der zweinächften Sibyllen. Die dritte, an der Gewölbe kappe rechts vom Befchauer, thront auf Wolken und ift mit dem Körper nach rechts gewendet, das Haupt aber nach links. Mit dem rechten Arm hält fie ein Kreuz um- fchlungen, deffen Querbalken auf ihrem Nacken ruht, während die linke Hand mit ausgeftrecktem Zeigefinger begeiftert erhoben ift. Bemerkt fei, dafs die Zeichnung über den Rand der Umrahmung hinausreicht eine Frei heit, welche (ich die Maler des 17. und 18. Jahrhunderts ja oft geftatteten, wovon
aber unfer Bild doch eines der früheften Beifpiele fein dürfte. Wieder lieft man auf einer Marmortafel den Spruch: CRVC1 DAMNABVNT INNOCENTEM • Die Körperformen diefer Geftalt find von monumen taler Kraft, der Kopf ftark in Dreiviertel-Profil der Unterleib ftark verkürzt. Die Wangen find voll' der Typus des Gefichtes rundlich. Das Haar wallt von' der Stirn begeiftert aufwärts und ift fchr frei und lebendig behandelt. Von dem Hälfe fchwingt fich nach links ein goldiggelbes Tuch, das vorn zu einem Knoten
Ver fehlungen ift, lebhaft flatternd und den Kopf vollkom men frei laffend, auf und unter dem Kreuzesbalken durch im freien Schwünge empor. Das lichtrothe im Schatten lilafarbene Gewand in lebhafter Bewegung wird unter der Bruft von einem gebrochen blauen Gürtel zufammen- gehalten. Die Faltenmotive find der großen Energie der Bewegung zufolge an diefer Sibylle faft wirr und mit unter hart und unausgeglichen. Das Colorit ift durch zu ftarkes Putzen fleckig geworden. In der Gewölbekappe
übergehendes Oberkleid mit kräf tigen Tönen und energifchen Schatten in den tiefen Faltenbrüchen. Die fchönen ausdrucksvollen Gewand motive, frei von jeder Kleinlichkeit, bilden befonders durch ihre dermomentanen Körperbewegung entgegen- gefetzte Richtung einen prächtigen Gegen fat?.. Die Sibylle ift nämlich in rafcher Wendung nach links ge dacht, während fie begeiftert mit der Hand die Fahne erhebt, auf die auch ihr Blick gerichtet ift. An allen diefen vier Gcftalten macht fieli der Styl Paolo Veronese's
discreter Weife auf, fo befonders im Typus der zweiten Sibylle, aber auch in der dritten. In der etwas gar zu bewegten Haltung der einen und der anderen der Figuren liegt ebenfalls etwas, was wenig- ftens auf diefe fpätere Zeit hinzuweifen feheint. Im Ganzen find diefe fchönen Fresken aber frei von leeren Übertreibungen. Der ideale Gedanke des Malers, die heilige Gefchichte von der Verkündigung, Geburt, Tod und Auferftehung des Erlöfers in vier Sibyllen-Gcftalten darzuftellen,hat nicht bloß