päpsten das Wohl des heiligen Landes so allein und über Alles am Herzen liegt, oder ob sie vielmehr mein Ber derben bezwecken. *) Der ganze Brief ist mit Rücksicht auf die päpstlichen Intrignen gegen Philipp, Otto und Friedrich eitel Lug und Trug.