2 I. Die Entwicklung der deutschen Alpendörfer. Zu erwähnen ist noch, daß in dem ersten, exegetischen Teil nichts wesentliches geändert, daß aber in der Zweiten polemischen Hälfte manche Stelle gestrichen worden ist. Übrigens ist später, 29. Oktober 1875, eine Verteidigung des Herrn Professors von Jnama -Sternegg, hierauf am 24. No vember 1875 eine Entgegnung von mir und endlich, 7. Januar 1876, das Schlußwort des Gegners erschienen, doch enthalten diese Schriftsähe nichts Neues und es schien

daher nicht nvthwmdig, sie hier wieder abzudrucken. Schließlich bemerke ich, daß ich mich mit dem sonst sehr liebenswürdigen Herrn v. Jnama-Sternegg, mit dem ich schon früher befreundet war, längst persönlich ausgeglichen habe. Es ist sehr erfreulich, daß man jetzt sogar in Inns bruck anfängt, über die Entwicklung der deutschen Alpen dörfer zu denken und zu schreiben. Zwei Abhandlungen, welche Hr. Professor K. Th. v. Jnama-Sternegg vor kurzer Zeit erscheinen ließ/-') erinnern mich aber lebhaft

, daß ich im Laufe der Zeiten auch schon einiges an den Tag gegeben habe, was in diesen Gegenstand einschlägt. Wenn ich mich recht zusammennehme, so ist mir gerade, als ob ich eben falls über die Entwicklung der „deutschen' Alpendörfer schreiben könnte. Ja, ich möchte einen eigenen Trieb hiezu sogar in dem Umstände finden, daß meine Anschauungen dem Hrn. Professor v. Jnama-Sternegg ganz unbekannt geblieben sind und daher schon ihm zu liebe wieder vor- Untersuchungen über das Hofshstem im Mittelalter

, mit. besonderer Beziehung auf deutsches Alpenland, von Vr. Karl Theodor von Jnama-Sternegg, k. k. o. ö. Prof. an der Leopold-Franzens- Univerfität Zu Innsbruck. Festschrift zur 400jährigen Jubelfeier der Ludwig-Maximilians-Üniversität zu München. Innsbruck. Verlag der Wagnerischen Universitäts-Buchhandlung. 1872. Die Entwicklung der deutschen Alpendörfer. Ein wirtschafts geschichtlicher Essay von Karl Theodor v. Jnama-Sternegg. (Im „Historischen Taschenbuch' von 1875, herausgegeben von W. Riehl.)

I. Tie Entwicklung der deutschen Alpendörfer. JZ Offene Augen finden daher ohne Mühe heraus, daß die deutschen Namen in Alttirol fast lauter Spätlinge, näm lich nicht in den Tagen der ersten Landnahme, sondern erst seit dem elften Jahrhundert, d. h. in einer Zeit entstanden sind, wo die Sprache im Namenwesen die eponhmische Weise aufgegeben und dafür die deskriptive angenommen hatte. Manche unter ihnen, die gar so einfach und unbe fangen aussehen, sind wahrscheinlich nur Übersetzungen

ihrer ladin ischen Vorgänger. So mögen z. B. Mittewald, Schön berg, Schönwies, Kaltenbrunn vor Zeiten lei chili ch 8('Ivn. ànw bello, dello. ?0àna fi'oäclg. geheißen haben. Eben so ging es Wohl mit den Geschlechtsnamen, wie das in Enneberg noch deutlich zu sehen ist. Wer da z. B. im ladinischen Heimatsdorf Dapont, Damont heißt, der wird beim deutschen Amte Brucker, Berger geschrieben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Ahnen der jetzigen Brucker, Berger, Gruber, Bichler u. s. w. einst guten Teils

wird, daß diese romanischen Ortsnamen schon seit hundert Jahren die Aufmerksamkeit aller salzburgischen Geschicht schreiber und Topographen angezogen haben, so wird doch auch zugestanden werden, daß es bei dieser ruhmenswerthen Aufmerksamkeit lediglich geblieben sei. Zuletzt erschien im November 1885 meine Schrift „Zur Namens- und Landeskunde der deutschen Alpen', welche jene Abhandlung aus dem Jahre 1881, beträchtlich erweitert, wieder in sich aufnahm. Dagegen erhob sich nun ein schon genannter Herr Theodor

90 Ein neuer Gelehrter. Hier schließe ich, herzlich froh, des widerlichen Ge schäftes endlich los zu sein. Es ist ein Beitrag zur süd deutschen Culturgeschichte, der da zeigt, daß in unseren Breiten doch noch sehr viel unvertriebene Rohheit sich bis auf dm heutigen Tag-erhalten hat. Für mich ist's eine Ent täuschung mehr. Als ich auf dem Titel Theodor von Grienb erger las, ergriff mich ein holder, leider falscher Wahn. Dieser hoffnungs volle Jüngling, dachte ich, von adeliger Geburt

36 I. Die Entwicklung der deutschen Alpmdörfer. lekt und all ihren Überlieferungen aus, ehe sich eine „wissen schaftliche' Hand rührt, um ihre Schätze zu heben. Die für ihre Zeit vortrefflichen Aufsätze über Gröben, und das my stische Enneberg, welche der „Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol' in den Tagen der bayerischen Knecht schaft brachte, haben eine Nachfolge fast nur in Beda We bers „Passeier' gefunden, obgleich seitdem bald siebenzig. Jahre vergangen sind. Die Einteilung

zu Beschwerden gefunden haben, denn er hat das Sündenregi ster, mit dem er drohte, nicht aufgestellt. Er selbst brachte seine Sammlung auf vier Bände und Richard Schröder, der sie fortsetzte, sügte noch zwei andre hinzu; auch sind seitdem in mehreren deutschen Ländern die dort gesammelten Weistümer gesondert ans Licht getreten; kurz es Zeigt sich jetzt einiges Leben auf diesem Felde. Heute gedenken wir nun von den tirolischen Weis- tümern zu sprechen, welche im Austrage der kaiserlichen Aka demie

, wie-die andern Deutschen, die Augeu auch etwas aufzuschlagen und kleinweise Schriftstellerei zu treiben, aber die schönen Bestrebungen hielten nicht lange vor, sondern wurden von dein Kurfürsten Karl Theodor selbst wieder unterdrückt. König Max I. berief später die ersten „Norddeutschen', hatte aber wenig Glück mit ihnen; die damaligen Münchner trachteten diesen nur das Leben Zu verleiden, wollten aber

Beiträge zur Kunde der deutschen Sprache, Mythologie und Sitte liefern, ') Erschien am 15. September 1880 in den Göttingischm ge lehrten Anzeigen.