April bis Juni.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 2)
6. Mai. Der hl. Johannes von Damaskus. 175 gegen die Christen benahmen. Der Vater unseres Heiligen wendete seinen Reichthum und seine Macht dazu an, um Christen aus der Sklaverei loszukaufen. Da brachten einmal die Sarazenen von einem Kriegszug eine große Menge gefangener Christen nach Da maskus, und unter denselben auch einen Mönch. Gott fügte es, daß der christliche Beamte denselben als einen außerordentlich gelehrten Mann kennen lernte und deßhalb vom Kalifen dessen Loslassung erbat
. Dieser Mönch hieß Kosmas; er ließ sich gern von seinem Wohlthäter bewegen, in dessen Wohnung zu bleiben, um seinen einzigen Sohn zu unterrichten und zu erziehen. Dieser Knabe war eben Johannes, dessen Fest heute gefeiert wird. Der Mönch unter richtete den Knaben Jahre lang, und dieser machte so ausgezeichnete Fortschritte, daß endlich der Lehrmeister gestand, nun könne er dem Schüler nichts mehr nützen, dieser habe ihn nicht nur erreicht, son dern fange schon an ihn zu übertreffen. Der Mönch verlangte
nun ernstlich entlassen zu werden, um wieder in klösterlicher Einsamkeit seine frühere Lebensweise fortzusetzen. Der Beamte, obschon sehr ungern, entließ den Mönch und starb nach einiger Zeit selbst. Der Kalif war so wohl mit demselben zufrieden gewesen, und der Sohn Johannes hatte sich schon eine so große Achtung erworben, daß der Fürst diesem eine noch größere Gewalt übertrug, als dessen Vater gehabt hatte; er machte ihn zum Statthalter von Damaskus. Hier hatte nun Johannes Alles, was sich der Mensch
auf Erden nur wünschen mag. Damaskus liegt in einer der schönsten Gegenden der Welt; war also ein sehr angenehmer Aufenthaltsort, Johannes war reich und nach dem Fürsten der angesehenste, geehrteste Mann in der Stadt und im Land; und zugleich hatte er eine große Gewalt und großen Wirkungskreis als Statthalter. Seine Religion durfte er ungehindert beibehalten und üben, ja er konnte in seinem Amte wahrscheinlich den Christen, seinen Brüdern, manchen Vortheil Verschaffen. Allein Johannes fand es zu schwer
, in dieser Stelle ernstlich das Heil seiner Seele Zu wirken und so ausschließlich Gott zu dienen, wie ihn sein Gewissen dazu aufforderte. Er entschloß sich daher der Welt und ihrem Dienste zu entsagen, und begehrte von dem Kalifen die Entlassung. Dieser gab sich vergeblich alle Mühe, den Statt halter zu bereden, sein Amt ferner fortzuführen, Johannes blieb