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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 14 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
io n anbaugebiet war, gelang es in normalen Zeiten, eine Stadt mit gut 1000 Einwohnern - mehr dürfte Bruneck in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens nicht gezählt haben - aus ihrem Umland mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Merkmale einer mittelalterlichen Stadt Man erkennt eine mittelalterliche Stadt an mehreren Merk malen. Eines davon ist das Marktrecht, das einer Stadt verliehen wird. Schon vor der Gründung der Stadt Bruneck gab es einen berühmten und viel besuchten mehrtägigen Markt

im benach barten Stegen, das damals zu St. Lorenzen gehörte. Dieser Markt, der im Mittsommer anlässlich des Patroziniumsfestes von St. Lorenzen (10. August) stattfand, wurde nach der Grün dung der Stadt unter dem Namen Lorenzimarkt nach Bruneck verlegt und dauerte in seiner besten Zeit sogar 14 Tage. Das Marktrecht wurde dann immer mehr ausgebaut. Zum Jahrmarkt kam ein Wochenmarkt, der am Samstag abgehalten wurde. Das Recht dazu verlieh Kaiser Karl IV. der Stadt Bruneck im Jahre 1370. Später kamen

weitere Jahrmärkte dazu, bis Bruneck deren fünf zählte, den Maien-, Sonnwend-, Lorenzi-, Petri- und Nikolaimarkt. Der aktuelle Marktkalender führt insge samt zehn Vieh- und Krämermärkte an, die in Bruneck statt finden. Ein weiteres Merkmal der Stadt sind die Freiheiten, die den Bewohnern - im Gegensatz zu den auf dem benachbarten Land lebenden Menschen - gewährt wurden. Unter den Bürgern der Stadt, die sich zunächst vor allem aus Händlern und Gewerbetreibenden rekrutierten, welche sich um den Markt

herum ansiedelten, gab es keine Unfreien. Der sicher anziehendste Werbespruch der mittelalterlichen Städte lautete: Stadtluß macht frei. Wenn einem Unfreien die Flucht in die Stadt gelang und er sich dort über Jahr und Tag (= ein Jahr und einen Tag lang) aufhielt, war er frei und musste nicht mehr zu seinem Herrn zurück. Wir wissen, dass es im Mittelalter auch in Tirol noch Unfreie zuhauf gab. Trotzdem dürfte eine Stadt wie Bruneck hinsichtlich der Befreiung dieser Menschen kaum eine Rolle gespielt

haben. Die verschiedenen Stadtordnungen sahen nämlich vor, dass kein Unfreier oder Höriger als Inwohner aufgenommen werden durfte. Eine Erklärung für diese Bestimmung ist schnell gefunden. Der Bischof verfügte auch über Unfreie. Sie wären ihm abhanden gekommen, wenn seine Stadt sie als Inwohner aufgenommen und so frei gemacht hätte. Wir werden später sehen, dass die Bewohner der Städte keine klassenlose Gesellschaft waren, trotzdem genossen sie größere Freiheitsrechte als die auf dem Land lebende Bevölkerung.

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Books
Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 16 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
12 13 kommen, weil Bischof Bruno als Stadtgründer auf sehr selbst bewusste Art und Weise der neuen Stadt und der dazugehö rigen Burg seinen Namen gab. Bedenkt man die landschaftli chen Gegebenheiten im Pustertaler Talkessel, dann war der Platz, auf dem Stadt und Burg erbaut wurden, vom Stand punkt der Sicherheit aus gesehen ideal. Die Häuser drängten sich im östlichen Stadtbereich zwischen Rienzbett und Schlossberg, sodass man sich hier das Ausheben eines Stadt grabens vor der Mauer ersparte

. Die über der Stadt thronende Burg wurde bald schon in das Befestigungssystem der Stadt einbezogen und durch einen Wehrgang mit den Wohnhäusern der Bürger verbunden, sodass sie als jederzeit zu erreichende Fluchtburg genutzt werden konnte. Natürlich sind Burg und Stadt Bruneck nicht innerhalb eines Jahres erbaut worden. Im Jahre 1256 wird Bruneck erst mals genannt. Damals übergab Bischof Bruno dem Kloster Wilten die Pfarre Ampaß in Nordtirol, und das tat er mit einer Urkunde, die aput Bruneke (bei Bruneck

) ausgestellt wurde. Dann folgen einige weitere Nennungen. 1276 stand die Burg von Bruneck, das castrum Bruneke, bereits. Es dauert dann bis ins beginnende 14. Jahrhundert, als wir vom Bau der Stadt mauer erfahren. Im Jahre 1305 erließ Bischof Johannes Sax fünfzehn namentlich genannten Brunecker Bürgern die Stadt steuer, wenn sie in den nächsten vier Jahren an der Ringmauer um die Stadt mauerten, und zwar jeweils ein Stück, das so breit war wie ihr Haus und vier Klafter (ca. 8 Meter) hoch

. Nach dem Verständnis des Mittelalters war Bruneck erst mit der Vollendung der Stadtmauer eine wirkliche Stadt. Daher können wir aus der Tatsache, dass Bruneck im Jahre 1333 als Stadt (daz Brunnek in derstat) bezeichnet wird, schließen, dass damals der Bau der Stadt und der sie umgebenden Mauer in etwa abgeschlossen war. Bruneck behauptet sich Weder Meinhard II. von Görz-Tirol noch dessen Bruder Al bert II., dem nach der Teilung des görz-tirolischen Herrschafts gebietes im Jahre 1271 das Pustertal zugefallen

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 45 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
an der Ringstraße, in Bruneck errichtete man das Schulhaus (heute Mittelschule Karl Meusburger), die Bezirkshauptmannschaft (heute Gericht), das Hotel Post, das Rathaus (am Platz der Bank für Trient und Bozen, abgerissen) und etwas später das Sparkassengebäude an der an der Stadt vorbeiführenden Landstraße gegenüber dem Graben. Gegen den Weltkrieg hin folgten dann die Gebäude in der heutigen Michael-Pacher-Straße. Abschied vom Mittelalter im 19. Jahrhundert Der Aufschwung der Stadt war schon um die Mitte

Was die Ausdehnung und das Aussehen der Stadt Bruneck betrifft, änderte sich vor der Mitte des 19. Jahrhunderts kaum etwas. Es besteht kein Grund, Hubert Stembergers Behaup tung anzuzweifeln, dass in der langen Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nur 34 neue Häuser erbaut wurden. Diese wenigen Häuser waren nicht im Stande, das Aussehen der Stadt wesentlich zu verändern. Das war dann schon eher der Fall, als nach der Zuschüttung des Stadtgrabens zwischen Kälberskopf (Rundturm an der Nordostecke

der Stadt) und Ursulinenkloster eine Promenade errichtet wurde und ihr gegenüber Neubauten, die sich daran orientierten, was in der Kaiserstadt Wien damals städtebaulich geschah. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Befestigungs anlagen des mittelalterlichen Wien geschleift und darüber die Ringstraße mit ihren Prachtbauten errichtet. In Wien baute man das Rathaus, das Parlament, die Universität, die Oper, das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum und andere Gebäude

des 19. Jahr hunderts so offenkundig, dass er auch Fremden nicht entging. Dafür sei ein Beispiel aus der damaligen Presse zitiert. Im Jahre 1855 brachte der Bothefür Tirol und Vorarlberg einen aus der Gazzetta de! Tirolo italiano übersetzten Artikel, der von einem Trentiner verfasst worden war, der in Bruneck ein Jahr lang gelebt hatte und nun nach dreißig Jahren dorthin zurückkehrte und die Stadt ganz verwandelt vorfand. Er schreibt: Die engen Gassen, die schlechten Stein-Pflaster, das schmutzige Aussehen

desselben, welches ihr den Namen einer Stadt benahm, waren noch die einzigen Eindrücke, welche mir von meinem Aufenthalts orte durch ein Jahr im Gedächtnisse geblieben sind. Nach dreißig Jahren konnte ich kaum mehr das alte Bruneck erkennen, so sehr waren die Häuser verschönert; eine ganze Gasse war gleichsam dahergezaubert mittelst zweier Bauten (das Posthaus und ein ärarisches Gebäude), die auf den Spaziergängen Mailands figu rieren könnten, eine neue Pfarrkirche im byzantischen Style gebaut, die wegen ihrer Erhabenheit

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Books
Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 25 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Wie die Stadt regiert wurde Der Stadthauptmann und der Amtmann Was die Herrschaft über die Stadt anging, gab es meist keinen Unterschied zwischen einer von einem Bischof gegründeten Stadt und einer Stadt, die einen weltlichen Stadtherrn hatte. Zunächst übte der Stadtherr die Herrschaft aus, und zwar in jeder Beziehung. Erst allmählich überließ er den Bürgern der Stadt bestimmte Rechte, die diese mehr oder weniger auto nom ausüben konnten. In Bruneck wurde wahrscheinlich noch im 13. Jahrhundert

des Stadtgerichtes und der -Verwaltung, die Organisation der Huldigung der Stadt an den (neuen) Bischof und dessen Unterbringung im Schloss, wann immer er in der Stadt war. Ein eigenes Amt kümmerte sich vorwiegend um die bischöf lichen Einnahmen aus der Grundherrschaft im Raum Bruneck. Bis zur Gründung der Stadt saß der Amtmann, der diesen Grundbesitz verwaltete und auch die niedere Gerichtsbarkeit über die Urbarhöfe ausübte, in Aufhofen (Ansitz Ansiedl). In der Stadt hatte der Amtmann zunächst seinen Sitz

- und Ordinaristeuern, die Aufsicht über die Wälder und die Jagd und Fischerei und die Einteilung des Rodfuhrwesens. Die Zen trale der Rodfuhr lag mit dem Pallplatz und dem Pallhaus in der Unterstadt, wo heute das Ursulinenkloster steht. Dort mussten die (meist zu Ballen gebundenen) Waren, die durch die Stadt geführt wurden, abgeladen und auf der Pallwaage gewogen wer den. Die Waren durften nicht etwa frei befördert werden, den

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 22 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
i8|i9 vermehrte sich im Laufe der Zeit die Anzahl der in der Stadt ansässigen Adeligen. Einmal wurden tatsächlich Brunecker Bürger in den Adelsstand erhoben, es wanderten aber auch Adelige vom Lande oder von anderen Städten her zu, was vor allem geschah, wenn bischöfliche Beamtenposten an Adelige vergeben wurden, die sich dann in der Stadt niederließen. Für das bürgerliche Streben um Aufnahme in den Adelsstand gab es unterschiedliche Motive, ausschlaggebend waren aber im Allgemeinen sicher

die offenkundigen wirtschaftlichen Vorteile, die Adelige auch in der Stadt genossen. Sie zahlten im Gegen satz zu den Bürgern keine Haus- und keine Gewerbesteuer. Vor allem die Steuerfreiheit der im Besitz des Adels befindli chen Häuser erregte unter den Bürgern immer mehr Unwillen und Neid, weil der Adel immer öfter ehemals bürgerliche Häuser erwarb, für die der neue Besitzer dann keine Steuer mehr zahlte. Dieses Problem war in Brixen noch mehr verbreitet als in Bruneck. Im jahre 1551 gab Bischof Christoph

von Madruzzo (1542-1578) den Beschwerden der Bürger zumindest teilweise Recht. Die Küchensteuer sei, ordnete er an, von jedem zu zahlen, der mit Rauch und Feuer in der Stadt wohnt, er sei von Adel oder nicht. Das beruhigte die Gemüter vorübergehend. Es ist aber kein Zufall, dass die bürgerliche Unzufriedenheit über die adelige Bevorzugung vor allem zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges besonders stark anschwoll. Damals führte eine gewaltige Wirtschaftskrise zur berüchtigten Inflation der Kipper

- und Wipperzeit, welche die Brot- und Fleischpreise ins Unermessliche steigen ließ, sodass auch die Stadt Bruneck gezwungen war, Getreide und Fleisch außerhalb des Pustertales aufzukaufen und es zu ermäßigten Preisen an die minderen Leute in der Stadt abzutreten, weil eine Hungersnot drohte. In dieser Notzeit fiel es umso mehr auf, dass es da in der Stadt Leute gab, die Rechte genossen, ohne Pflichten zu akzeptieren. Als sich die Lage in Bruneck so weit zuspitzte, dass offene Tätlichkeiten und andauernde

Häusern der Stadt, die ihnen gehört hatten, bevor sie geadelt wurden, oder die sie von Bürgern gekauft hatten. Allein die Söll sollen in der Stadt 23 Häuser besessen haben. Den gleichen Rechtsstatus wie die Häuser der Adeligen hatten auch das Schloss von Bruneck und jene Häuser, in denen die bischöflichen Beamten wohnten und ihres Amtes walteten. Sie unterstanden nicht der Gerichtsbarkeit des Stadtrichters,

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Books
Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 49 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Die Stadt und das Schloss Die Stadtmauer Im Mittelalter war eine Stadt erst eine Stadt, wenn ihre Ge bäude, Plätze und Straßen von einer Ringmauer umgeben wa ren, durch die nur an wenigen Stellen Tore führten, die be wacht und des Nachts geschlossen waren. In Bruneck wurde die Mauer um die Stadt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhun derts erbaut, es waren vor allem die Bischöfe Johannes Sax (1302-1306) und Albert von Enn (1323-1336), die sich dieser Aufgabe annahmen (Steuerbefreiung

als Motivation zum Mauerbau). Sie ist fast zur Gänze erhalten, nur ist sie etwa entlang des Grabens heute kaum noch als Stadtmauer zu erkennen, weil sie infolge des Anbaus der Häuser der Hinter gasse an die Mauer und des Ausbrechens von Türen und Fenstern auf einer langen Strecke praktisch zu Häuserfassaden geworden ist. Die Bauherren dieser Häuser - es waren zu nächst vorwiegend Werkstätten und Ställe, die an die Stadt mauer angebaut wurden - mussten sich allerdings verpflich ten, die Fenster zuzumauern

, sollten sich fremde Truppen in böser Absicht der Stadt nähern. Die Fenster sollen auch wirk lich einige Male zugemauert worden sein, so im Jahre 1525, als auch im Pustertal die Bauern rebellisch wurden. Als die Sache für die Stadt glimpflich ausging, wurden sie wieder ausgebro chen. Die Mauer umschloss die gesamte heutige Altstadt und bezog die Burg mit ein, welche die Kuppe des Schlossberges einnimmt und mit doppelter Wehrmauer mit Türmen und Rondellen umgeben ist. Die Burg ist durch zwei Mauern

, an den sein Haus oder Grundstück reichte. Einige Male hören wir trotzdem von drin gend notwendigen Renovierungen der Ringmauer, die zu Las ten der Stadt oder des Bischofs gingen. Der bauliche Zustand der Befestigungsanlagen der Stadt verschlechterte sich, als diese Anlagen durch den Fortschritt der Waffentechnik ihrem Zweck nicht mehr gerecht wurden. Da hielt man es sowohl

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 2 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Die Stadt Bruneck feiert im Jahre 2006 einen markanten Jahrestag. In einer Urkunde aus dem Jahre 1256 ist sie erstmals genannt. 750 Jahre sind seither vergangen. Das sind drei Viertel eines Jahrtausends, und ein Jahrtausend ist, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, eine uner hört lange Zeit. Die Stadt Bruneck war eine Gründung des Bischofs von Brixen und gehörte bis zur Säkularisierung der geistlichen Territorien im Jahre 1803 zu dessen Herrschafts gebiet. Diese Zugehörigkeit prägte

die Stadt. Einerseits ließ es sich ja bekanntlich »unter dem Krummstab gut leben«, andererseits war der Bischof mit der Zuteilung von Freiheits rechten an seine Städte zurückhaltender als etwa der Tiroler Landesfürst. Trotzdem nahm Bruneck vor allem in den ersten Jahrhunderten seiner Geschichte einen großen Aufschwung. Kulturell ist das 15. Jahrhundert mit der Präsenz Michael Pachers der absolute Höhepunkt. Bruneck ist heute nicht mehr die mittelalterliche Kleinstadt mit 1200 Einwohnern

, sondern ein pulsierendes Zentrum eines nach Fortschritt dürstenden Tales. Trotzdem hat die Stadt unerhört vieles über die 750 Jahre gerettet, das Ansatz sein kann für Überlegungen, wie Dinge beschaffen sein müssen, dass sie von Dauer sind. Das vorliegende Buch »Bruneck. Das Stadtbuch« ist das Ergebnis der Suche nach solchen Dingen. Es möchte vor allem den heute in Bruneck lebenden Menschen den Blick schärfen für das, was die Stadt ausmacht, wo ihre Werte liegen, wie diese entstanden sind und warum sie erhalten

werden müssen. Die Bevölke rung der Stadt ist im Laufe des letzten Jahrhunderts sehr stark gewachsen. Viele Menschen sind aus der näheren und weiteren Umgebung nach Bruneck gezogen. Gerade die erste Generation der Zuwanderer tut sich oft schwer, eine emotionale Bindung zur neuen Heir^at aufzubauen. Vielleicht hilft dieses Buch dabei, das nichts anderes sein will als eine Reihe von Bildern einer schönen Stadt mit Erklärungen dazu. Für die Gäste unserer Stadt möchte das Buch eine Erinnerung

7
Books
Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 21 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
heiraten, weil es nicht Brauch ist, einem Ledigen das Inwoh nerrecht zu übertragen. Die Steuerpflicht Dass die sozial so unterschiedlich eingestuften Bewohner der Stadt doch eine Gemeinschaft bildeten, der das Wohl der Stadt am Herzen lag, zeigte sich vor allem an den Pflichten, die sowohl Bürger wie Inwohner zu erfüllen hatten. Dazu zählte vor allem die Steuerpflicht. Wer ein Haus besaß, zahlte die Haus oder Küchensteuer, über die etwa ein Drittel des gesamten Steueraufkommens der Stadt

hereinkam. Die eine Hälfte war um Georgi (23. April), die andere Hälfte um Michaeli (29. Sep tember) zu zahlen. Die Gewerbetreibenden und Kaufleute zahlten die Gewerbesteuer, die auch nach Größe des Betriebes und nach der Einkommenssituation der Betriebe gestaffelt war. Dann war auch die Stadt- (später Land-) oder Gewaltsteuer zu entrichten, mit der die Militärausgaben gedeckt wurden. Die Bezeichnungen für die Steuern änderten sich im Laufe der Zeit, neue Steuern bekamen neue Namen. Wenn man die Steuern

summarisch zusammenfasste, sprach man von Ordinari- und Extraordinaristeuem. Die Steuerhoheit des Bischofs als Stadt herrn war nur eine partielle. Die Einwohner von Bruneck zahlten nicht nur an den Bischof als Stadtherrn ihre Steuern, das Gros ihrer Steuern kassierte der Tiroler Landesfürst, dem sie streng genommen gar nicht unterstanden. Diese Steuern wurden normalerweise auf Landtagen beschlossen, an denen auch der Bischof teilnahm und mitbestimmte. Bei der Festsetzung der Haus- und Gewerbesteuer

zu löschen. Hier lernte man aus der Erfahrung und organisierte das Feuer löschwesen so gut es eben ging. Auffällig ist, dass in der frühen Zeit die eigentlichen Löscharbeiten den Handwerkern und Inwohnern überlassen wurden, während die Organisation derselben dem Bürgertum und dem in der Stadt vorhandenen Adel reserviert war. Der Adel in der Stadt Es ist schon gesagt worden, dass die Bürger der Städte versuchten, in den Adelsstand aufzusteigen. Auch in Bruneck

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 136 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
ist jeden falls älter als die Stadt Bruneck. Er dürfte bis Ende des 13. Jahr hunderts in der Gegend zwischen Stegen und St. Lorenzen stattgefunden haben. Nach der Gründung der Stadt Bruneck wurde er dann als Lorenzimarkt dorthin übertragen und zu nächst außerhalb der Stadt, und zwar mitten im Hochsommer um den Gedächtnistag des heiligen Laurentius (10. August) abgehalten. Zeitweise dauerte er eine Woche, in seiner Blüte zeit sogar vierzehn Tage. Bis zum Bau der Messinghütte des Hieronymus Kraffter

in den Jahren 1555/56 fand der Markt außerhalb der Stadtmauern statt, und zwar wahrscheinlich auf einem Teil des Areals des heutigen Stegener Marktes. Als der nördliche Teil dieses Areals mit der Messinghütte verbaut wurde, verlegte man den Markt ins Stadtinnere, wo er 1556 erstmals abgehalten wurde. Aber schon nach wenigen Jahren kam man drauf, dass die Stadtgasse doch zu eng war, und verlegte den Markt wieder außerhalb der Stadt. Der Marktplatz soll dann mehr gegen den Graben und das Florianitor gerückt

worden sein. Der Lorenzimarkt war für die Wirtschaft der Stadt von großer Bedeutung. Sein Gedeihen war natürlich konjunkturabhängig. Wenn, wie im 15. und im 16. Jahrhundert, der Warenverkehr über die Strada d’Alemagna lebhaft war, kamen zahlreiche Krämer im Mittsommer nach Bruneck, und zwar sowohl aus dem italienischen als auch aus dem deutschen Wirtschafts raum. Das schlug sich dann nicht nur in den Marktgebühren nieder, welche die Stadt für die Benützung der Stände und Hütten einhob

, sondern förderte auch den Umsatz der einhei mischen Kaufleute, vor allem aber der Wirte. Wenn der Markt in Kriegs- oder Pestzeiten einmal nicht abgehalten wurde, war das für die Stadt beinahe eine wirtschaftliche Katastrophe. Es gibt über die Beziehung des Lorenzi- zum Stegener Markt und über die Entstehung beider heute noch keine endgül tige Klarheit. In diesem Zusammenhang spielt die Abgrenzung

9
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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 38 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
, Kehricht und dergleichen nicht nur in den Gassen, sondern auch vor den Toren und im Stadtgraben verboten. Alles, was diesbezüglich anfällt, soll in den Bach (in dem Rienz Runst) geworfen werden. Wenn es in der gleichen Stadtordnung verboten wird, Schweine in der Stadt laufen zu lassen, dann will das heißen, dass das vorher geschehen ist. Dafür waren 5 Pfund Berner (= 1 Gulden) Strafe zu zahlen. Da ja viele Stadthäuser im rückwärtigen Teil aus Ställen bestanden, in denen Vieh gehalten wurde

an den Bischof, die andere an die Stadt. Die Tiere, die in der Stadt gehalten wurden, mussten durch die Stadtgasse auf die Weide getrieben werden, die außerhalb der Stadt lag. Lange hielt sich die Stadt einen eigenen Schweinehirten, einen Pferde hirten, je einen Ober- und Unterkuhhirten (gemeint ist wohl einer für die Ober- und einer für die Unterstadt), einen Gänse- und einen Geißbuben, jedes Frühjahr zu jörgentag nahmen sechs Ratsbürger die Weidebeschau vor, wobei die geltende Weideregelung in Erinnerung

gerufen und die Bürger aufgefor dert wurden, die zur Weide zugelassenen Schweine zu ringen und die Weidezäune auszubessern. Die Bäder der Stadt Eine bedeutende Rolle im Leben der mittelalterlichen Städte spielten die Bäder. Sie dienten nicht nur der körperlichen Reinigung, sondern waren auch so etwas wie sanitäre Struk turen und darüber hinaus Treffpunkte für die Bevölkerung, die für das gesellschaftliche Leben einer Stadt wichtig waren. In Bruneck gab es zwei Badehäuser, das Obere und das Untere

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 35 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
thaler aus den Steuerbüchern der Stadt herausgefunden hat, war die Handwerkerszene damals relativ vielfältig. Es gab in der Stadt je einen Bildhauer, Maler, Zinngießer, Kürschner, Uhrmacher, Säckler, Glaser, Buchbinder und Büchsenmacher, dann je zwei Sattler, Drechsler, Kessler, Binder, Färber, Kupfer schmiede und Räder. Von den drei Barbieren war einer ein Baronqueur (Bader), der sich auf den Aderlass und das Schröpfen spezialisiert hatte und daher zumindest als halber Arzt galt

. Nur einer hatte seine Werkstatt im ersten Viertel und verrich tete nebenbei den Mesnerdienst in der Rainkirche. Ebenso zahlreich wie die Schneider waren die Tischler, während die Schuhmacher gar zu sechst waren. Am zahlreichsten waren die Zimmerer unter den Handwerkern vertreten (8), woran man erkennen kann, dass das Holz als Baumaterial auch im 18. Jahrhundert noch den Vorrang vor Stein und Mörtel hatte. So wie es einen Stadtmaurermeister gab, gab es auch einen Stadtzimmermeister. Sein Haus lag im dritten Viertel der Stadt

. Der Stadtmetzger, der die Fleischbank der Stadt zu führen hatte, wurde schon erwähnt. Es scheint zeitweise mindestens zwei weitere Metzger in der Stadt gegeben zu haben; in welchem Verhältnis sie zum Stadtmetzger standen, ist nicht bekannt. Dass in den Steuerlisten aus der Mitte des 18. Jahr hunderts nur vier Wirte genannt sind, ist nicht so ohne wei teres zu erklären. Es müssten mehr gewesen sein. Die Brauerei des Johann Kirchberger ist hingegen genannt, ebenso eine Apotheke. Dass die Stadt

auch über einen Wegmacher, einen Kraxentrager, einen Ordinaribriefträger und einen Rainturm wächter verfügte, zeigt, dass es auch früher schon öffentliche Dienste gab, an deren Funktionieren die Stadt interessiert war.

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 27 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
, sondern auch alle möglichen Rechtsgeschäfte für die Stadt und für die Bürger dokumentierte. Ab 1600 hatte der Stadtrichter im ehemaligen Geschäftshaus Mahl (heute Stadtgasse Nr. 28/30) im ersten Viertel der Stadt seinen Sitz. Das demokratische Element in der Stadtregierung Angesichts der Tatsache, dass der Stadtrichter, der über eine große Machtfülle verfügte, bis 1536 von den Brunecker Bürgern gewählt wurde, war deren »demokratische« Beteili gung an der Stadtregierung ja doch irgendwie gegeben

abgelehnt worden war, die Zuerkennung des Ratstitels sei unnötig. In Bruneck verlief die Entwicklung anders. Bereits um 1424 war es üblich, dass der Bürgermeister von der Bürgerschaft auf ein fahr (ab 1589 auf zwei fahre) frei gewählt wurde. Das geschah auf dem ehehafft Taiding zu St.-Michaels-Tag ( ehehaffi oder elich Taiding: Versammlung der Bürger und Inwohner, die jedes Vierteljahr und ab 1649 dreimal im Jahr stattfand). Die 1460 von Kardinal Nikolaus Cusanus der Stadt gewährte Ratsverfassung sah

die Wahl von sechzehn Stadträten vor (je drei pro Stadtviertel und je zwei für das Oberdorf und für Ragen), was zur Folge hatte, dass sich die Stadt bereits Ende des 15. Jahrhunderts um ein Rathaus umschauen musste. Der Stadtrichter hatte an jeder Ratsversammlung teilzu nehmen und beaufsichtigte die gesamte Verwaltung der Stadt. Die Bürgerversammlung hatte das Recht, jährlich vier Rats herren abzuberufen, die durch den Richter und die verblei benden Ratsherren ersetzt wurden. Organe

, die vor allem dem Bürgermeister zu Diensten zu sein hatten, waren die sechs Viertelmeister. Die Stadt war ja in vier Stadtviertel aufgeteilt, dazu kamen Ober- und Außerragen. Die Viertelmeister hatten

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 41 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Altenpflege mit Seniorenwohnheim umbauen lassen. Die Pest bedroht die Stadt Die Pest und andere ansteckende Krankheiten wüteten immer wieder in zahlreichen Gegenden Europas bis ins beginnende 18. Jahrhundert. In Tirol trat die Pest während des Dreißigjäh rigen Krieges zum letzten Mal auf. Ihr Verschwinden hängt mit dem Aussterben der schwarzen Ratte, deren Flöhe als Zwischenwirte für das Pestbakterium ( pasteurella pestis) fungierten, zusammen. Wie schon 1348 griff auch während des Dreißigjährigen Krieges

sollten die Misthaufen und die dazugehörigen Pfützen verschwinden. Der Lorenzimarkt wurde abgesagt. Die Tore der Stadt und markante Punkte in deren Nähe wurden mit Wachen bestückt, die nur jene Leute in die Stadt ließen, welche über eine sogenannte Fede verfügten, das war ein beglaubigtes Schreiben, welches bestätigte, dass der betreffende Reisende nicht aus einer Gegend kam, die bereits von der Pest befallen war. Anscheinend hatte man Angst, dass sich der einzige damals in Bruneck ordinierende Arzt

aus dem Staub machen könnte; man verbot ihm jedenfalls, die Stadt zu verlassen. Wenn er in der Umgebung von Bruneck unterwegs war, die zu seinem Sprengel gehörte, sollte er die Verantwortlichen für die Gesundheit der Stadt, die provisores sanitatis, wissen lassen, wo er sich aufhalte. Wenn dem Spitalamtmann aufgetragen wurde, das fremde Bettelgesindel nicht zu beherbergen, sondern aus der Stadt zu weisen, dann können wir daraus schließen, dass in normalen Zeiten Bettler, die von auswärts kamen, im Spital

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 105 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Kirchen, Klöster, Ansitze Die Seelsorge von Bruneck Obwohl Bruneck seit dem 14. Jahrhundert eine Stadt war und St. Lorenzen nur ein Dorf, war die Stadt seelsorglich bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts von der Pfarre St. Lorenzen abhängig. Die Geistlichen, denen die Betreuung der Gläubigen in der neuen Stadt anvertraut war, wohnten in St. Lorenzen und kamen zur Feier der verschiedenen Gottesdienste nach Bruneck herauf. Das ging gut hundert Jahre lang so, dann sicherten sich die Brunecker

durch einen regelrechten Vertrag mit dem Pfarrer von St. Lorenzen die Anwesenheit von vier Geistlichen in der Stadt, die im damals erbauten Widum in Oberragen wohnten und in der Unser-Frauen-Kirche und in der erst kurz vorher (1345) gestifteten Rainkirche die Messe lasen. Diese vier Geistlichen (ab 1389 sollten es sechs sein) unter standen dem Pfarrer von St. Lorenzen, sie waren ihrem Rang nach Kooperatoren dieser Pfarre. Ob die Seelsorge der Stadt ausgebaut wurde, hing damals vor allem vom Opferwillen der Gläubigen

) und das Kempterbenefizium (i6n gestiftet) in der Spitalskirche. Hauptaufgabe der Geistlichen, die in den Genuss eines Benefiziums kamen, war es, das Seelenheil der Stifterfamilien durch Messen und Gebet zu sichern. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die ersten Bemü hungen sichtbar, die kirchliche Unabhängigkeit der Stadt von St. Lorenzen zu erreichen. Die Krise der Reformationszeit verstärkte diese Tendenzen. Es dauerte aber bis zum begin nenden 17. Jahrhundert, dass die Loslösung von der Mutter pfarrei konkrete

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 10 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Vorwort Bruneck. Das Stadtbuch ist ein Bilderbuch. Der beigefügte Text soll einmal darstellen, wie die Stadt entstanden ist und wie man in ihr gelebt hat, zum anderen soll er Bilder erklären, die eine Erklärung brauchen. Vorherrschend sind die Bilder, mit deren Hilfe man sich schauend und verstehend der Stadt nähert. Keine im Mittelalter entstandene Stadt ist in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Die Verbesserung der Lebensbedingungen, die im Laufe der Jahrhunderte zu ver zeichnen

war, hat sich nicht nur auf die Gestaltung der Innen räume der Häuser und auf die Wohnkultur ganz allgemein ausgewirkt, sondern auch auf die Architektur der Städte. Auch Katastrophen haben Städte nicht selten grundlegend verän dert. So dürfte Bruneck vor dem großen Brand im Jahre 1723, der die Stadt etwa zu drei Vierteln zerstörte, anders ausge sehen haben als nach dem Wiederaufbau. Fotografen, die sich einer Aufgabe wie der vorliegenden stellen, werden fast auto matisch zu Spurensuchern des geschichtlich Gewordenen. Im Grunde

, dann trägt diese meist recht bäuerliche Züge, weil früher die große Mehrzahl der Menschen von der Landwirtschaft gelebt hat. Aber wenn wir Tirol nur ländlich sehen, dann werden wir der Realität nicht gerecht. Es hat auch Städte gegeben, und städtisches Leben war anders, auch wenn Kleinstädte, zu denen Bruneck zu rechnen ist, starke agrarische Züge getragen haben. Der Text versucht eine Annäherung an das mittelalter liche Bruneck. Einen nicht geringen Teil ihrer Eigenart verdankt die Stadt der Tatsache

, dass der Bischof von Brixen der Stadt herr war und nicht der jeweilige Tiroler Landesfürst. Das heißt zunächst einmal, dass die Brunecker Probleme mit Wissen und Zustimmung des Bischofs entschieden wurden. Streng genommen waren die Brunecker, wenn sie die Stadtgrenzen überschritten, im Ausland, was sie gelegentlich auch zu spüren bekamen, wenn es etwa um Handelsprivilegien ging.

16
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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 139 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
abbrannte. Als 1636 im Neustift'sehen Amts hause in der Unterstadt (heute Stadtbibliothek) Feuer aus brach, fand man die Schlüssel zum Unteren Stadttor nicht, sodass großer Wassermangel herrschte, der das Löschen des Feuers beeinträchtigte. Das waren einzelne Brände; was aber eine wirkliche Feuers brunst bedeutete, erfuhr die Stadt Bruneck im Jahre 1723. Damals brach am 11. April gegen Mittag im Haus des Kohlgru- berwirtes und Ratsbürgers Gregor Mittermayr (heute Oberragen Nr. 23) Feuer

aus, das sich infolge des heftig wehenden Ostwindes im Nu über die ganze Stadt verbreitete. Die Hitze war derart, dass man in die Gassen nicht hineinkonnte, sodass das meiste Inventar verbrannte. Zwei Bürger kamen bei den Löscharbeiten ums Leben. Etwa drei Viertel der Stadt brannten ab, darunter die gesamte Altstadt. Verschont blieben die obers ten Häuser des Oberdorfes mit Widum, Pfarrkirche, Palais Sternbach, die bergseitige Häuserzeile zwischen dem Palais und dem Oberen Stadttor, ferner das Kapuzinerkloster

und einige Häuser am heutigen Kapuzinerplatz. Sogar die Brücken und ein Teil der Bürgerwiere verbrannten. Was dann an Hilfs maßnahmen folgte, war auf ganz Tirol verteilt, vor allem aber wirkte sich die tätige und finanzielle Nachbarschaftshilfe der Tauferer positiv aus. Es dauerte Jahre, bis die Stadt wieder aufgebaut war. Vor allem die Stadtkasse wurde arg bean sprucht, denn die Brücken mussten wiederhergestellt werden, das Rathaus und das Schulhaus waren wieder aufzubauen, der Pulver- und der Rainturm neu

einzudecken und Letzterer auch mit neuen Glocken zu versehen. Das Feuerlöschwesen der Stadt wurde nach dieser Katastrophe, so gut es ging, verbes sert. Es wurden zwölf sächsische Handfeuerspritzen angekauft. Bis 1836 blieb Bruneck dann von Feuersgefahr mehr oder weniger verschont. Am 8. Juli jenes Jahres schlug der Blitz in das Stallgebäude ein, das zum Palais Sternbach gehörte. Der Stall und das westwärts anstehende Gebäude (heute zwei Häuser: Foto Rapid und Drogerie Zieglauer) brannten ab. Am Tag darauf

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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 15 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
Die Gründung der Stadt Bruneck Städte waren gemäß den Perspektiven ihrer Herren und Gründer immer auch Markierungspunkte ihrer Macht und Orte der Herrschaftssicherung. Das traf auch für Bruneck zu. Zwar hatte Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1091 die Graf schaft im Pustertal an den Bischof von Brixen übertragen, aber 150 Jahre später waren von dem Machtteppich, den die Bischöfe mit dieser Erwerbung über das Tal gebreitet hatten, nur noch einzelne Flecken übrig. Die weltliche Herrschaft

nützt zu haben und mit der Gründung von Burg und Stadt Bruneck den Pustertaler Kernbereich für Jahrhunderte der bischöflichen Herrschaft erhalten zu haben. Die Grafen von Tirol und die Grafen von Andechs waren um die Mitte des 13. Jahrhunderts am Aussterben. Kurz vor seinem Tode (1253) erlitt Albert III., der letzte Graf von Tirol, bei Greifen burg in Kärnten gegen den Salzburger Erzbischof eine arge militärische Niederlage, als er versuchte, seine Machtposition und die seiner designierten Erben

, der Grafen von Görz, im Oberkärntner Raum auf Kosten der Salzburger Erzbischöfe auszubauen. Er geriet in Gefangenschaft und musste sich nicht nur mit viel Geld freikaufen, sondern obendrein die beiden jungen Görzer Grafen, Meinhard II. und Albert II., als Geiseln stellen. Genau diese Schwächeperiode der Tiroler und der Görzer Grafen nützte Bischof Bruno von Kirchberg, um durch den Bau von Burg und Stadt Bruneck sich im mittleren Pustertal eine Machtbastion zu errichten

, die dann auch gegen die wieder erstarkten Grafen von Görz-Tirol gehalten werden konnte. Dafür, dass die Stadt Bruneck an dem Ort erbaut wurde, wo sie heute noch steht, gibt es mehrere Ursachen. Einmal gehörte der Grund und Boden dem Bischof, denn schon um das Jahr 1000 hatte eine edle Frau namens Suanihilt ihren Besitz in Ragen (Ragouva) in der Grafschaft Pustertal dem Bischof Albuin von Brixen geschenkt. Die Ortschaft Ragen ist älter als die Stadt Bruneck. Noch heute wird die Brunecker Oberstadt, die sich nordöstlich des Oberen

19
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Category:
Geography, Travel guides , History , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2005
Bruneck : das Stadtbuch
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Page 52 of 168
Author: Tasser, Rudolf ; Kofler, Daniela / Fotografien: Daniela Kofler ... Text: Rudolf Tasser
Place: Bozen
Publisher: Verl.-Anst. Athesia
Physical description: 153 S. : überwiegend Ill.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Bruneck ; z.Geschichte<br>g.Bruneck ; s.Heimatkunde
Location mark: II 234.571
Intern ID: 403253
4«l49 Goldene Rose), bis hinunter zum Ursulinenkloster. Der Graben an der Südseite der Mauer am Schlossberg hinüber zum Kühbergl hieß der Zwingergraben. Im Zwinger steht auch ein an die Stadtmauer angebauter Halbrundturm. Die Gärten im Zwinger wurden um die Mitte des 16. Jahrhunderts angelegt. Diese wurden den Bürgern und Inwohnern gegen eine an die Stadt zu zahlende Gebühr zur Nutzung überlassen. Das kurze Grabenstück zwischen dem Oberen Tor und dem Oberdorf hieß einst Pfeffergraben. Der Name

von Stadt gräben gab. Der Pfeffer- und der Zwingergraben waren mehr oder weniger tiefe und breite mit Steinen ausgelegte trockene Wehrgräben, während der Untere Graben vom Kälberskopf abwärts bis zum verschwundenen Tor unter dem Ursulinen kloster mit Wasser gefüllt war. Das Wasser wurde von der Bärgerwiere, die beim Totensteg (heute Kuntnerbrücke) aus der Rienz ausgeleitet wurde, in den Graben geführt. Das Wasser des Grabens wurde auch zum Bewässern angrenzender Felder und Gärten verwendet. Die Frage

, ob der Stadtgraben einiger maßen sauber gehalten wurde, lässt sich vorsichtig bejahen. Zwar wurden die Abwässer der Stadt in den Graben entsorgt, aber wenn die Bürger und Inwohner sich ihres Hausmülls entledigen wollten, empfahl man seitens der Stadt, diesen in die Rienz und nicht in den Stadtgraben zu werfen. Wie archäo logische Grabungen durch Dr. Reimo Lunz anlässlich der Sanierung des Hölzlhauses am Graben ergeben haben, war der Untere Graben zirka zehn Meter breit und drei Meter tief. Der Graben

eingezogen werden, der die Abwässer der Stadt in die Rienz leitete. Dieser Kanal war etwa 80 Zentimeter breit und 60 Zentimeter tief, mit Granitquadern ausgelegt und mit Steinplatten zugedeckt. Er stand auf einem Pfahlgerüst aus lärchenen Balken. Die Kosten für die gesamte Arbeit wurden auf 2400 Gulden veranschlagt. Dass das

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