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-— 206 —- „Habt recht! habt recht!" antwortete er gefällig. „Gleich das erste Haus rechts, dort wo rückwärts der große Apfelbaum steht, ist die Heimat des Geigenmachers. Braucht nur mit mir zu gehen; muß ohnedem dort die Holzblöcke abladen." Bepvo und sein Freund Bartolomeo folgten dem Alten. „Werden wir den Meister wohl zu Hause treffen?" setzte der Krüppel das Gespräch fort. Schon drangen die weichen Weisen einer venetianischen Bar carole an das Ohr der Ankömmlinge. „Natürlich ist der Vetter

daheim", entgegnete der Alte. „Hört Ihr ihn nicht geigen? Jetzt fiedelt er den ganzen Tag, da er nächstens hinauf nach Innsbruck zu Hof gehen soll!" fuhr der Hansel immer redseliger fort. Geschäftig öffnete er den Italienern die Hausthüre, dann gieng er an seine Arbeit, die Trümmer der stolzen Haselfichte vor Meister Jakobs Hause abzuladen. Als die Hausthüre in ihren Angeln knarrte, verstummte drinnen das Geigenspiel; mit der Violine in der Hand kam Meister Jakob, die Ankömmlinge mit mißtrauischen

Blicken musternd, den beiden Eintretenden entgegen. Beppo ließ ihm nicht lange Zeit zur Musterung, ihm die dürre, braune Rechte treuherzig entgegenstreckend, sprach er den ihn nun erkennenden Meister an. „Seid gegrüßt, Meister Stainer! Wir kommen im Aufträge der hohen Frau Marchesa Capra, Euch eine Botschaft auszurichten." Stainers Augen leuchteten auf; sie brachten ja Nachricht von. seiner Teresina. „Gott grüß' Euch, Beppo!" erwiderte Jakob die Ansprache des Wälschen, ihm derb die dargebotene Rechte

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Fiction

Year:

1896

Herr Tänzl.- (Tiroler Romane ; 4)

Page 122 of 257

Physical description: 249 S.

Schritten in's Gemach. „Wir müssen unser Geld haben, Herr Kammermeister!" polterte der Fleischer im Eintreten. „Ja wohl — unser Geld! " mäckerte der muthige Schneider meister hinter dem b reite n Rücken des Müllers hervor, stets diesen Rücken als Deckung benützend, wenn ihm der wüthende Kammer meister mm Gser des Gefechtes etwas zu nahe kam- ^ „Ja, ja, wir wollen jetzt gezahlt sein!" brummte der Bäcker meister im tiefen Bass. „Keinen Tag warten wir länger!" unterstützte der breit schulterige Müller.

Location mark: 256/4

Intern ID: 73660

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Fiction

Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 127 of 280

jahrein die Flöte!" Seine dunklen Augen stechend auf sie heftend, fuhr er fort: „Ihr nehmt warmen Antheil an dem Burschen, wie es scheint? Freilich vor Jahren, als wir in Venedig zusammen lebten, war er ganz ein anderer Mann!" Sie. fühlte, wie ihr das Blut plötzlich in die Wangen schoß, kaum mehr mächtig, die mit Geschick begonnene Comödie fortzusühren, fragte sie stockend weiter: „In Venedig traft Ihr diesen Mann?" „Wir lebten Beide als Lehrlinge der Geigenmacherknnst im I Hause unseres Meister

Vimereati—" Die Marchesa zuckte bei Nennung dieses Namens zusammen. „Ich hatte leider kein Talent hiezu, und blieb ein Stümper — Jakob Stainer, so heißt der Mann", sie schrack neuerdings zusammen — „Jakob Stainer", fuhr er fort, „hätte ein großer Meister werden können." „Und weshelb wurde er es nicht?" fragte sie wieder gefaßter. Beppo lächelte. „Was könnten auf Erden die Männer nicht Großes leisten, wenn es keine Weiber gäbe! Meister Vimereati war der Vater eines holden, schönen Töchterleins

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Fiction

Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 73 of 280

66 Mädel vor den Leuten in's Gerede gebracht, Ihr dürft das arme Ding jetzt nicht mehr sitzen lassen! Verstanden." „Ich bin doch nicht verpflichtet —" wagte Meister Jakob zu entgegnen. „Ja verpflichtet, zehnmal verpflichtet seid Ihr, die Schwester zu Euerem ehelichen Weibe Zn machen. Ihr habt sie um ihre Liebe gefragt, und sie hat sich einverstanden erklärt. Mehr braucht es nicht unter ehrlichen Leuten!" „Ob es Euerer Schwester das gewünschte Glück bringt?" meinte er kleinlaut

. „Nur einmal heirathen!" erwiderte die schneidige Frau Schneider ineisterin. „Das Andere kommt dann schon von selbst. Ich war in meinen seligen Spottl anch nicht gerade verliebt, als er mich zum Altar führte, und Hab' doch recht glücklich mit dem braven Manne gelebt. Glaubt mir, Meister Jakob, es gewöhnt sich auf der Welt Alles zusammen, und schneller zusammen, als Ihr da meint. Meine Schwester ist ein gesundes, sauberes, braves Mädel, das obendrein noch einen Kreuzer Geld erwarten darf! Gewiss, Ihr werdet

in der Ehe der glücklichste Mensch, und die Arbeitslust wird Euch wieder kommen, wenn einmal etwas Kleines in der Stube herumkrabbelt. Aber heirathen müßt Ihr die Margareth, das seid Ihr dem Mädel vor Gott und der Welt schuldig, wenn anders Ihr noch einen Tropfen Ehrgefühl und einen Funken Religion habt!" Stainer schwieg. Frau Eva erhob sich, und ergriff seine Hand. „Meister Jakob, ich verlasse mich darauf, in der Woche nach Pfingsten wird Hochzeit gemacht. Berstanden? Ich gehe jetzt ge radenwegs

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Fiction

Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 66 of 280

fertig." Meister Jakob lächelte fast höhnisch vor sich hin. „Hast Recht, Vetter Hansel! Hätte das Ding längst schon zusammenleimen können! — zusammenleimen!" lachte er plötzlich wie toll auf. „Du hast das rechte Wort getrosten, Vetter! Man muh ja Geld verdienen, wenn man nicht hungern will! O Kunst! O heilige Kunst!" rief er aus, und verfiel wieder in sein früheres Brüten. „Wirst halt keine Arbeit mehr kriegen, wenn Du' nichts fertig machst!" brummte der alte Hansel wieder dazwischen

. „Ist es denn eine so große Mühe, so einen Geigenkasten zu flicken? Möchtest doch meinen, jeder bessere Tischler brächte das auch zusammen!" „Du sprichst eben, wie^ Du es verstehst!" fiel ihm der Meister in das Wort. . „Sag einmal dem Hubertischler drunten in der Stadt, er soll Dir so eine Geige machen, und soll sie hinauf- tragen zum wälschen Capellmeister des Erzherzogs, frag' ihn dann, wie viel Geld er für seine Arbeit nach Hause gebracht?" „Nu — Nu!" meinte der Alte beschwichtigend, es wird schon eine Kunst

sein das Geigenmachen, sonst könntest Du damit nicht so viel Geld verdienen. Aber wenn man einmal so ein Handwerk oder so eine Kunst ordentlich erlernt hat, soll man eben damit Geld verdienen, und nicht Lageweise eine alte Geige hinten und vorne betrachten! Du verstehst es ja, wie ichs meine!" „Ja, wer immer Arbeiten könnte!" seufzte Meister. Jakob.

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 254 of 280

247 minder glückliches Menschenkind, als es iit diesem Augenblicke Frau Eva Spöttl geborene Holzhammerin war. Am Bette Meister Jakobs lag das sorgsam geputzte, viele Jahre nicht mehr im Gebrauche gewesene Feiertagsgewand Stainers zum Anziehen bereit, daneben die glänzend geputzten Schnallenschuhe, welche ein beredtes Zeugnis von Hansels emsigem Fleiße gaben. Sogar eine große weiße Halskrause hatte sich Meister Jakob vom Absamer Gutsherrn, dem reichen Herrn von Kripp zu Krippach, aus geliehen

, da griff er nochmals nach ihrem schlanken Halse, nach dem daneben liegenden Bogen, und gieng hinaus in den kleinen Garten. Da klang es plötzlich so wohlig und weich hinaus ins herrliche, sonnige Thal, wie Engelsang aus ferner, anderer Welt. Der Finke oben am Apfelbaume, das Rothkelchen im dichten Fliederbnsche, der Goldkäfer, der an der kaum aufgeblühten Rose hing, sie Alle lauschten den melodischen Weisen, welche der Meister wonnetrunken seiner

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 121 of 280

den jungen Meister von seinem von Zeit zu Zeit auftauchenden Trübsinne heilen werde. Willenlos ließ sich Meister Jakob die ihm bestimmte Braut näher bringen, ja das stille und anspruchslose Wesen der engels guten Margareth Holzhammer schien anfänglich wohlthuend auf sein krankes Gernüth zu wirken und ließ ihn manchmal glauben, er könne in dieser Ehe vielleicht doch die Herzensruhe fürs weitere Leben sinden. Plötzlich gab es wieder Augenblicke, wo die versteckte Glut k im Innern seines Herzens in hellen

Flammen aufzulodern begann, und die Erinnerung an feine einst so heißgeliebte Teresina ver drängte für Tage und Wochen das Bild der stillen Tirolermaid aus seinen Gedanken. So waren Monate und Monate vergangen, ohne daß sich Stainer dazu entschließen konnte, seiner ihm bestimmten Braut end lich vor dem Altäre die Hand zum ewigen Bunde zu reichen. Der Besuch der Frau Eva Spöttl, welchen wir in einem früheren Kapitel | beschrieben, war nur einer der wiederholten Versuche, den stets ' zaudernden Meister

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 93 of 280

86 seinem Gefolge jeden Augenblick vom Hallthale herüber kommen, hier in der Nähe Rast zu halten!" „Was kümmert dies mich?" brummte Stainer unwillig, und führte wieder ein paar Hiebe gegen sein Opfer. Wieder rollten einige Steine von oben herab, der Störefried kam näher, wie ein Berggeist stand der Bucklige plötzlich vor dem verdutzten Meister. „Was glotzest Du mich so an?" fragte er, die eigenthümliche Erscheinung mit drohenden Blicken messend. „Diese Stimme!" nahm Beppo erstaunt das Wort

. „Wäre es möglich? Und doch, es ist wirklich so! Ihr seid kein Anderer als Jakob Stainer!" „Man nennt mich so." Antwortete der Meister trocken. Der Bucklige schritt wieder näher. „Erkennt Ihr denn den Beppo nimmer, den armen Beppo, der viel dutzendmal am Chor der Markuskirche an Euerer Seite die Flöte blies?" Stainer starrte den Ankömmling eine Weile lautlos an. Der Krüppel fuhr fort: „Den Beppo, welcher Euch oft beneidete, weil Ihr als ge lehriger Schüler die Gunst des Meisters Vimcrcati besaßt

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 68 of 280

„Wie sieht der Baum aus?" „Wie er ausschaut?" brummte der Alte vor sich hin. „Wer' einmal im Leben einen Solchen gesehen hat, der weiß es! Freilich, wer nicht gelernt hat, darauf acht zu geben, der geht daran vorbei wie an jedem anderen Baum. Aber ich, der alte Schäfer Hansel, ich kenns wie Du. Du brauchst mich nicht hochmüthig auszu- lachen." „Woran erkennst Du sie?" forschte der ungläubige Meister. „An der Rinde vor Allem!" fuhr der Alte eifrig fort. Als meine Augen noch jung und gut

?" Meister Jakob hatte sich erhoben. „Und Du wüßtest mir einen solchen Baum?" „Holl mich der — hätt' ich bald was gesagt — glaubst Du denn, der alte Schäfer Hansel wolle Dich anlügen? Soll mich der — hätt' ich bald was gesagt — wenn ich Dir nicht einen solchen Baum ganz genau ansag'!" „Wo? Wo steht er? Doch auf der Sonnenseite?" „Wo denn anders!" erwiderte Häusel fast gereizt. „Weiß ich doch schon lang, daß Ihr Geigenmacher -kein anderes Holz brauchen könnt, als was ans der Sonnenseite ge wachsen

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Year:

1896

Herr Tänzl.- (Tiroler Romane ; 4)

Page 15 of 257

Physical description: 249 S.

meister mit den knochigen Fingern durch den Kranz seiner struppigen Haare, welche seine blinkende Glatze umrahmten- „Prachtvolle Mädchen sind es", mengte sich hkk ouch Herr Fugger in das Gefpüch. „Das wären einmal leuchtende Acug- lein, an denen sich mein Freund Tauzl die Flügel verbrennen könnte." „Dass Ihr doch immer und ewig Eueren angebetete» Länzl verheiraten wollt?" näselte der Bucklige. „Warnin habt Ihr Euch selbst nicht das eheliche Glück verschafft und seid ein Hagestolz wie ich geblieben

?" „Eben «eil ich e- versäumte, soll cs Freund Täuzl nicht versäum«", erwiderte der Bergherr. „Als ob da viel dabei versäumt wäre, wenn man sich dazu entschließt, ohne einer Stube voll ungezogener Rangen durch dieses irdische Jammerthal zu wandeln!" entgegnete Schiffmann. „Nicht jedermann hat das große Glück, wie der Herr Ramm« meister, ein traute- Gemahl ohne den lästigen Kindersegen zu de^ sitzen. Wie befindet sich die liebwerte Frau Cordula?" Lachsenfetder warf dein Boshaften einen grimmigen Blick

Location mark: 256/4

Intern ID: 73660

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 70 of 280

63 Deine Geigen abkaufen? Das gemeine Volk ist bald mit irgend einer Fiedel zufrieden, wenn's um Kirchweih zum Tanz geht." Meister Jakob antwortete nicht mehr; er holte eine Geige von der Wand herab, ergriff dm Bogen, und begann, in der Stube auf ab gehend, eine italienische Canzonetta zu spielen. Schwär merisch blickte sein blaues Auge hinaus in den goldenen Glanz des sonnigen Frühlingsmorgens. Es mochte eine traute Erinnerung sein, "welche die Töne in ihm Uvachgerufen. Selbst der Prosaische

hat si e gesungen!" ' -- Bon den Eindrücken der aüftauchenden Erinnerung überwältigt, sank der Meister mit feuchten Augen aus seinen Stuhl. Der Schäfer Hansel schüttelte den Kops. Es war ihm nichts Neues, daß Vetter Jakob so manchmal' in ein finsteres Brüten versank; dies wußte er so gilt, wie die ganze Nachbarschaft. Konnte

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 71 of 280

64 — man den jungen Meister auch nicht geradezu geisteskrank nennen, so stand doch fest, daß er zum mindesten gemnthskrank sei. Er hatte seit seiner Rückkehr aus der Fremde Niemandem das Leid an vertraut, welches zweifellos an seiner jungen Seele nagte, doch mußte er in der Ferne so manches Bittere erlebt haben, dessen von Zeit zu Zeit auftauchende Bilder ihn plötzlich für Tage und Wochen zum arbeitsscheuen Brüter machten. Diesmal sollte Stainer nur zu bald, seinen beginnenden Träumereien

Spöttl hier bei mir in Absam?" fasste sich Stainer. „Womit kann ich dienen?" Frau Eva ließ sich unaufgefordert auf der Ofenbank nieder; Mit einer nichts Gutes verheißenden Miene eröffnete sie das Gefecht. „Was mich zu Euch her treibt, Meister Jakob, müßt Ihr wohl gerade so gut wie ich. Mit meiner. Schwester Margareth muss, nun Alles bald, recht bald in die Ordnung kommen.. Das Ver sprechen. und beständige Hinausschieben hat sein Ende; ich muss wissen, wie. meine. Schwester daran ist! Verstanden

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 181 of 280

— 174 Die Reiter haben mit ihrem Roß draußen auf der Straße ge wartet. Die alte Mordet hat es mir später eingestanden, daß ein fremdes Herrisches Weibsbild beim Stainer war, obwohl sie ihm hat versprechen müssen. Niemand ein Wort davon zu erzählen. Seitdem ist der Meister wie ausgewechsclt ! Er arbeitet wieder fleißiger denn je, und fiedelt wieder darauf los, daß es eine wahre Freude ist, ihm zuzuhören. Er müsse nächstens nach Innsbruck hinauf zu Hofe, sagt er, deshalb muß

!" Der redselige, alte Hansel hielt inne, denn Meister Jakob er schien rückwärts an der Thür, mit der Geige in der Hand. Andrä, der Schmiedgeselle, fand es für gut, sich ungesehen wieder zu entfernen. Stainer fuhr sich wie schlaftrunken über die Augen. „Was treibst Du da?" fuhr er den Alten an. „Soll mich gleich der — hält' ich bald was g'sagt —" antwortete fast gekränkt der Alte. „Klopf ich da gewiß schon eine halbe Stunde an Deinem Feiertaggewand herum, und Du fragst noch, was ich da treibe!" Ein leichtes

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 65 of 280

- und Geigen und wohl auch mit fertigen verstaubten Instrumenten- behängen .war. Am Ofen .lagen einige Fichten- und Ahornbretter,. - dahinter .das einsame Bett des Meisters, überhangen von ein paar rauchge schwärzten Heiligenbildern. Am Werktische sitzt der junge Meister, das Deckblatt einer zerlegten Violine nachdenklich mit Kenneraugen musternd, auf der .Ofenbank ihm gegenüber ein altes, schlotteriges Bäuerlein, welches sich, die Zeit damit vertreibt, von einem Scheite Fichtenholz allerlei Spähne

-herabzuschneiden. „Bist doch wieder einmal bei der Arbeit!" näselte-der Alte, mit -dem zahnlosen Munde wackelnd.. „Sollst doch : fleißiger Arbeiten, Jakob! Könntest ja. so viel Geld damit verdienen!" . ; . . Meister Jakob Stainer, der berühmte tirolische Geigenmacher, antwortete nicht; unr ein höhrbarer Seufzer entrang sich der Brust des sechsundzwanzigjährigen Mannes, sein. treuherziges, tiefblaues

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 72 of 280

wahrscheinlich in der Fremde, drinnen in Wälschland gelernt haben, wo's die Leute mit der Religion nicht so genau nehmen! Ha! heirathen kann er nicht! Sagt es besser frisch heraus, Ihr wollt , nicht! Aber ich sage Euch, Ihr müsst die Margareth heirathen!" ' Meister Jakob erwiderte ruhig: ; „Frau Spöttl denkt an die Zukunft Euerer Schwester! Sie ■ wird, sie kann mit mir nicht glücklich werden." „Sie muss es werden!" fuhr Frau Eva schlagfertig drein. „Ich gestehe meinen Fehler ja willig

ein!" unterbrach sie der - Meister. „Das wäre noch die höchste Frechheit, wenn Ihr —" „Laßt mich ausreden. Fran Spöttl! Laßt mich ausreden! Es ist wahr, ich habe daran gedacht, mir einen eigenen Herd zu . gründen, ich habe gedacht, Euere gute Schwester könnte vielleicht das Wesen sein, meinen Trübsinn für die Zukunft zu verscheuchen. Es ist wahr, ich habe in ihrer Nähe so manchmal meine trüben Ge danken vergessen können, aber diese Gedanken, sie kommen immer öfter, immer stärker

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1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 67 of 280

nicht. 'Ja, wenn in der ganzen Gegend noch eine richtige, ächte Hasel fichte aufzutreiben wäre!" „Hm!, meinte der alte Hansel drüben auf der Ofenbank. „Holl mich der — hätt' ich bald was gesagt; ich mein', ich weiß Dir einen solchen Baum." „Du? fragte der Meister halb verächtlich, halb neugierig. „Warum soll ichs nicht können?" entgegnete fast beleidigt der Alte. „Bin schon fünfzig Jahre Schafhirt in der Gemeinde, da kommt man mehr im Gebirg herum als mancher Gemsenjäger!" „Nun ja!" warf Stainer geringschätzig

nicht das Rechte gebracht hätt'. Soll mir's Einer nachmachen, wenn ich einmal die Augen zudrück' ! Du kannst es mir glauben, stolzer Herr Jakob, ich kenne die Haselfichten grad so wie Du, wenn nicht besser wie Du! Hol' mich der — hätt' ich bald was g'sagt — ich weiß Dir einen solchen Baum, daß Du im ganzen Tirolerlandl keinen schöneren finden magst." • • Meister Jakob starrte eine Weile 'wie unschlüßig vor sich hin.

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 183 of 280

zum Fenster heraus. Was der junge Meister nicht aussprechen wollte, nicht aussprechen durfte, die klingenden Saiten sangen es hinaus in den thaufrischen Maientag! Teresina! o Teresina!

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 21 of 280

„Flickschneider!" brummte der Alte wieder.. „Ist etwa dein Vater, der ehrsame Meister Spöttl, nur ein Flickschneider gewesen? War er nicht Zunftmeister durch lange Jahre? Das kannst Du auch werden, wenn Du einmal von der Fremde zurückkommst! Hat er nicht dieses Haus durch Fleiß und Sparsamkeit erworben? Hast Du nicht die besten Kundschaften von ihm übernommen?" „Ich mag nicht mehr bei Nadel und Bügeleisen sitzen!" lautete die bestinnnte Antwort. „Kann die Thresel in Hosdienste treten

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Year:

1896

Herr Tänzl.- (Tiroler Romane ; 4)

Page 232 of 257

Physical description: 249 S.

— 227 — Glatze umrahmten. „ Seht doch einmal ganz genau nach, Herr Jöchl!" „Ich meinte eben, dass Ihr Nachsehen solltet, Herr Kammer meister! Ihr sagt ja stets, dass Ihr so vortreffliche Augen habt." „Nun, ich denke, die Thnre wird schon gut verriegelt sein. Doch Vorsicht bleibt immer Vorsicht! Seht doch nach! Ihr habt ja die Laterne!" „Untersucht die Riegel! Ich werde Euch leuchten!" Lachscnfelder spitzte plötzlich die Ohren. „Was war das?" Jöchl machte sich ängstlich an den Kammermcister

Location mark: 256/4

Intern ID: 73660

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Fiction

Year:

1896

¬Ein¬ Bauernrebell.- (Tiroler Romane ; 3)

Page 101 of 347

Physical description: X, 335 S.

werden konnten, wußte doch alle Welt im Dorfe, daß Schmalhans in diesem Hause Küchen meister war. Schlecht und recht brachten sich die Beiden durch. Bruder Lambert war trotz seiner Jahre doch noch kräftig genug, sich bei den reichen Bauern als Tagwerker seinen Unterhalt zu

Location mark: 256/3

Intern ID: 73656

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Year:

1895

Teresina : Roman aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol.- (Tiroler Romane ; 2)

Page 148 of 280